Schwacher Euro: Badetouristen profitieren bloss beschränkt
Schweizerinnen und Schweizer zahlen für Ferien am Meer häufig gesalzene Preise – trotz Euro- und Dollarschwäche.
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K-Tipp 17/2010
17.10.2010
Letzte Aktualisierung:
26.10.2010
Gery Schwager
Mitte September 2007 kostete 1 Euro rund Fr. 1.65, Mitte September 2010 nur noch Fr. 1.31, also gut 20 Prozent weniger. Der US-Dollar verlor im gleichen Zeitraum gegenüber dem Franken ziemlich genau 16 Prozent an Wert.
Kein Zweifel: Bei den Wechselkursen hat sich einiges getan, der Franken ist gewaltig erstarkt. Was der Schweizer Exportindustrie ziemlich zu schaffen macht, sollte den Konsumentinnen und Konsumenten eigentlich sinkende Preise auf breiter Front beschere...
Mitte September 2007 kostete 1 Euro rund Fr. 1.65, Mitte September 2010 nur noch Fr. 1.31, also gut 20 Prozent weniger. Der US-Dollar verlor im gleichen Zeitraum gegenüber dem Franken ziemlich genau 16 Prozent an Wert.
Kein Zweifel: Bei den Wechselkursen hat sich einiges getan, der Franken ist gewaltig erstarkt. Was der Schweizer Exportindustrie ziemlich zu schaffen macht, sollte den Konsumentinnen und Konsumenten eigentlich sinkende Preise auf breiter Front bescheren.
Auch in Sachen Ferien. Denn Reiseveranstalter kaufen Hotelkontingente sowie viele Transport- und andere Leistungen in Euro, US-Dollar bzw. in der jeweiligen Landeswährung ein. Arrangements für Ferien im Ausland müssten deshalb billiger sein als vor dem Höhenflug des Frankens – sofern die Veranstalter ihrer Kundschaft in der Schweiz die Wechselkursvorteile nicht vorenthalten.
Viele Arrangements sind günstiger, aber …
Um es vorwegzunehmen: Zahlreiche Angebote sind tatsächlich günstiger geworden. Das zeigt die Stichprobe des K-Tipp. Er hat im September die Preise von 22 Badeferien-Arrangements für Familien an beliebten Winterdestinationen erhoben – Kanarische Inseln, Marokko, Tunesien und Ägypten – und mit den Preisen von September 2007 verglichen (siehe Tabelle im pdf-Artikel).
Resultat: 20 Arrangements kosteten zum Zeitpunkt der Stichprobe weniger als vor drei Jahren. Das ist erfreulich. Allerdings: Bei 11 der 20 Arrangements betrug die Preisreduktion keine 15 Prozent. Und dies, obwohl neben Euro und Dollar auch die Währungen von Marokko, Tunesien und Ägypten gegenüber dem Franken um deutlich mehr als 15 Prozent an Wert eingebüsst haben. Zwei Arrangements schlugen im Vergleich zu 2007 sogar auf.
Warum das? Weshalb profitieren Kunden, die sich im kommenden Winter Badeferien gönnen, oft nur mässig oder gar nicht vom starken Franken? Der Wechselkurs sei eben nur einer von mehreren Faktoren bei der Preisbildung, sagen die Reiseveranstalter.
Roland Schmid, Sprecher von Tui Suisse: «Bei jedem Hotel spielen auch allfällige Veränderungen in der Nachfrage oder im Leistungsangebot eine wesentliche Rolle.»
Zudem, so Andi Restle von ITS Coop Travel, produziere man die Winterkataloge bereits Ende April – der Euro schloss damals nur rund 12 Prozent tiefer. Der seither eingetretene Kursverlust wirkt sich laut Restle erst auf die Preise für die Sommersaison 2011 aus.
Kuoni-Sprecher Peter Brun wiederum argumentiert, höhere Preise für Öl und Flugbenzin sowie kleinere Kinderrabatte in diversen Hotels hätten die Kursvorteile «teilweise wieder zunichte gemacht». Und wie Schmid betont auch Brun, man kaufe für Reisearrangements meist nur einen Teil der Leistungen – nicht die Flüge – in Euro oder in einer anderen Fremdwährung ein.
Interclub Atlantic: Über 2000 Franken sparen
Zumindest vermuten darf man aber auch: Wechselkursvorteile werden von Reiseveranstaltern häufig nicht voll an die Kunden weitergegeben, sondern als willkommenes Geschenk zur Steigerung der Margen benutzt. Denn Arrangementpreise hängen kaum weniger von den Gewinnzielen der Veranstalter ab als von den effektiven Kosten für Hotel, Transport, Personal usw.
Andernfalls hätten sich in der Stichprobe die Preise identischer Arrangements bei allen Veranstaltern in ähnlichem Umfang verändern müssen. Haben sie aber nicht, im Gegenteil: Für eine Februarwoche im IFA Interclub Atlantic auf Gran Canaria etwa zahlte eine vierköpfige Familie diesen September bei Helvetic Tours 10 Prozent mehr als vor drei Jahren, bei Vögele Reisen hingegen 9 Prozent weniger, bei 1-2-Fly 11 Prozent und bei Neckermann Reisen gar 17 Prozent weniger.
Neckermann war in diesem Fall denn auch günstigster Anbieter. Doch Achtung: Eine kräftige Preisreduktion muss nicht zwingend zu einem Toppreis führen. Das zeigt das Beispiel Mövenpick Resort im ägyptischen El Gouna: Bei Hotelplan sank der Preis für dieses Arrangement um fast 34 Prozent. Er war aber trotzdem noch höher als bei Tui Suisse und ITS Coop Travel.
Deshalb gilt nach wie vor, was der K-Tipp schon oft empfohlen hat: Wer ein bestimmtes Arrangement buchen will, sollte zuvor bei mehreren Veranstaltern abklären, was es kostet. Die Differenz zwischen tiefstem und höchstem Preis ist zuweilen massiv – im Fall IFA Interclub Atlantic belief sie sich in der Stichprobe für zwei Erwachsene und zwei Kinder auf über 2000 Franken.