Schrittzähler-Daten im Internet: Benutzer blossgestellt
Fitbit überträgt die Anzahl Schritte und das Gewicht ins Internet. Datenschutz-Fachleute warnen: Für Anwender kann das grosse Nachteile haben.
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Gesundheitstipp 10/2013
09.10.2013
Andreas Gossweiler
Fitbit führe «zu besserer Gesundheit» – jedenfalls laut Hersteller. Das kleine Gerät misst die Anzahl Schritte, die man jeden Tag geht, und berechnet die zurückgelegte Strecke. Und nachts misst es, wie lange man schläft und wie oft man aufwacht. Diese Daten überträgt Fitbit jeden Tag automatisch ins Internet.
Manche Anwender veröffentlichen die Daten über den Kurznachrichtendienst Twitter oder über F...
Fitbit führe «zu besserer Gesundheit» – jedenfalls laut Hersteller. Das kleine Gerät misst die Anzahl Schritte, die man jeden Tag geht, und berechnet die zurückgelegte Strecke. Und nachts misst es, wie lange man schläft und wie oft man aufwacht. Diese Daten überträgt Fitbit jeden Tag automatisch ins Internet.
Manche Anwender veröffentlichen die Daten über den Kurznachrichtendienst Twitter oder über Facebook. Eine Twitter-Benutzerin schrieb am 13. September unter ihrem richtigen Namen: «Ich habe mit meinem Fitbit 750 Kilometer zurückgelegt.» Ein Link führt von dieser Twitter-Nachricht direkt zur Fitbit-Internetseite, wo alle sehen können, dass die Frau am 12. September 12 273 Schritte gemacht hatte, am 29. August aber nur 1105 Schritte.
Das Kleingedruckte ist «problematisch»
Was viele Fitbit-Anwender nicht wissen: Die Daten, die sie Tag für Tag messen, landen unter Umständen bei anderen Firmen. Das geht aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen hervor. Dort verlangt Fitbit, dass die Anwender «auf sämtliche Persönlichkeitsrechte und Rechte auf Privatsphäre verzichten». Francis Meier, Mitarbeiter des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten, findet die Fitbit-Geschäftsbedingungen «problematisch». Die Schweizer Gesetze verbieten laut Meier, dass eine Firma von ihren Kunden im Voraus den Verzicht auf Persönlichkeitsrechte verlangt. Der deutsche Computer-Sicherheitsspezialist Sebastian Schreiber sagt, diese Forderung sei «unverschämt».
«Daten könnten bei Arbeitgebern landen»
Für Fitbit-Anwender können schwerwiegende Nachteile entstehen, wenn ihre Daten in falsche Hände geraten. Denn Spezialisten sind in der Lage, daraus Informationen über den Gesundheitszustand der Anwender zu gewinnen. Martin Glinz, Direktor des Instituts für Informatik der Uni-versität Zürich, nennt ein Beispiel: «Eine Versicherungsgesellschaft könnte aufgrund solcher Daten einen Antrag auf eine Lebensversicherung ablehnen.» Schreiber ergänzt: «Ein Arbeitgeber könnte eine offene Stelle wegen schlechter Gesundheitsdaten an einen anderen Bewerber vergeben.» Die Datenschutzrichtlinie von Fitbit schliesse die Weitergabe von Daten an Versicherungen und andere Firmen nicht aus, so Glinz.
Deshalb sollte man Fitbit nicht verwenden, wenn man ausschliessen will, dass Versicherungen oder Arbeitgeber Zugang zu gesundheitsbezogenen Daten erhalten. Martin Glinz rät: «Wer seine Privatsphäre schützen will, sollte die Finger von Fitbit lassen.» Zudem besteht auch das Risiko, dass die gemessenen Daten gehackt werden. Seit einem halben Jahr gibt es ein Programm namens Fitbite, das dies ermöglicht. Das bestätigt Computer-Experte Guido Rudolphi: «Damit kann man die von den Benutzern gemessenen Daten manipulieren oder das Übertragen der Daten stören.»
Fitbit-Waage übermittelt Daten automatisch
Fitbit bietet nicht nur einen Schrittzähler an, sondern auch eine Waage. Sie überträgt das Gewicht automatisch ins Internet. Auf der Fitbit-Internetseite können die Benutzer viele weitere Informationen über ihren Lebensstil eintragen – zum Beispiel, was sie gegessen haben oder wie lange sie pro Tag Sport treiben. Mit diesen Infos wird noch klarer, wie es um die Gesundheit der Anwender steht.
Die Hersteller Nike, Jawbone und Whitings haben ebenfalls Schrittzähler auf den Markt gebracht, die Daten ins Internet übertragen. Doch keine der drei Firmen verlangt von den Anwendern den Verzicht auf die Privatsphäre. Allerdings bestehen Nike und Jawbone auf dem Recht zur kommerziellen Nutzung der Daten.
Zur Kritik der Fachleute sagt Fitbit, der Schutz der Privatsphäre sei für die Firma sehr wichtig. Fitbit respektiere das Schweizer Datenschutzgesetz. Ein Jawbone-Sprecher sagt, die Nutzer könnten selber bestimmen, welche Infos sie freigeben. Und Whitings schreibt, die Firma verkaufe keine persönlichen Daten an andere Unternehmen. Nike nahm zur Kritik der Fachleute nicht Stellung.
Tipps: Ihre persönlichen Daten sind im Internet nicht geschützt:
- Kaufen Sie einen Schrittzähler ohne Internet-Anschluss.
- Schreiben Sie die gemessene Anzahl Schritte jeden Tag auf, um Ihre Fortschritte zu dokumentieren.
- Der Gesundheitstipp-Schrittzähler Yamax SW-200 schützt Ihre Privatsphäre. Zu bestellen für Fr. 25.50 inkl. Versand unter www.gesundheitstipp.ch/Service/panmetron oder per Post:
Redaktion Gesundheitstipp, «Schrittzähler», Postfach 277, 8024 Zürich