Die Empörung ist gross: «Man hat als Schweizer nur die Möglichkeit, im Schweizer Internetshop einzukaufen – zum doppelten Preis. Das ist eine Frechheit.» Und: «Es ist erstaunlich, mit welch fiesen Mitteln die Hochpreisinsel Schweiz zementiert wird.» Solche Leserpost erhält der K-Tipp fast jeden Tag.
Tatsächlich ist der «Schweiz-Zuschlag», mit dem internationale Unternehmen Kunden auch beim Online-Shopping ärgern, teils massiv. Drei Beispiele von Mitte April:
- Badeferien vom 21. bis 28. Juni im Puravida Resort Blau auf Mallorca, Doppelzimmer mit Vollpension:
Zwei Erwachsene zahlten für diese Woche, inklusive Flüge ab/bis Basel und Transfers, auf Tui.ch 3498 Franken – auf Tui.de rund 450 Franken weniger.
- Couchtisch grau, 140 x 70 x 42 cm:
Das Möbel gabs bei Depot-Online.com/ch für 549 Franken. Auf Depot-Online.com/de war es 220 Franken günstiger.
- l A&F Super Skinny Jeans, dark wash, für Männer:
Der amerikanische Modekonzern Abercrombie & Fitch verkaufte die Hose in seinem US-Internetshop für umgerechnet 42 Franken. In Europa betreibt der Konzern nur einen einzigen Internetladen für alle europäischen Kunden. Und dort kosteten die Jeans zweieinhalbmal so viel.
Das Problem in all diesen Fällen: Wer von einem Computer in der Schweiz in die ausländischen Internetshops gelangen will, scheitert. Er wird automatisch in den Schweizer – bzw. im Fall von Abercrombie in den europäischen – Webshop umgeleitet. So bleibt ihm verborgen, wie sehr er geschröpft wird. Möglich sind diese Umleitungen, weil ausländische Internetshops Schweizer Computer an ihrer IP-Adresse erkennen.
Die Lösung für das Problem: Mit einer sogenannten VPN-Verbindung kann man fürs Surfen die Schweizer IP-Adresse kurzfristig durch die IP-Adresse eines anderen Landes ersetzen. Der ausländische Shop erkennt dann die Schweizer Herkunft nicht, und man wird nicht umgeleitet.
VPN-Dienste gibt es viele. Zu den bekanntesten gehören StrongVPN.com, Hidemyass.com und Ipredator.se. Man kann sie befristet für einen oder mehrere Monate benutzen, zu Preisen ab rund 7 bis 10 Franken pro Monat. Sie stellen Server und Programme bereit, die es braucht, um VPN-Verbindungen aufzubauen. Die Installation ist keine Hexerei, setzt aber Englischkenntnisse voraus.
Allerdings: Auch wenn man so zum Beispiel dank einer deutschen IP-Adresse in einen deutschen Internetshop gelangt, heisst das nicht, dass man dort auch einkaufen oder buchen kann. Manchmal ist es nämlich nicht möglich, eine Schweizer Wohn- oder Lieferanschrift einzugeben. Aber man kennt zumindest den deutschen Preis. Im Fall einer Reise kann man diese jetzt über ein deutsches Reisebüro buchen. Und im Fall von Waren kann man diese an eine deutsche Zustelladresse in Grenznähe liefern lassen und dort in Empfang nehmen.
Die Zeitschrift «Saldo» hat vor einem Jahr diverse Anbieter solcher Zustelladressen aufgelistet, die Pakete lagern, bis sie abgeholt werden (siehe Ausgabe 5/2013). Dieser Service ist zwar nicht gratis – die Kosten sind abhängig von Grösse, Gewicht und Aufbewahrungsdauer. Doch weil der Preisvorteil beim Einkauf im deutschen Internetshop meist ziemlich gross ist, lohnt sich die Sache durchaus.
Schweizer TV in den Auslandferien
VPN-Verbindungen können auch in den Ferien im Ausland gute Dienste leisten. Zum Beispiel dann, wenn man mit Tablet oder Laptop via Internet-TV-Plattformen Schweizer Fernsehprogramme sehen will.
Grund: Plattformen wie Zattoo, Wilmaa und Teleboy übertragen die Programme nur in der Schweiz. Befindet man sich im Ausland und surft entsprechend mit einer ausländischen IP-Adresse, bleibt der Zugriff auf die Sender verwehrt. Es braucht also eine Schweizer IP-Adresse – die man sich mit einer VPN-Verbindung trotz ausländischen Standorts zulegen kann.