Schon am ersten Tag war der «Gratis»-Urlaub vorbei
Kein Hallenbad, kein Fitnessraum und am Schluss nicht einmal ein Zimmer: Der Wellness-Urlaub wurde für Erika Weber zum totalen Flop.
Inhalt
K-Tipp 5/2007
14.03.2007
Letzte Aktualisierung:
01.09.2008
Thomas Heer
Weber liess sich am Telefon zum Kauf eines Frauenmagazins überreden. Kostenpunkt für das Jahresabonnement: 126 Franken. Als Zückerchen wurden der Ostschweizerin Gratis-Ferien in Aussicht gestellt. Erika Weber: «Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte ich die Zeitschrift nicht abonniert.»
Im Oktober dann bekam die Ostschweizerin Post von der Antasus AG, die mit Mirabo zusammenarbeitet. Im Schreiben ist unter anderem festgehalten: «Sobald I...
Weber liess sich am Telefon zum Kauf eines Frauenmagazins überreden. Kostenpunkt für das Jahresabonnement: 126 Franken. Als Zückerchen wurden der Ostschweizerin Gratis-Ferien in Aussicht gestellt. Erika Weber: «Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte ich die Zeitschrift nicht abonniert.»
Im Oktober dann bekam die Ostschweizerin Post von der Antasus AG, die mit Mirabo zusammenarbeitet. Im Schreiben ist unter anderem festgehalten: «Sobald Ihre Rechnung bezahlt ist, übersendet Ihnen unser Reiseveranstalter Ihren persönlichen Reisegutschein.» Und weiter: «Wofür Sie sich auch entscheiden - für Sie als Gutscheininhaber ist die Reise gratis».
Vier Stunden Autofahrt in den Schwarzwald
Erika Weber entschied sich, zusammen mit ihrer Tochter Tanja eine Woche Wellness-Urlaub im Schwarzwald zu verbringen. Nach einer knapp vierstündigen Autofahrt erreichten die beiden am 12. Februar das süddeutsche Todtmoos. Mutter und Tochter freuten sich aufs Hallenbad. Denn der Reisegutschein versprach eine Wellness-Landschaft inklusive Hallenbad und Fitnessraum.
Nur, im «Schwarzwälderhof», wo sich die beiden einquartiert hatten, fanden sie weder das eine noch das andere. Sie reklamierten bei der Rezeptionistin, die sich bei der Firma Time for Holiday erkundigte, die den Reisegutschein ausgestellt hatte. Chef von Time for Holiday ist Thorsten Seyfarth, gleichzeitig auch Leiter der bereits erwähnten Antasus AG. Der Vorschlag an Erika Weber: Sie könne ins Hotel Fünf Jahreszeiten wechseln.
Weber akzeptierte. Der Transfer ins neue Domizil erwies sich jedoch als weiterer Flop. Im Resort, so wurde ihr beschieden, sei leider kein freies Zimmer verfügbar. Mutter und Tochter fühlten sich endgültig veräppelt und reisten gleichentags nach Hause.
Fitnessraum? - «Haben wir nicht!»
Das versteht Thorsten Seyfarth nicht. Er hätte sich gut vorstellen können, dass Erika und Tanja Weber im «Schwarzwälderhof» geblieben wären, denn: «Für Gäste des “Schwarzwälderhofs” besteht die Mäglichkeit, die Infrastruktur im “Fünf Jahreszeiten” gratis zu benutzen. Und die beiden Häuser liegen lediglich 50 Meter auseinander.»
Henning Tatje, Leiter des Todtmooser Kurvereins, schätzt die Verhältnisse anders ein und spricht von einer Distanz von 500 Metern. Und zum fehlenden Fitnessraum meint Seyfarth: «Wenn in einem Raum zwei Geräte stehen, spricht man von Fitnessraum.»
Wer sich allerdings im «Schwarzwälderhof» nach einer solchen Einrichtung erkundigt, dem wird beschieden: «Haben wir nicht.»
Wenn «gratis» mindestens 200 Franken kostet
Das versteht Time for Holiday unter Gratisferien: Reist Erika Weber alleine, muss sie pro Tag 50 Franken Einzelzimmerzuschlag zahlen, für vier Tage also 200 Franken. Damit Erika Webers Reise «gratis» ist, muss sie in Begleitung einer zweiten Person reisen. Diese zahlt für die vier Tage im Schwarzwald 499 Franken.
Wer direkt im «Schwarzwälderhof» bucht, erhält praktisch das identische Viertages-Angebot für wenig mehr, nämlich ab 576 Franken für zwei Personen.
Übrigens: Auch Silvia Z?st aus Henggart ZH machte im Zusammenhang mit der im Haupttext erwähnten Mirabo AG schlechte Erfahrungen. Sie bestellte das Magazin «Motor Klassik». Die Mirabo AG stellte ihr dafür am 17. Oktober 2006 eine Rechnung über Fr. 97.20. Wer das Magazin in Stuttgart direkt beim Verlag ordert, bekommt das Jahresabo inklusive Versandkosten für 84 Franken. Wolfgang Herbstritt von Mirabo sagt dazu: «Wir sind Wiederverkäufer. Ein Verlag kann anders kalkulieren.»