Schlüsselmarke: Rettung für Verlierer
Die gute Nachricht zuerst: Alle verlorenen Test-Schlüssel kamen zurück. Doch beim Kundendienst müssen etliche Schlüsselfundfirmen noch stark nachbessern.
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K-Tipp 10/2005
18.05.2005
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Engros-Handel mit Marroni und Kastanienprodukten»: Das ist die Haupttätigkeit der Firma Valente Enterprises aus Kölliken AG. Daneben betreibt Firmenchef Agostino Valente eine Schlüsselfundstelle. Ob die Marroni von Valente wurmstichig sind, kann der K-Tipp nicht beurteilen. Bei Valentes Fundstelle hingegen ist klar: An ihr ist einiges faul.
Dies zeigte sich, als der K-Tipp 11 Schlüsselfundstellen testete. Je drei Testpersonen bestellten bei jeder der 11 Firmen eine Marke (als...
Engros-Handel mit Marroni und Kastanienprodukten»: Das ist die Haupttätigkeit der Firma Valente Enterprises aus Kölliken AG. Daneben betreibt Firmenchef Agostino Valente eine Schlüsselfundstelle. Ob die Marroni von Valente wurmstichig sind, kann der K-Tipp nicht beurteilen. Bei Valentes Fundstelle hingegen ist klar: An ihr ist einiges faul.
Dies zeigte sich, als der K-Tipp 11 Schlüsselfundstellen testete. Je drei Testpersonen bestellten bei jeder der 11 Firmen eine Marke (also insgesamt 33 Stück für die kürzestmögliche Laufzeit) und prüften dann durch Einwurf in einen Postbriefkasten, ob und wie schnell verlorene Schlüsselbunde mit der jeweiligen Fundmarke zu ihrem Besitzer zurückkamen.
Agostino Valente versagte schon beim Bestellprozedere. Zwei Bestellungen wurden nicht ausgeführt. Und bei der einen Marke, die mit Verspätung bei der Testperson ankam, dauerte es über eine Woche, bis sie nach dem Einwurf in einen Briefkasten wieder beim Besitzer war.
Nun zieht Valente die Konsequenzen: Er stellt die Schlüsselfundstelle ein; verlorene Schlüssel mit Valente-Marke würden aber weiterhin zum Besitzer geleitet, sagt er.
Alle Testschlüssel kamen zurück
Valentes Problem ist, dass er die Schlüsselfundstelle als One-Man-Show betreibt. Und das kann ins Auge gehen - wie sich auch bei der Blitz-Schlüsselfundstelle in Basel zeigte. Diese wird von Peter Rychen ebenfalls quasi im Alleingang betrieben. «Ausser mir helfen teilweise meine Frau sowie meine Tochter als Ferienvertretung», schreibt Rychen.
So dauerte denn auch bei Blitz das Zurücksenden in zwei Fällen zu lange. In einem Fall - so Rychen - sei der Schlüssel an einem Freitag bei ihm angekommen. Doch an diesem Freitag sei er abwesend gewesen, also habe er den Schlüssel erst am Montag an den Besitzer schicken können.
Das sind die zwei stark gewichteten und matchentscheidenden Kriterien, nach denen der K-Tipp die Schlüsselfundstellen getestet und nach dem Schulsystem benotet hat (6 ist die Bestnote):
- Rücksendung. Wie schnell ist der verlorene Schlüsselbund mit Fundmarke wieder beim Besitzer?
Erfreulich: Alle «verlorenen» Testschlüssel, die in einen Briefkasten geworfen wurden, kamen zurück. Die Bestnote gab es hier, falls zwischen Einwurf in den Briefkasten und Ankunft beim Besitzer nicht mehr als drei volle Werktage lagen. Falls die Rücksendung länger dauerte, verschlechterte dies das Teilresultat um je eine Note.
Eineinhalb Noten Abzug resultierten zudem, wenn die Schlüsselfundstelle für die Rücksendung der verlorenen Schlüssel zusätzlich zur «normalen» Gebühr eine Kostenpauschale verlangt - was bei Keyfinder, Keyback, Keymail und Clavis der Fall ist.
- Avisierung. Wer seinen Schlüssel verliert, ist froh, wenn ihn die Schlüsselfundstelle umgehend informiert, dass der Schlüssel gefunden wurde und bald wieder beim Verlierer zu Hause eintrifft.
In diesem Punkt konnten nur KeyRefinder und Keyfinder brillieren: Alle drei Testpersonen erhielten umgehend eine SMS. Bik hingegen avisiert Funde grundsätzlich nicht. Deshalb landet Bik in der Rangliste weit hinten.
Für jeden nichtavisierten Fund gab es einen Abzug von eineinhalb Noten.
Weniger stark gewichtet (je mit 10 Prozent) hat der K-Tipp diese drei Kriterien:
- Bestellprozedere. Bei den meisten Firmen sind Bestellungen per Telefon, E-Mail oder Internet möglich. Abzüge gab es hier für unklare Preis- oder Laufzeitangaben, schlechte telefonische Erreichbarkeit (kein Telefonbeantworter), Nicht-Funktionieren der Homepage oder wenn es nicht möglich war, per E-Mail oder Internet zu bestellen. Abzüge gab es auch für die Registrierung: Keymail und Keyback schicken mit der Marke auch Registrierkarten, wobei oft unklar ist, ob und in welchen Fällen eine solche Registrierung überhaupt nötig ist. Bei KeyRefinder muss man sich per SMS registrieren.
- Liefertempo Marke. Wer eine Marke bestellt, will sie so schnell wie möglich. Jeweils um eine Note abgewertet wurde, falls zwischen Bestellung und Ankunft der Marke mehr als drei volle Werktage lagen.
- Kundendienst. Abzüge gab es für schlechte telefonische Erreichbarkeit und speziell dafür, dass Keymail und Id-Find.com für Kunden eine kostenpflichtige Hotline haben. Bewertet wurde auch, ob die Firma einen professionellen und kundenfreundlichen Eindruck hinterlässt.
KeyRefinder: Ideal für Kunden mit Handy
Fazit: KeyRefinder ist das beste Produkt für Kundinnen und Kunden, die ein Handy haben. Firmenchefin Sabina Klein kündigt überdies an, dass eine 5-jährige Laufzeit künftig nur noch 33 Franken kostet.
Keyfinder (von Fair Play) hat den Spitzenplatz nur deswegen verpasst, weil die Rücksendung hier zusätzliche 12 Franken kostet.
Eine sehr gute Alternative zu diesen beiden Anbietern ist die Securitas-Schlüsselmarke: Für Personen, die einen Schlüssel verlieren, funktioniert sie gleich. Finder hingegen müssen zu einer Securitas-Filiale gehen - dafür erhalten sie dort einen Finderlohn.
Die Securitas hätte noch besser abgeschnitten, wenn in einem Fall nicht mehrere Pannen passiert wären: Erst kam die bestellte Marke mit Verspätung, dann war kein Einzahlungsschein dabei, und als die gefundene Marke in einer Filiale abgegeben wurde, war der Mitarbeiter nicht in der Lage, dem Finder die deponierten 20 Franken zu geben. Die Fundavisierung fand auch nicht statt.
Übrigens: Wer eine Securitas-Marke findet, kann diese auch in den Briefkasten werfen. So verzichtet der Finder zwar auf den Finderlohn, der Schlüssel kommt aber trotzdem zum rechtmässigen Besitzer, wie ein Versuch des K-Tipp zeigte.
Im betreffenden Fall ist anzunehmen, dass der Pöstler den Finderlohn kassiert hat. Die Securitas hat dazu keine Stellung genommen.
Laufzeiten betragen mindestens 5 Jahre
Wer den Schlüsselbund mit einer codierten Fundmarke versieht, hat gute Aussichten, verlorene Schlüssel zurückzuerhalten. Die Betreiber sehen die Chancen bei 95 bis 97 Prozent.
Voraussetzung ist allerdings, dass der Finder den Schlüsselbund in einen Postbriefkasten wirft.
Die Post schickt dann den Bund mit der Marke an die betreffende Schlüsselfundfirma, die den Besitzer aufgrund des persönlichen Codes identifiziert und ihm die Schlüssel zurückschickt.
Im K-Tipp-Test sind alle «verlorenen» Schlüssel wieder aufgetaucht; sie waren für den Test in einen Briefkasten geworfen worden.
Die üblichen Laufzeiten für die Marken liegen zwischen 5 und 10 Jahren. Längere Laufzeiten haben nur noch ältere Marken.
Bei der Securitas zahlt man nicht eine Gebühr für eine bestimmte Zeit, sondern ein Depot (wahlweise 20, 50 oder 100 Franken, 50 Franken sind am meisten verbreitet).
Dieses Depot erhält der Finder, falls er den Schlüssel in einer Filiale abgibt. Gemäss Securitas stehen für die Abgabe elf Regionaldirektionen zur Verfügung (rund um die Uhr besetzt) sowie acht Filialen (zu Bürozeiten).
Anschliessend muss der Schlüsselbesitzer ein neues Depot einzahlen. Für «regelmässige» Schlüsselverlierer ist die Securitas also eher teuer.
(em)
Machen Sie genug Angaben
Beachten Sie diese Tipps im Umgang mit Schlüsselfundstellen:
- Bewahren Sie nach der Bestellung alle Unterlagen auf.
- Melden Sie Adressänderungen der betreffenden Firma (ist gratis).
- Eine nachträgliche Registrierung ist erforderlich, wenn Sie eine Marke geschenkt erhalten. So stellen Sie sicher, dass der gefundene Schlüssel auch wirklich bei Ihnen landet. Bewahren Sie eine Kopie der Registrierungskarte auf.
- Je mehr Angaben Sie bei Bestellung oder Registrierung machen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie nach einem Schlüsselverlust eine sofortige Fundavisierung erhalten. Geben Sie also Telefon-, Handynummer und E-Mail-Adresse an.