Die Warnung kam zu spät. Am 12. April 2002 schrieb die Allianz-Versicherung ihrer Kundin Esther Graf (Namen geändert), sie solle im Kontakt mit der Firma First Broker «vorsichtig sein» und nichts unterschreiben.
Da hatte die Frau aus dem Aargau den fatalen Schritt aber schon getan. 5000 Franken waren bereits an einen Versicherungsmakler gegangen, bar auf die Hand. Ob sie das Geld je wiedersehen wird, ist fraglich.
In Empfang genommen hat es E. L. aus Winterthur. Er betreibt dort die Firma X, die bis Ende 2001 Lebensversicherungen der Allianz verkaufte und diese Policen auch betreute. Die Allianz-Kundschaft hatte also Grund, ihm zu trauen.
Doch L. hat das Vertrauen missbraucht. Im April 2001 überredete er seine Kundin Graf, ihre Lebensversicherung zu kündigen und das Geld in Italien in ein neues Unternehmen zu investieren. Das sei attraktiver als die Lebensversicherung.
Bei anderen Allianz-Kunden ging er gleich vor - bis die Allianz «eine gewisse Planmässigkeit» erkannte und die Zusammenarbeit kündigte.
Natürlich handelte Versicherungsmakler L. auch im eigenen Interesse. Er hat das gesammelte Geld (nach seinen Angaben rund 30 000 Franken) an eine Firma namens Giorox im liechtensteinischen Triesen weitergeleitet - und dafür Provisionen kassiert.
Der Firmenchef ist hoch verschuldet
Die Giorox will in Italien eine Schlüsselfundstelle aufziehen. Sie soll gleich funktionieren wie der hierzulande bekannte Keymail-Schlüsselservice.
Es ist aber zweifelhaft, ob diese Firma das Vertrauen der Anleger verdient und eine seriöse Geschäftsführung garantieren kann - aus vielen Gründen.
Der Hauptverantwortliche ist X.Y., ein heute 36-jähriger ehemaliger Versicherungsmakler. Er ist dem K-Tipp 1998 aufgefallen, als er in Wangen ZH die Firma Alp Investplan betrieb und Assura-Policen verkaufte. Einer seiner Mitarbeiter fälschte die Unterschrift eines Kunden, um so an die Provision zu kommen.
Auf Y. lastet ein Schuldenberg: Sein Betreibungsregisterauszug umfasste im Januar 2002 nicht weniger als 17 Posten.
Zudem ist unklar, ob Y. den Namen Keyfinder, den er seiner Schlüsselfundstelle gegeben hat, überhaupt verwenden darf. Im September 2002 hat ein Gericht in Liechtenstein festgestellt, die Marke Keyfinder bestehe zu Unrecht, und sie für nichtig erklärt. Das Urteil ist rechtskräftig.
Hintergrund dieses Gerichtsstreits: Die Firma Giorox von X.Y. hatte im Jahr 2000 einen Zusammenarbeitsvertrag mit der hierzulande grössten Schlüsselfundstelle Keymail abgeschlossen. Gemeinsam wollte man den italienischen Markt erobern.
Keymail-Chef Ernst Zimmerli hat aber den Vertrag auf Ende 2000 fristlos gekündigt und den Namen Keyfinder vor Gericht bekämpft mit dem Argument, er habe zu grosse Ähnlichkeit mit Keymail.
Zimmerli wirft der Giorox vor, sie habe gar nicht Geschäfte tätigen, sondern nur Gelder erschleichen wollen. «Wir mussten uns wehren.»
X.Y. von der Giorox seinerseits giftelt zurück, Zimmerli habe für die Zusammenarbeit einen angeblichen Vertrag mit der Post Italiens mitgebracht - was nicht der Wahrheit entsprochen habe. Zimmerli bestreitet das.
Die Finanzierung ist völlig unklar
Ohne Beteiligung der Post ist aber ein Schlüsselfundservice nach schweizerischem Muster nicht zu realisieren. Es ist ja die Post, die verlorene Schlüssel mit Marke an die Betreiberfirma schicken muss, damit diese sie dann an den Besitzer retournieren kann.
Trotz aller Schwierigkeiten beteuert X.Y. von der Giorox, sein Italien-Projekt sei jetzt startklar - obwohl keine Finanzierungszusagen von Banken vorliegen. Vor einigen Wochen sei der Vertrag mit der Post zu Stande gekommen - und die Anleger aus der Schweiz müssten sich keine Sorgen machen.
«Das ist das Business meines Lebens», beteuert Y. In Slowenien sei die Schlüsselfundstelle schon aktiv.