Die Hersteller und Lieferanten von Pellets freuen sich: «2022 war ein erfolgreiches Jahr», zog ihr Branchenverband Propellets.ch vor kurzem in einer Medienmitteilung Bilanz. Insgesamt 434'000 Tonnen Pellets wurden im vergangenen Jahr verkauft – das entspricht 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der verkauften Pelletheizungen ist laut Propellets.ch sogar um gut 20 Prozent gestiegen. Inzwischen sind in der Schweiz über 30'000 solche Anlagen installiert.
Starker Preisanstieg seit 2021
Schweizer Haushalte mit Pelletheizungen hingegen haben wenig Anlass zu jubeln. Denn sie müssen seit vergangenem Jahr für ihre Pellets viel tiefer in die Tasche greifen als vorher. Bei Pellets handelt es sich um kleine Zylinder, die aus Sägemehl, Hackschnitzeln und anderem Restholz gepresst sind. Pro Tonne zahlten die Käufer im Mai 2021 inklusive Lieferung im Durchschnitt 331 Franken. Bis November 2022 verdoppelte sich der Preis auf 666 Franken. Seither ging er wieder zurück, auf 457 Franken. Der Durchschnittspreis für Holzpellets liegt damit aber noch immer fast 40 Prozent höher als vor zwei Jahren. Das zeigen Daten von Pelletpreis.ch. Dabei handelt es sich um eine Informationsplattform des unabhängigen Fachportals für erneuerbare Energien Eecomm.ch.
«Hinweis auf höhere Margen»
Die Branche gibt als Gründe für die Verteuerung die steigende Nachfrage nach Pellets sowie höhere Herstellungskosten wegen des Anstiegs der Energie- und Rohstoffpreise an. Dazu kommt die Verknappung des Angebots wegen des Ukrainekriegs.
Preisüberwacher Stefan Meierhans kennt einen weiteren möglichen Grund für die happige Verteuerung: Er stellte Ende 2022 fest, dass die Händler Pellets teils zu massiv tieferen Preisen von den Herstellern beziehen, als sie den Brennstoff an die Endkunden verkaufen. «Dies kann ein Hinweis auf höhere Margen sein», erklärt Meierhans. Für eine abschliessende Einschätzung brauche es noch weitere Recherchen. Laut Preisüberwacher ist aber nicht auszuschliessen, dass Pellethändler die generell steigenden Energiepreise für eine Erhöhung der Gewinnmarge ausgenützt hätten.
Dieser Verdacht wird unterstützt durch die Tatsache, dass der Durchschnittspreis für eine Tonne Pellets seit letztem Dezember in der Schweiz stets deutlich höher lag als in Deutschland und Österreich. Zuvor war das gemäss den Daten auf Pelletpreis.ch während mehrerer Monate nicht der Fall.
Schweiz-Zuschlag 100 Franken pro Tonne
Mit anderen Worten: Die Pelletpreise gaben zwar spätestens ab vergangenem Herbst in allen drei Ländern nach. Doch in der Schweiz bitten die Händler ihre Kunden seit rund einem halben Jahr um einiges stärker zur Kasse als in Deutschland und Österreich. Zurzeit beträgt der mittlere Zuschlag rund 100 Franken pro Tonne.
Sabine L’Eplattenier-Burri ist Geschäftsleiterin des Branchenverbands Propellets.ch. Sie sagt, dass die im Vergleich zum Ausland höheren Schweizer Preise unter anderem auf «höhere Lohn- und Standortkosten» zurückzuführen seien. Anders als in Deutschland und Österreich handle es sich zudem bei den meisten Herstellern in der Schweiz um kleine Betriebe mit vergleichsweise hohen Fixkosten. Zum Verdacht, der Handel könnte die Margen erhöht haben, äussert sich Sabine L’Eplattenier-Burri nicht.
Preise vergleichen kann sich lohnen
Haushalte mit Pelletheizungen sind gut beraten, vor dem Einkauf von Pellets die Preise verschiedener Lieferanten zu vergleichen – und dabei den Blick auch über die Landesgrenze zu richten. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp von Ende Mai für Lieferungen an zehn Adressen in der Schweiz.
So kosteten drei Tonnen Pellets lose, geliefert direkt in den Pellettank an eine Adresse in Zürich-Oerlikon, bei der Churer Firma Josias Gasser Baumaterialien AG rund 1820 Franken, bei Best-Pellets im deutschen Donaueschingen hingegen nur 1243 Franken – und damit 577 Franken weniger (siehe Tabelle im PDF).
990 Kilo Pellets in 15-Kilo-Säcken wiederum kosteten bei der Lieferung an Adressen in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Schaffhausen, St. Gallen und Zürich bei Doitgarden.ch der Migros rund 820 Franken – und damit 320 Franken mehr als beim Händler Wohlundwarm.ch, der Pellets aus Deutschland importiert.
Pellets besser bald bestellen
Pellets sind in der warmen Jahreszeit meistens günstiger als im Herbst und im Winter – aber nicht immer, wie die steigenden Preise ab April 2022 zeigten.
Trotzdem gibt es Gründe, dieses Jahr mit der Bestellung nicht allzu lange zu warten. So sind die Lager der Produzenten und Händler laut dem Branchenverband Propellets.ch «im Moment noch ausserordentlich voll». Das drückt auf den Preis.
Hinzu kommt: Ab der Heizperiode ist mit langen Wartezeiten zu rechnen. Denn wegen der wachsenden Zahl an Pelletheizungen ist die Flotte der Silolastwagen für die Auslieferung des Brennstoffs zu klein, um in der kalten Jahreszeit alle Lager innert weniger Wochen zu füllen. Weitere Fahrzeuge sind zwar bestellt, doch die Lieferfristen sind lang.
Verzeichnisse von Pelletlieferanten im Internet: