Anfang Jahr zeigte der K-Tipp auf, wie viel der Schuhhersteller On AG mit Sitz in Zürich mit dem Schuh «The Roger Advantage» verdient. Zolldaten dokumentierten, dass On ein Paar Schuhe am Produktionsstandort in Vietnam für Fr. 19.03 einkaufte. Die Kunden bezahlen für den Schuh in der Schweiz 190 Franken. Das ist mehr als das Zehnfache des Fabrikpreises (K-Tipp 1/2024).
Schuhe spottbillig einkaufen und danach massiv teurer verkaufen: Mit diesem Geschäftsmodell kassieren auch andere Hersteller von Freizeit- und Sportschuhen viel Geld. Das geht aus Zolldokumenten von März bis Dezember 2023 und aus dem Jahr 2021 hervor, die der K-Tipp ausgewertet hat.
Im Laden 15 Mal so teuer wie im Einkauf
Die Dokumente zeigen: Der deutsche Sportartikelhersteller Puma bezahlte für ein Paar seines Modells «Suede Classic» in der Fabrik in Indonesien Fr. 6.99. In der Schweiz verkaufte Puma die Schuhe Mitte April auf seiner Internetseite zum 15-fachen Preis – nämlich für 110 Franken.
Noch günstiger in der Herstellung ist der Schuh «Stan Smith Primegreen FX5502» von Adidas, der im aktuellen Sneaker-Test des K-Tipp den zweiten Platz erreichte. Adidas lässt das Modell für nur Fr. 5.54 in Vietnam herstellen. Käufer bezahlen dafür im Schweizer Internetshop von Adidas Fr. 129.90 – 23 Mal so viel, wie Adidas der Fabrik in Vietnam bezahlt.
Die Differenz zwischen Fabrik- und Ladenpreis enthält neben der Mehrwertsteuer und den Kosten für Fracht und Zoll die Gewinnmarge der Händler, die diese auf die Verkaufspreise schlagen.
Der Schuh «Stan Smith» ist kein Einzelfall. So kostet etwa das Adidas-Modell «Gazelle Bold» den deutschen Hersteller in Vietnam Fr. 16.61. Im Internetshop von Adidas zahlen Kunden für die Schuhe 140 Franken.
Deutlich kleiner sind die Unterschiede zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis bei Decathlon und Dosenbach. Gemäss Zolldokumenten liess Dosenbach den Sneaker der Eigenmarke Victory in Indonesien für Fr. 7.95 produzieren. Im Laden zahlen Schweizer Kunden dafür Fr. 29.95. Der im Vergleich tiefe Preis bedeutet nicht, dass der Schuh von schlechter Qualität ist: Im aktuellen Labortest des K-Tipp landete das Modell von Victory auf dem dritten Platz. Es war gesamthaft genügend.Bei der Robustheit der Sohle schnitt es sogar gut ab.
Höhere Fabrikpreise bei Decathlon
Das französische Unternehmen Decathlon lässt Laufschuhe und Sneakers der eigenen Marke Kiprun in Vietnam zu deutlich höheren Preisen fertigen als zum Beispiel Adidas. Decathlon zahlte laut Zollpapieren einen Fabrikpreis, der zwischen Fr. 20.69 und Fr. 28.07 pro Paar lag. Letzteren Preis bezahlte Decathlon für den «Kiprun Long 2 Damen rosa». Der Aufpreis für Konsumentinnen im Laden ist moderat: Bei Decathlon kostet das Kip-run-Modell 60 Franken.
Den höchsten Aufschlag verlangt Decathlon beim Herrenlaufschuh «Kiprun KS 500 2», der in der Herstellung Fr. 22.04 kostete. Der Verkaufspreis in der Schweiz beträgt Fr. 84.90.
Adidas rechtfertigt seine Preise damit, dass die «Herstellungskosten nur einen Teil ausmachen». Hinzu kämen «Kosten für Forschung und Entwicklung, Design, Transport, Vertrieb und Marketing». Decathlon sagt, man kontrolliere «die gesamte Wertschöpfungskette», deshalb entfielen Zwi-schenmargen. Dosenbach erklärt den Preis seiner Victory-Sneakers mit «hoher Kostendisziplin».