Schluss mit dem blauen Dunst
Viele Raucher haben es aufgegeben, ihre Aufhörversuche zu zählen. Entscheidend für den Erfolg ist der Wille. Die Erfolgsquote steigern kann man mit Beratungen und Hilfsmitteln wie Nikotin-Ersatzprodukten.
Inhalt
K-Tipp 6/2003
26.03.2003
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
Die Fakten sind dramatisch: Jede Stunde stirbt in der Schweiz ein Mensch an den Folgen des Rauchens. Pro Jahr sind es nach Schätzungen des Bundesamtes für Gesundheit 8000. Trotzdem lassen sich rund zwei Millionen Schweizerinnen und Schweizer nicht vom Rauchen abhalten. Besonders alarmierend ist die steigende Zahl Jugendlicher, die zur Zigarette greifen. Bei den 15- bis 19-Jährigen tun das 41 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen.
Radioaktives Polonium im Tabak
Die Fakten sind dramatisch: Jede Stunde stirbt in der Schweiz ein Mensch an den Folgen des Rauchens. Pro Jahr sind es nach Schätzungen des Bundesamtes für Gesundheit 8000. Trotzdem lassen sich rund zwei Millionen Schweizerinnen und Schweizer nicht vom Rauchen abhalten. Besonders alarmierend ist die steigende Zahl Jugendlicher, die zur Zigarette greifen. Bei den 15- bis 19-Jährigen tun das 41 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen.
Radioaktives Polonium im Tabak
Dabei verringert Rauchen den Geschmacks- und Geruchssinn, reduziert die sportliche Leistungsfähigkeit, bringt Mundgeruch und Schlafstörungen mit sich. Und damit nicht genug: Wer raucht, strahlt von innen. Tabak ist nämlich mit radioaktivem Polonium belastet. Der tägliche Konsum von 20 bis 40 Zigaretten verpasst den Bronchien übers Jahr die gleiche Strahlenmenge, die bei 250 Röntgenaufnahmen der Lunge entstehen würde.
Immerhin versucht pro Jahr ein Drittel aller Raucher von der Sucht loszukommen. Nur 200 000 aber schaffenes, mindestens 12 Monate «sauber» zu bleiben. Gemäss Lungenarzt Karl Klingler vom Zürcher Lungenzentrum Hirslanden ist es neben dem Nikotin in der Zigarette vor allem die Gewohnheit, die den Ausstieg erschwert.
«Raucher verknüpfen den Zigarettenkonsum mit bestimmten Lebenssituationen. Das führt zu Automatismen», sagt Klingler. Es brauche deshalb Verhaltensänderungen. Wer beispielsweise immer nach dem Essen eine Zigarette anzündet, sollte sich angewöhnen, stattdessen sofort die Zähne zu putzen. Das hilft ihm, die bisher übliche Zigarette zu vergessen.
«Am erfolgversprechendsten ist es, mit dem Zigarettenkonsum auf einen Schlag aufzuhören», so Klingler. Unterstützend empfiehlt er Nikotin-Ersatzprodukte, die dem Körper über Nase, Mund oder Haut Nikotin zuführen (siehe Tabelle). Die Erfolgsquote steigt so - von 2 bis 3 Prozent - auf 17 Prozent. Sogar 30 Prozent sind es bei Rauchern, die Nikotin-Ersatzpräparate konsumieren und sich zusätzlich ausführlich beraten lassen. «Dabei hat es keinen Einfluss, welches Nikotin-Ersatzprodukt der Patient zu sich nimmt», erklärt Klingler.
Barbara Leutert, Rauchstopp-Beraterin bei «Züri Rauchfrei», der kantonalen Fachstelle für Tabakprävention, hält Nikotin-Ersatzprodukte für sinnvoll. «Sie ermöglichen, die gewünschten Verhaltensänderungen und den Nikotinentzug zeitlich voneinander zu trennen.» Voraussetzung für einen definitiven Rauchstopp sei aber in jedem Fall der Wille aufzuhören.
Gleich hoch wie bei den Ersatzprodukten ist die Erfolgsquote bei der «Raucherpille» Zyban (ohne Nikotin). Ihr Wirkstoff Bupropion wurde ursprünglich als Antidepressivum eingesetzt. Zufällig stellte man fest, dass nach der Behandlung ein Drittel der Raucher unter den Patienten mit ihrem Laster aufgehört hatte.
«Zyban darf man nur unter ärztlicher Begleitung anwenden. Alles andere ist unverantwortlich», sagt Lungenarzt Klingler. Die Liste möglicher Nebenwirkungen ist lang: Schlafstörungen, Zittern, Schwitzen, beschleunigter Puls, erhöhter Blutdruck, leichte Kopfschmerzen, Angstzustände und Mundtrockenheit sind nur einige davon.
Der Organismus erholt sich nach Rauchstopp
Nebenwirkungen gibt es auch bei den Nikotin-Ersatzprodukten. Bei zu hoher Dosis kann es zu Schwindel und Übelkeit kommen.
Nikotinpflaster können wegen der gefässerweiternden Wirkung des Nikotins Hautreizungen auslösen.
Der Nasenspray wiederum «beisst» in den ersten Tagen der Anwendung möglicherweise in der Nase.
Auf Empfehlung des Heilmittelinstituts Swissmedic sollte man Nikotin-Ersatzprodukte nicht länger als 3 Monate zu sich nehmen. Bei Zyban beträgt die maximale Anwendungsdauer 6 bis 8 Wochen.
Ganz auf die Hilfsmittel verzichten sollten Leute, die an schweren Herzgefässerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen leiden oder einen Herzinfarkt erlitten haben. Ebenso Schwangere, Stillende und Jugendliche. Zu beachten ist zudem: Wer Kortison benötigt, darf Zyban keinesfalls verwenden: Das Risiko für epileptische Anfälle kann zunehmen!
Übrigens: Kassenpflichtig ist keines der Medikamente. Allenfalls beteiligt sich Krankenkasse aus der Zusatzversicherung. Beratungssitzungen beim Arzt hingegen zahlt die Krankenkasse.
Aufzuhören lohnt sich auf jeden Fall. Viele Studien belegen, dass sich der Organismus auch bei vormals schweren Rauchern wieder erholen kann. Bereits 3 Tage nach dem Rauchstopp verbessert sich die Atmung. Nach 2 Jahren ist das Herzinfarktrisiko auf fast normale Werte abgesunken. Und nach 10 Jahren ist das Lungenkrebsrisiko nicht mehr grösser als bei Menschen, die nie geraucht haben.