Das Bedürfnis der Bahnkunden ist klar: Sie wollen pünktlich und sicher von A nach B kommen. Keinen Dienst er­weisen die SBB den Passagieren hingegen mit teuren Imagekampagnen und Werbeaktionen. Allein im letzten Jahr gab der Staatsbetrieb fast 70 Millionen Franken für PR aus.

Und die SBB-Eigenwerbung nimmt immer skurrilere Züge an: Im Frühling stellten die SBB einen Coiffeur-Wagen auf die Schienen, und man erhielt  gratis eine 80er-Jahre- Frisur. Anderntags sollten Bahnkunden ihr Schuhwerk fotografieren und die Bilder auf Facebook stellen. Der jüngste Coup: SBB-Personal verteilt Deos in Zügen. Begleitet von ­einem Hauch Selbstkritik: «Ja, wir bringen Euch manchmal ganz schön ins Schwitzen.»

Tatsächlich: So manches, was die SBB ihren Kunden bieten, ist wenig erfrischend. Entsprechend wird die Deo-Aktion auf Facebook kommentiert: «Die SBB sind schlecht organisiert und informieren ihre Passagiere zu knapp. Dafür kriegt man ein Deo, toll!» Schweisstreibend findet eine andere Kundin die «ewigen Verspätungen» we­gen «Stellwerkstörungen».

Solche Reaktionen machen deutlich: Punkten könnten die SBB in erster Linie mit besserem Service und mehr Zuverlässigkeit.

Die SBB bestreiten denn auch nicht, dass das Gratis-Deo nicht bei allen Passagieren gut angekommen ist. Etwa 10 Prozent der Reisenden hätte es nicht gewollt, sagt Sprecher Christian Ginsig. Er verspricht: «Solche Aktionen bleiben die absolute ­Ausnahme.»