Seit Anfang Jahr ersetzten die SBB an 19 Bahnhöfen alle oder einen grossen Teil der Schliessfächer, die mit Münz funktionieren. Heute benötigen Passagiere beispielsweise in Aarau, Lausanne, Locarno TI, Uster ZH und Wil SG ein Smartphone, wenn sie ihr Gepäck vorübergehend am Bahnhof einstellen wollen.
Bis Ende nächsten Jahres wollen die SBB fast alle Münzschliessfächer abbauen. Nur an 17 Hauptbahnhöfen von grösseren Städten wie Bern, Genf und Zürich wird es dann noch möglich sein, Gepäck ohne Smartphone einzustellen.
Wer am Bahnhof ein digitales Schliessfach öffnen will, muss mit dem Handy einen QR-Code scannen, der auf der Schliessfachanlage angebracht ist. So gelangen Kunden auf eine Internetseite der SBB, auf der sie die eigene E-Mail-Adresse sowie die Handynummer angeben müssen. Bezahlt werden kann nur mit Kreditkarte, einer Debitkarte von Postfinance, Twint oder Paypal. Auch diese Daten müssen die Kunden auf der Internetseite eintippen.
Nach dem Bezahlen erhalten sie einen Abholcode auf ihr Handy und an die E-Mail-Adresse. Durch Eintippen dieses Codes lässt sich das Schliessfach später wieder öffnen.
Das Einstellen von Gepäck dauert so länger als bisher. Hinzu kommt: Ist die Internetverbindung am Bahnhof schlecht, kann man das Schliessfach gar nicht benutzen – denn es lässt sich nicht öffnen, wenn das Handy keine Verbindung zum Internet hat.
«Mit Münzfächern geht es viel einfacher»
Ein Augenschein in Solothurn und am Bahnhof Stadelhofen in Zürich bestätigt, wie umständlich die neuen Schliessfächer sind.Das gilt auch für Touristen, die mit ihren Handys in der Schweiz kein Internet nutzen. Am Bahnhof Solothurn ärgerte sich ein älteres Paar aus England: «Zuerst müssen wir uns fürs WLAN der SBB anmelden und dann nochmals auf der Internetseite, um das Schliessfach mieten zu können. Umständlicher geht es nicht.»
Am Bahnhof Stadelhofen in Zürich, wo die Kunden zurzeit noch die Wahl haben zwischen Münzfächern und Fächern mit QR-Code, entschied sich ein junges Paar für das bisherige Münzfach. Begründung: «Das geht viel einfacher und viel schneller.»
Gegenüber dem K-Tipp begründen die SBB den Serviceabbau damit, die Münzannahmesysteme in den alten Schliessfächern würden nicht mehr zuverlässig funktionieren. Zudem sei die Bewirtschaftung personalintensiv. Die Umstellung auf die Smartphonevariante komme günstiger als die Anschaffung von neuen Münzsystemen.
Höhere Preise für schlechteren Service
Trotzdem zahlen SBB-Kunden für QR-Schliessfächer drauf. Der Preis für die bisherigen Fächer galt für 24 Stunden. Neu verlangen die SBB nach 6 Stunden je nach Standort, Saison und Grösse des Fachs für weitere 6 Stunden 2 bis 12 Franken Zuschlag. Ein Beispiel: Am Bahnhof Romanshorn TG kostet die Miete eines kleinen Fachs mit QR-Code in der Hochsaison 15 Franken für 24 Stunden. Für die Miete eines kleinen Münzschliessfachs zahlt man hingegen nur 4 Franken.
Wenig Alternativen zu SBB-Schliessfächern
- Infos zu Standorten von Schliessfächern gibt es auf der SBB-Internetseite.
- Gepäck einstellen kann man auch in SBB-Reisezentren. Das kostet pauschal 12 Franken. Allerdings gibt es nur an 77 von rund 600 Bahnhöfen Reisezentren. An Wochenenden schliessen sie zudem oft frühzeitig: in Arosa GR etwa schon um 16 Uhr, am Hauptbahnhof Zürich um 18 Uhr. Das Gepäck kann dann erst am nächsten Tag abgeholt werden.
- My-Post-Automaten verfügen ebenfalls über Schliessfächer. Sie sind günstiger als jene der SBB: Ein kleines Fach kostet 4 Franken für 24 Stunden. Sie funktionieren fast gleich wie die neuen SBB-Schliessfächer: Kunden brauchen ein Postkonto, und der Abholcode wird über E-Mail-Adresse und Telefonnummer empfangen. Barzahlung ist nicht möglich. My-Post-Automaten gibt es an grösseren Bahnhöfen und in mittelgrossen Orten. Infos zu My-Post-Standorten gibt es hier: auf Post.ch → Meine Post → Standorte und Öffnungszeiten. Dort über «Bedürfnis wählen» und «Standort wählen» nach Standorten von My-Post-Automaten suchen.