Schnäppchen nicht immer garantiert
Wer beim Internet-Einkauf nur einen einzigen «Preisvergleicher» zu Rate zieht, riskiert, am günstigsten Angebot vorbeizusurfen.
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K-Tipp 18/2006
01.11.2006
Gery Schwager - gery.schwager@ktipp.ch
Die Online-Dienste sind in einem Punkt unschlagbar: Sie machen innert Sekunden klar, dass ein und dasselbe Produkt meist zu höchst unterschiedlichen Preisen im Handel ist. Wer etwa bei Toppreise. ch nach dem Navigationssystem Tomtom Go 910 sucht, stellt fest: Dieses GPS-Gerät gibts für rund 1200, aber auch für nur 860 Franken.
Allerdings sollte man bei der Preisrecherche mehr als einen Dienst abfragen und sich zudem in herkömmlichen Läden informieren. Sonst läuft man Gefahr...
Die Online-Dienste sind in einem Punkt unschlagbar: Sie machen innert Sekunden klar, dass ein und dasselbe Produkt meist zu höchst unterschiedlichen Preisen im Handel ist. Wer etwa bei Toppreise. ch nach dem Navigationssystem Tomtom Go 910 sucht, stellt fest: Dieses GPS-Gerät gibts für rund 1200, aber auch für nur 860 Franken.
Allerdings sollte man bei der Preisrecherche mehr als einen Dienst abfragen und sich zudem in herkömmlichen Läden informieren. Sonst läuft man Gefahr, das günstigste Angebot zu verpassen.
Das zeigt die Stichprobe des K-Tipp, der sich bei neun Online-«Preisvergleichern» mit «.ch»-Adresse und drei Ladengeschäften über fünf Elektronikartikel ins Bild gesetzt hat (siehe Tabelle): Kein Vergleichsdienst vermochte für alle fünf Artikel den jeweils günstigsten Shop zu finden. Und im Fall der Nikon-Digitalkamera war kein reiner Online-Shop, sondern Fachhändler Interdiscount Preisführer.
Nur Pricefinder erfasst auch Normalgeschäfte
Bei den andern vier Produkten jedoch waren die normalen Läden teurer als die günstigsten Internet-Anbieter. Dipl. Ing. Fust und Interdiscount halten dazu fest, man betreibe ein grosses Filialnetz und biete mehr Leistungen als reine Online-Shops - wie Beratung, Reparaturservice sowie die Möglichkeit, Geräte auszuprobieren. Fust hat übrigens den Preis der Kompaktanlage kurz nach der K-Tipp-Stichprobe um 50 Franken gesenkt.
Nur einer der Internet-Vergleichsdienste erfasst auch Ladengeschäfte: Pricefinder von Comparis.ch. Neben reinen Online-Shops listet er Fust, Interdiscount und M-Electronics auf. Die anderen Dienste arbeiten einzig mit Online-Shops zusammen. Diese müssen sich anmelden und in der Regel auch bezahlen - meist pro Klick zum eigenen Shop, teils auch eine fixe Monatsgebühr. Gratis ist die Teilnahme für Online-Shops bei Preisvergleich.ch und beim Comparis-Pricefinder. Beide finanzieren sich nach eigenen Angaben über andere Firmenaktivitäten und Werbung.
Logisch also, dass die Listen der von Preisvergleichern erfassten Shops nicht identisch sind. Daher sollte man zur Recherche ja auch mehrere Dienste beiziehen.
In der Stichprobe führte z. B. der Dienst Preisvergleich von Suche.ch bei der Digitalkamera und beim LCD-Fernseher bloss je einen (relativ teuren) Shop auf - von Schnäppchen keine Spur. «Preisvergleich» sei im Aufbau, täglich kämen neue Shops hinzu, erklärt Suche.ch-Verkaufsleiter Simon Hengartner. Zudem wolle man primär Faktoren wie Lieferfristen und Seriosität gewichten.
Als nicht besonders attraktiv haben sich ausländische Online-Shops erwiesen. Wer via Chip.ch, Geizkragen.ch oder Preistrend. ch recherchiert, wird automatisch auf deren deutsche Sites umgeleitet. Doch viele der dort aufgelisteten Shops liefern nicht in die Schweiz. Bei anderen wird ein allfälliger Preisvorteil durch hohe Versand- und Einfuhrkosten zunichte gemacht.
Preisangaben sind nicht immer korrekt
Was die Stichprobe auch zeigt: Zuweilen weichen die Preisangaben der Vergleichsdienste von jenen der Shops ab. Das liegt zum einen am Aktualisierungsrhythmus - er reicht von «alle zwei Stunden» (Toppreise.ch) bis zu «einmal pro Woche» (Preisvergleich.ch). Zum anderen geben einige Dienste die Versandkosten nicht oder ungenau an - auch, weil die Shops selber diese Daten nicht immer klar aufführen bzw. übermitteln.
Aus den gleichen Gründen sind manchmal Angaben zu den Lieferfristen nicht deckungsgleich. Ist der Liefertermin wichtig, erkundigt man sich am besten im Shop selber. Ohnehin sind vor jedem Kauf persönliche Abklärungen beim Verkäufer unbedingt zu empfehlen. Die Vergleichsdienste beteuern zwar, sie würden an Shops, die bei ihnen registriert sind, punkto Seriosität hohe Anforderungen stellen und Qualitätskontrollen durchführen. Für alle Shops die Hand ins Feuer legen kann trotzdem keiner.
Erst Versand und Rückgabe abklären, dann kaufen
Online-Shopping birgt Risiken. Das zeigt die Zeitschrift K-Geld in ihrer aktuellen Ausgabe auf - und empfiehlt unter anderem:
- Meiden Sie Shops, die nicht mindestens Post- und E-Mail-Adresse sowie Telefonnummer angeben.
- Fragen Sie nach Versandkosten, Lieferfrist, Garantieregelung und Rückgaberecht. Sofern Sie nicht innert nützlicher Frist verbindliche Antworten erhalten, sollten Sie nichts kaufen.
- Klären Sie bei Bestellungen im Ausland, ob die Ware im normalen Postversand geschickt wird. Bei privaten Spediteuren fallen hohe Gebühren an. Und vergessen Sie die Schweizer Mehrwertsteuer nicht: Diese wird bei normalem Postversand ab einem Warenwert von knapp 66 Franken erhoben - ebenso die sogenannte Postvorweisungstaxe von 10 Franken.
- Ware erst nach Erhalt zahlen. Geht das nicht: per Kreditkarte zahlen. So können Sie die Zahlung während einer gewissen Zeit widerrufen. Geben Sie die Kartendaten aber nur auf verschlüsselten Sites ein - deren Adressen beginnen mit https (statt nur http).
Quelle: K-Geld 5/06, erhältlich am Kiosk oder unter Tel. 044 266 17 17.