Schlechter Kundenservice
Das verstehen die Schweizer Kartenfirmen unter Kundenservice: Wer Infos zu Wechselkurs und Bearbeitungsgebühr wünscht, muss selber nachfragen. In Deutschland sind diese Angaben vorgeschrieben.
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K-Tipp 18/2004
03.11.2004
Thomas Müller - tmueller@ktipp.ch
Zuerst 1000 Euro mit der Visa-Goldkarte, dann 1000 Euro mit der Mastercard Business. So zahlte Uwe Müller aus Hinwil ZH die Hotelrechnung am Ende seiner Ferien im Südtirol. «Beide Transaktionen erfolgten innerhalb von fünf Minuten», erzählt Müller, «und beide Karten sind von Swisscard.»
Umso mehr staunte er über die Abrechnungen: Auf der Mastercard-Rechnung wurden 1556 Franken belastet, auf der Visa-Rechnung 1579 Franken - 23 Franken mehr.
Den Grund dafür...
Zuerst 1000 Euro mit der Visa-Goldkarte, dann 1000 Euro mit der Mastercard Business. So zahlte Uwe Müller aus Hinwil ZH die Hotelrechnung am Ende seiner Ferien im Südtirol. «Beide Transaktionen erfolgten innerhalb von fünf Minuten», erzählt Müller, «und beide Karten sind von Swisscard.»
Umso mehr staunte er über die Abrechnungen: Auf der Mastercard-Rechnung wurden 1556 Franken belastet, auf der Visa-Rechnung 1579 Franken - 23 Franken mehr.
Den Grund dafür festzustellen, kostete Müller «viel Zeit und noch mehr Nerven». Beim Call-Center der Credit-Suisse-Tochter wurde er mehrmals weiterverbunden und mit unqualifizierten Äusserungen abgespeist. Auch ein Brief an Swisscard-CEO Urs Baumann brachte nichts.
Erst als Müller bei der CS-Direktion reklamierte, kam Licht ins Dunkel. Ursache der Differenz sei, so die Bank, dass bei der - inzwischen nicht mehr angebotenen - Mastercard Business die Gebühr für Fremdwährungstransaktionen 0,5 Prozent betrage, bei der Visa-Goldkarte jedoch 2 Prozent. Der angewendete Umrechnungskurs sei identisch.
Grosse Umtriebe für Kreditkarteninhaber
«Wären Gebühr und Kurs aus der Rechnung ersichtlich gewesen, hätte ich mir die Umtriebe sparen können», ärgert sich Müller. Und fordert: «Kreditkartenabrechnungen müssen endlich transparent werden.»
In Deutschland ist das längst der Fall. Das zeigt die oben abgebildete Rechnung eines Kunden, der seine Karte in Kanada benützt hatte. Der Umrechnungskurs des Kanadischen Dollars (CAD) zum Euro (EUR) ist genauso angegeben wie die Gebühr für den Karteneinsatz im Ausland in Prozenten und Euro.
Erstellt hat die Rechnung der grösste deutsche Kreditkartenabrechner, die Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS) in Frankfurt. «Bei uns sind diese Angaben Standard», erklärt Sprecherin Karina Forgach. Der Grund: Der Bundesgerichtshof hat das in einem Entscheid ausdrücklich verlangt.
In der Schweiz schreibt die Preisbekanntgabe-Verordnung vor, dass der Kunde vor Vertragsabschluss über Umrechnungskurs und Gebühren informiert wird. «Da der Kurs beim Erwerb der Kreditkarte noch nicht feststeht, müssten die Institute ihn wenigstens nachträglich auf der Rechnung angeben», fordert Guido Sutter, stellvertretender Leiter Ressort Recht beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). «Die Bearbeitungsgebühr gehört schon ins Antragsformular.»
Visa Europe empfiehlt detaillierte Angaben
In die gleiche Richtung zielt eine Empfehlung von Visa. «Wir legen den Kartenherausgebern ans Herz, bei Belastungen in Fremdwährungen Umrechnungskurs und Bearbeitungsgebühr auf der Rechnung anzugeben», bestätigt Hans-Benno Preller von Visa Europe.
Doch die Karteninstitute in der Schweiz tun sich damit schwer:
- Swisscard: Das Institut will Kurs und Gebühr auf der Rechnung weiterhin nicht aufführen. Der Kunde werde aber «in den Produktunterlagen über die Höhe der Bearbeitungsgebühr informiert», beschwichtigt Sprecherin Andrea Frei.
- Cornèr Bank: Bei ihr sind laut Chef Alessandro Seralvo «Abklärungen im Gang, aber noch nicht abgeschlossen».
- Viseca: Das Karteninstitut der Kantonalbanken, Bank Coop, Raiffeisen- und Migrosbank prüft, «ob künftig ein Abdrucken der Details von Fremdwährungs-Transaktionen auf der Monatsrechnung möglich ist». Bisher hätten die technischen Voraussetzungen dafür gefehlt. Der Kunde könne die Details aber im Internet einsehen (www.viseca.ch/ myaccount).
- UBS: Sie gibt zwar seit Juli 2004 auf ihren Rechnungen einen Umrechnungskurs an. Dieser enthält jedoch bereits einen «Bearbeitungszuschlag von maximal 1 %», dessen Höhe von der betreffenden Fremdwährung abhängt. Wer sich für den angewendeten Kurs - laut Rechnungsaufdruck «UBS-Devisenverkaufskurs am Vortag des Buchungsdatums» - interessiert, muss nachfragen. Ab 2005 sollen die Angaben wenigstens im Internet abrufbar sein.
- Diners Club: Die Firma plant für 2005 die Einführung einer «kundenfreundlichen Rechnungsauflistung».
- Postcard-Visa und Postcard-Mastercard: Diese Karten werden von der Cornèr Bank respektive Viseca abgerechnet - es gilt die dortige Praxis.
Anstatt transparente Rechnungen zu stellen, verweisen sämtliche Institute auf ihre Kundendienste, die auf Wunsch Auskünfte zu Kursen und Gebühren erteilten. Ganz nach dem Motto: Der Kunde soll sich seine Informationen gefälligst selber beschaffen.