Carmen Soland (Name geändert) rauchte jahrelang. «Im Herbst 2014 gelang es mir endlich, damit aufzuhören», sagt die 41-Jährige aus St. Gallen. Doch dann hätten ihr Werber an einer Frühlingsmesse eine Schachtel «Sweets»-Zigarillos der Marke Dannemann angeboten. Soland griff zu, weil auf der Verpackung nichts über den Nikotingehalt stand. «Ich dachte, die Zigarillos würden mich nicht gleich wieder abhängig machen», sagt sie.
Schadstoffe auch in Zigarillos
Hersteller Dannemann weiss mehr. Er bestätigt dem K-Tipp, dass die Zigarillos sehr wohl Nikotin enthalten, ebenso Teer und Kohlenmonoxid. Wie viel, könne man aber nicht sagen. «Bei der Produktion werden im Vergleich zu Zigaretten eine hochwertigere Tabakmischung und ein Naturdeckblatt verwendet.» Die individuellen Eigenschaften dieser Mischung würden stark von den Umwelteinflüssen auf die jeweilige Ernte abhängen. Deshalb sei die genaue Zusammensetzung des Endprodukts gewissen Schwankungen unterworfen, schreibt Dannemann Schweiz.
Ohne Deklaration haben die Zigarillo-Raucher keine Ahnung, welche und wie viele Schadstoffe sie zu sich nehmen. Bei Zigaretten ist dies anders: Auf jeder Packung muss von Gesetzes wegen der Gehalt an Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid angegeben sein.
Weshalb aber müssen Zigarillo-Hersteller die schädlichen Stoffe nicht angeben? Catherine Cossy, Sprecherin des Bundesamts für Gesundheit: «Zigaretten und Zigarillos werden unterschiedlich konsumiert. Bei Zigaretten wird der Rauch fast immer inhaliert. Bei Zigarillos eher nicht.» Deshalb seien Schadstoffmengenangaben für den inhalierten Rauch für diese Konsumenten weniger relevant.
Schweiz orientiert sich an der EU
Auch nach Einschätzung des Bundesamts gibt es also Raucher, die den Zigarillo-Dunst inhalieren – und so abhängig werden können. Dass dies problematisch ist, sieht Cossy ein: «Weil keine Deklaration verlangt ist, könnte der Eindruck entstehen, Zigarillos seien nikotinfrei.»
Trotzdem: Eine Pflicht zur Deklaration ist auch im neuen Tabakproduktegesetz nicht vorgesehen, das 2018 in Kraft treten soll. «Die Schweiz orientiert sich bei Tabakbestimmungen eng an den EU-Vorgaben, um keine Handelshemmnisse aufzubauen», so Cossy. Sie schiebt den Schwarzen Peter weiter: «In der EU ist die Messung der Schadstoffgehalte bei Zigarillos zurzeit nicht vorgesehen.»