Kürzlich kaufte Brigitte Ritzmann aus Ebnat-Kappel SG eine Flasche Rapsöl «Raps Plus» der Tessiner Firma Sabo. Zu Hause bemerkte sie, dass das Rapsöl zugefügtes Fischöl enthält. Ritzmann stört sich daran: «Damit hätte ich nie gerechnet. Das müsste viel besser gekennzeichnet sein.» Auf der Vorderseite der Flasche findet sich kein Hinweis auf das Fischöl. Kunden erfahren davon erst, wenn sie die sehr klein gedruckte Zutatenliste auf der Rückseite lesen.
Das Rapsöl ist kein Einzelfall: Viele vermeintlich vegetarische Lebensmittel enthalten Bestandteile von toten Tieren. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp bei Migros und Coop. Oft handelt es sich dabei um Gelatine. Sie besteht aus geschmacksneutralem tierischem Eiweiss, das aus gemahlenen Knochen und Haut von Schweinen und Rindern hergestellt wird. Gelatine verdickt, stabilisiert, kann Schäume herstellen und Wasser binden. In verschiedenen Lebensmitteln tauchen auch unerwartet Rindfleischextrakt, Hühner- oder Schweinefett auf.
Einige Beispiele:
- Fertigmischung Midor Mousse au chocolat (Migros): enthält Gelatine
- Vegetarisch: Betty Bossi Fairtrade Mischung Schokoladenmousse 2 x 80 g (Coop)
- Fairtrade Mousse au chocolat im Becher (Coop): enthält Gelatine
- Vegetarisch: «Mousse Chocolat» im Becher (Migros)
- Schweden-Cake (Migros): enthält Gelatine
- Vegetarisch: Schwedentorte (Migros)
- Bon Chef Premium Trüffelcrèmesauce (Migros): enthält Rindfleischextrakt
- Vegetarisch: Bon Chef Premium Eierschwämmchensauce (Migros)
- Bon Chef Easysoup Chinesisch (Migros): enthält Hühnerfett
- Vegetarisch: Bon Chef Easysoup Flädli (Migros)
- Roberto Grissini Torinesi (Migros): enthält Schweinefett
- Vegetarisch: Alnatura Grissini (Migros)
- Kellogg’s Toppas (Coop und Migros): enthält Gelatine
- Vegetarisch: Weetabix Original (Coop/Migros)
- Prix Garantie Fruchtgummi Bären (Coop): enthalten Gelatine
- Vegetarisch: Pural Fruchtgummi Tutti Frutti (Reformhaus)
- Stimorol Max Splash Strawberry Lime (Coop und Migros): enthält Gelatine
- Vegetarisch: Stimorol Max Frost Apple Mint (Coop)
Vegetarier stören sich an diesem Zustand: «Es ist bedauerlich, dass tierische Zusätze so weite Verbreitung gefunden haben», sagt Renato Pichler von Swissveg, dem Verband für Vegetarier und Veganer.
Warum sind diese Produkte nicht besser gekennzeichnet? Coop und Migros schreiben, man halte sich an die gesetzlichen Vorgaben. Die Zutaten seien in der Zutatenliste klar erkennbar. Migros verweist zudem auf das V-Label und bei Alnatura auf die Veganblume, die «eine Vielzahl von veganen und vegetarischen Produkten» auszeichnen.
Fisch in Wein und Fruchtsäften
Andere Lebensmittel dagegen werden mit tierischen Hilfsstoffen hergestellt, ohne dass Konsumenten etwas davon erfahren. So kommen etwa Fischblasen und -gelatine zur Klärung von Wein, Bier und Fruchtsäften zum Einsatz (K-Tipp 5/2014 und 9/2017). Es muss nicht auf der Verpackung deklariert werden, wenn diese Hilfsstoffe zum grössten Teil wieder aus dem Endprodukt herausgefiltert werden.
Tipp für Vegetarier: Kaufen Sie nur trübe Fruchtsäfte – diese sind nicht geklärt und somit rein vegetarisch.
Auch bei Käse müssen Vegetarier aufpassen. Vielfach wird für die Herstellung tierisches Lab verwendet. Es wird aus dem Magen von geschlachteten Kälbern gewonnen. Auf der Verpackung muss es ebenfalls nicht deklariert sein. Lab hilft, dass die Milch gerinnt, ohne sauer zu werden.
Laut dem Milchverarbeiter Emmi werden in der Regel länger gelagerte Käse fast ausschliesslich mit Kälberlab hergestellt. Grundsätzlich sei dies auch bei AOC-Käsesorten der Fall, die auf sehr traditionellen Rezepten beruhten. Lab lässt sich ebenfalls aus gezüchteten Schimmelpilzkulturen gewinnen. Dieses kommt oft bei Frisch- und Weichkäse zum Einsatz. Bei länger gereiften Sorten verursacht es gemäss Migros allerdings einen bitteren Geschmack und macht den Käse so beinahe ungeniessbar.
Tipp: Die Detailhändler Coop und Migros führen im Internet eine Liste, auf der ersichtlich ist, für welche Käse tierisches Lab verwendet wird – unter www.ktipp.ch/kaeseohnelab zu finden.