Die Möbelketten Ikea und Mömax kämpfen um die Vorherrschaft auf dem Schweizer Markt. Mömax ist ein Tochterunternehmen der europaweit tätigen XXXLutz-Gruppe. Diese hat nach Eröffnung eines eigenen XXXLutz-Möbelhauses in Rothrist 2018 der Reihe nach Möbel Pfister (inklusive Möbelhäuser Svoboda, Hubacher und Egger), den Möbeldiscounter Lipo und die Interio-Filialen der Migros übernommen. Zudem ist Lutz an Conforama beteiligt. Die Läden von Pfister, Lipo und Conforama werden als Marken weitergeführt. Mit der eigenen Möbelkette Mömax ist Lutz in die ehemaligen Interio-Filialen eingezogen.
Ikea und Mömax bieten diesseits wie jenseits der Schweizer Grenze praktisch das gleiche Möbelsortiment an. Allerdings kosten die gleichen Produkte in der Schweiz fast immer mehr als in den Filialen in den Nachbarländern. Trotzdem behaupten Mömax wie Ikea immer wieder, sie würden den Schweizer Konsumenten «faire Preise» offerieren.
Der K-Tipp hat nachgeprüft, was unter «fair» zu verstehen ist. Wie gross sind die Preisunterschiede tatsächlich? Mittels zweier Stichproben wurden die Preise von je 15 zufällig ausgewählten Möbeln von Mömax Schweiz und Ikea Schweiz mit den Preisen in den Nachbarländern verglichen.
Die wichtigsten Ergebnisse beim Mömax-Preisvergleich:
- Die Preisunterschiede zwischen den Filialen in der Schweiz, Deutschland und Österreich waren erheblich: 3 der 15 Möbelstücke waren in der Schweiz mindestens doppelt so teuer wie in Deutschland. Bei vier weiteren Produkten betrug die Preisdifferenz mindestens 80 Prozent. Lediglich bei vier Produkten lag der Unterschied bei weniger als 50 Prozent. Durchschnittlich waren die 15 verglichenen Möbel in der Schweiz um 73 Prozent teurer als beim Einkauf in den Filialen der jeweils günstigsten Nachbarländer.
- Im Vergleich der drei Länder hatte fast immer Mömax Deutschland die Nase vorn. 12 von 15 Möbelstücken waren dort am günstigsten. Nur einmal, beim «Dreisitzer-Sofa in Petrol», war die Schweizer Filiale am günstigsten – aber bloss um 4 Prozent.
- Am meisten sparen lässt sich bei den teureren Möbelstücken. Der «Esstisch in Naturfarben» war bei Mömax in Deutschland 427 Franken günstiger als bei Mömax Schweiz. Auch bei günstigen Möbeln fällt das Sparpotenzial aber ins Gewicht: Die «Kommode in Grau», die in der Schweiz 329 Franken kostet, war in Deutschland 182 Franken günstiger. Der «Stuhl aus Metall in Schwarz» war in Deutschland 116 Franken günstiger als bei Mömax Schweiz, wo der Artikel 233 Franken kostete (siehe Tabelle im PDF).
Mömax-Sprecher Alfredo Schilirò sagt zu den Ergebnissen, dass sich die Differenzen je nach Sonderaktionen in den einzelnen Ländern schnell ändern könnten. Tatsächlich liefen zum Zeitpunkt der Erhebung (Woche 14) bei Mömax Deutschland viele Sonderaktionen. Zwei Wochen später war es mit diversen Sonderaktionen bei Mömax Schweiz gerade umgekehrt. Über alle kontrollierten Möbel gerechnet, hatte sich das Preisgefälle zwischen der Schweiz und Deutschland wegen der veränderten Sonderaktionen zwei Wochen später auf rund die Hälfte reduziert.
Die Preisdifferenzen zwischen Mömax Schweiz und den Filialen in Deutschland und Österreich wurden in den letzten zwei Jahren grösser. Bei einem früheren K-Tipp-Vergleich im Oktober 2020 betrug der Unterschied zwischen der Schweiz und den jeweils günstigsten Nachbarländern im Durchschnitt nur 10 Prozent (K-Tipp Wohnen 4/2020).
Fazit: Mömax-Möbel kauft man fast immer am günstigsten in Deutschland ein. Die Fahrt über die Grenze zur Filiale etwa in Freiburg im Breisgau lohnt sich, sobald man eine grössere Anschaffung plant. Beim Kauf von drei und noch mehr Möbelstücken können Schweizer Konsumenten mehrere Hundert Franken sparen.
Schweiz-Aufschlag auch bei Ikea
Ein ähnliches Bild ergibt der Preisvergleich bei Ikea:
- 2 der 15 Möbelstücke waren in der Schweiz mindestens doppelt so teuer wie in Deutschland oder Frankreich. Bei fünf Artikeln betrug der Schweiz- Aufschlag 50 Prozent, in fünf Fällen 25 Prozent. Nur bei drei Produkten war Ikea Schweiz weniger als 25 Prozent teurer als die deutschen oder französischen Filialen.
- Durchschnittlich waren die 15 verglichenen Möbel in der Schweiz 48 Prozent teurer als beim Einkauf in den Filialen der jeweils günstigsten Nachbarländer.
- Im Vergleich der drei Länder hatte achtmal Ikea Deutschland die Nase vorn, siebenmal war Ikea Frankreich am günstigsten. In der Schweiz waren die Möbel bis auf zwei Ausnahmen stets am teuersten.
- Am grössten war der absolute Preisunterschied beim Sideboard «Liatorp». Es kostete bei Ikea Frankreich 274 Franken – 275 Franken weniger als bei Ikea Schweiz.
Dominique Lohm, Sprecherin von Ikea Schweiz, macht für die Schweizer Aufschläge die höheren Kosten in der Schweiz beim Einkauf, bei der Logistik, den Gehältern, den Steuern usw. geltend.
Der K-Tipp hat allerdings längst nachgewiesen: Diese Faktoren rechtfertigen das Ausmass der Preisunterschiede nicht.
XXXLutz: Stets grosse Differenzen
Bei der Eröffnung der ersten Schweizer Filiale vor vier Jahren behauptete die Möbelkette XXXLutz, die Preise seien «europaweit eins zu eins die gleichen». Das entpuppte sich jedoch als ein leeres Versprechen. Der Preisvergleich des K-Tipp ergab damals, dass die gleichen Möbel im Möbelhaus XXXLutz in Rothrist AG rund 10 Prozent teurer waren als in den Lutz-Häusern in Deutschland.
Die Preisunterschiede sind seit 2018 nochmals erheblich grösser geworden. Das zumindest lässt eine neuerliche Stichprobe im April 2022 vermuten. Der K-Tipp verglich die Preise von zehn Möbelstücken. Resultat: Diese Produkte waren in der Schweizer Filiale von Lutz durchschnittlich 57 Prozent teurer als in Deutschland.
Den krassesten Preisunterschied von 127 Prozent gab es bei einem Couchtisch-Set in Glas/Metall: Das Möbelstück war in Deutschland für umgerechnet 174 Franken erhältlich, bei XXXLutz in Rothrist kostete es 395 Franken.
Die geringste Differenz betrug 24 Prozent. Sie betraf eine Vitrine der Reihe Hom’in (89 x 212 x 42 cm). Für sie zahlte man in der Schweiz zum Zeitpunkt der Stichprobe 629 Franken, bei Lutz in Deutschland umgerechnet nur 507 Franken.
Preisanschriftsünder mit Fantasiepreisen
Die Preisdeklarationen von XXXLutz, Pfister, Lipo und Conforama sind mit Vorsicht zu geniessen. Unter Umständen handelt es sich bei den Aktionspreisen um sogenannte Mondpreise. Gemäss der Preisbekanntgabeverordnung ist unter anderem dann von Mondpreisen die Rede, wenn die herabgesetzten Artikel gar nie oder schon lange nicht mehr zum normalen Referenzpreis verkauft worden sind. Ausserdem ist die maximale Angebotsdauer von Aktionen auf zwei Monate begrenzt. Hieb- und stichfest beweisen lassen sich Mondpreise nur mittels mehrmonatiger Preisüberwachung.
Der K-Tipp hat im Zeitraum Januar bis April bei Pfister dreimal die Preise von drei Dutzend herabgesetzten Artikeln überprüft. Resultat: Pfister deklarierte die kontrollierten Preise und die Dauer der Aktionen jeweils korrekt.
Zu einem anderen Resultat kam eine Überprüfung von Aktionspreisen im Zeitraum September bis Dezember 2021. Hier hatten die kantonalen Vollzugsstellen in 13 Fällen Strafanzeige wegen Verstössen gegen die Verordnung eingereicht.
Zu den Preisanschriftssündern gehörten unter anderem das Möbelhaus XXXLutz, Pfister, Lipo und Conforama. Alle wurden gebüsst. In einem Fall – gegen XXXLutz – haben die Vollzugsbehörden Strafklage eingereicht, weil es sich nicht um den ersten Verstoss handelte («Saldo» 8/2022).