Jeder Schweizer isst laut der Forschungsanstalt Agroscope im Durchschnitt 1,2 Kilo Honig pro Jahr. Nur ein Drittel der konsumierten Menge wird in der Schweiz hergestellt – der Rest stammt aus Südosteuropa, Amerika und Asien. Doch wie ist es um die Qualität bestellt? Der K-Tipp hat vier Schweizer und acht ausländische Blütenhonige in einem auf Honig spezialisierten Labor untersuchen lassen. Die Experten prüften, wie gut die Qualität ist und ob die Herkunftsangaben stimmen. Zudem suchten sie nach Pestizid-Rückständen, giftigen Pflanzenstoffen und Pollen aus genveränderten Pflanzen (siehe Unten «So wurde getestet»).
Ein zentrales Kriterium bei der Beurteilung der Honig-Qualität ist der Wassergehalt. Je höher dieser ist, desto schneller gärt der Honig. Dabei bilden sich Bläschen – und der Honig gibt einen unangenehmen Geruch ab. Laut Gesetz darf Honig in der Schweiz höchstens zu 20 Prozent aus Wasser bestehen. Mit 15,8 Prozent den tiefsten Wassergehalt enthielt der Testsieger «Schweizer Honig» von Volg.
Erfreulich: Bis auf den Bio-«Blütenhonig kristallin» der Migros hatten alle Produkte einen Gehalt von unter 18 Prozent. Der Volg-Honig war zudem sehr sorgfältig verarbeitet. Das ist wichtig, damit die gesunden Inhaltsstoffe im Honig erhalten bleiben.
Generell gehörten Honige aus der Schweiz zu den besten Produkten im Test: Die beiden Produkte von Globus sowie Nectaflor waren ebenfalls sehr gut – und der Honig von Apimiel verpasste die sehr gute Bewertung nur knapp. Mit Preisen von Fr. 2.90 bis Fr. 4.60 pro 100 Gramm kosten die Schweizer Naturprodukte aber deutlich mehr als die Honige aus dem Ausland.
Um einiges günstiger und qualitativ ebenfalls hochwertig ist der «Blütenhonig cremig bio» von Coop Naturaplan. Er stammt aus Bulgarien und kostet lediglich Fr. 1.39 pro 100 Gramm. Ähnlich preiswert sind die anderen Honige aus Osteuropa.
Weniger gut sah es bei den getesteten Honigen aus Zentral- und Südamerika aus: Diese hatten zwar auch einen relativ tiefen Wassergehalt und waren durchaus gut verarbeitet. Dafür aber enthielten einige genveränderte Bestandteile. Dafür zog der K-Tipp eine Note ab. Denn es ist wissenschaftlich nicht geklärt, welchen Einfluss genverändertes Material mittel- und langfristig auf den menschlichen Körper und die Umwelt haben kann (siehe Unten).
Pflanzengiftstoffe im Migros-Bio-Honig
Problematisch sind auch die Pyrrolizidinalkaloide. Wenn die Bienen Nektar und Pollen von Pflanzen sammeln, die solche Pflanzengiftstoffe enthalten, gelangen diese auch in den Honig. In Tierversuchen erwiesen sie sich als krebserregend. Am meisten von diesen Substanzen fand das Labor im «Blütenhonig kristallin» von Migros Bio: Wenn ein Erwachsener davon 25 Gramm an einem Tag isst, überschreitet die Dosis an Pyrrolizidinalkaloiden den Wert, den die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit als risikolos betrachtet. Bei den Produkten von Coop Qualité & Prix sowie M-Budget würde der Wert für den unbedenklichen Konsum für Kinder überschritten, wenn sie diese Menge am Tag essen.
Am Tabellenende landete der «Blütenhonig cremig» von Denner: Auch dieses Produkt hatte keinen übermässig hohen Wassergehalt und war ebenfalls ordentlich verarbeitet. Es enthielt aber genveränderte Bestandteile. Und die Sonnenblumenpollen waren zu dominant.
Viele Hersteller von Honigen mit genveränderten Bestandteilen weisen darauf hin, dass ihre Produkte den gesetzlichen Vorgaben entsprächen. Langnese erklärt, der Honig habe vermutlich beim Transport oder bei der Lagerung zu viel Wärme abbekommen. Am Tag der Abfüllung habe das Produkt bessere Werte aufgewiesen. Denner schreibt, dass alle Honige in Amerika und Asien nur geringe Mengen an Pollen von genveränderten Pflanzen enthielten. Man sei bestrebt, diese möglichst klein zu halten.
Die Migros führt die Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden auf Trockenheit und Hitze zurück. Diese hätten dazu geführt, dass sich mehr solche Stoffe gebildet haben.
Alle Produkte mit genveränderten Bestandteilen stammen aus Zentral- oder Südamerika
Bei Bio-Honig muss laut Schweizer Gesetz das Gebiet im Umkreis von drei Kilometern um den Bienenstock mindestens zur Hälfte aus Bio-Anbauflächen, Wald oder Wildpflanzen bestehen. Das Problem: Bienen suchen Pollen und Nektar in einem Radius von bis zu 10 Kilometern. In Europa gibt es nur wenige Gebiete, in denen sich in diesem Radius nur Bio-Felder finden. «Reinen» Bio-Honig gibt es also kaum.
Problematisch ist die Situation für die Imker in Zentral- und Südamerika: Durch die grosse Verbreitung von genveränderten Pflanzen lässt sich kaum verhindern, dass die Bienen auch genveränderte Pflanzen ansteuern. Das zeigte sich im Test: Sechs der neun Produkte aus dieser Region enthielten Nektar- und Pollenspuren von genveränderten Pflanzen. In der Schweiz sind Spuren von diversen gentechnisch veränderten Pflanzen, die unbeabsichtigt entstanden sind, gesetzlich erlaubt und nicht deklarationspflichtig. Der K-Tipp zog eine Note ab, wenn genveränderte Bestandteile nachgewiesen wurden. Denn die Auswirkungen dieser Stoffe auf Mensch und Umwelt sind wissenschaftlich nicht geklärt.
So wurde getestet
Ein auf Honig spezialisiertes Labor hat für den K-Tipp 16 Produkte geprüft – nach den folgenden Kriterien.
Wassergehalt: Je höher dieser ist, desto schneller gärt der Honig. Wenn der Anteil Wasser im Honig unter 17,5 Prozent liegt, ist das Risiko einer unerwünschten Gärung laut dem Zentrum für Bienenforschung in Bern gering. Nach dem Schweizer Gesetz darf Honig höchstens 20 Prozent Wasser enthalten. Der Gehalt selber hängt unter anderem von der Reife bei der Ernte, Herstellungsbedingungen sowie der Lagerung ab.
Verarbeitung: Das Naturprodukt Honig muss sorgfältig verarbeitet werden, damit die gesunden Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Das Labor prüfte, ob der Honig unnötig stark erwärmt worden ist. Und Honig sollte in einem geschlossenen Behälter und im Dunkeln aufbewahrt werden.
Pyrrolizidinalkaloide: In hoher Dosierung können diese pflanzlichen Schadstoffe laut deutschem Bundesinstitut für Risikobewertung die Leber schädigen. Zudem erwiesen sie sich in Tierversuchen als krebserregend. Bei erhöhten Werten zog der K-Tipp deshalb eine halbe Note und bei starker Erhöhung eine ganze Note ab.
Genveränderte Bestandteile: Die Experten untersuchten, ob in den Honigen Pollen von genveränderten Pflanzen enthalten sind.
Pollenanalyse: Dadurch kann man die Herkunft eines Honigs feststellen. Denn das Pollenspektrum aus einem Gebiet bleibt über Jahre gleich. Ein Blütenhonig aus der Schweiz kann so von einem aus Südamerika unterschieden werden. Innerhalb eines engeren geografischen Gebietes – etwa Südosteuropa – kann aber nicht exakt bestimmt werden, ob der Honig nun aus Bulgarien oder Rumänien stammt. In diesen Ländern ähneln sich die verbreiteten Pollen stark.
Isotopenanalyse: Mit dieser Prüfung erkennt man, ob dem Honig Zucker zugefügt worden ist. Das war bei keinem Produkt im Test der Fall.
Pestizide: Enthalten die Honige Spuren des Unkrautvernichters Glyphosat? Er steht im Verdacht, Krebs zu verursachen. Zudem untersuchte das Labor die Produkte auf weitere 600 Pestizide. Erfreulich: In keinem Honig wurden nennenswerte Spuren festgestellt.