Wer Solarstrom erzeugt, speist oft Überschüsse ins öffentliche Netz ein. Dabei gilt: Je höher solche Einspeisungen vergütet werden, desto schneller lässt sich die Solaranlage amortisieren.
Viele Netzbetreiber haben ihre Einspeisevergütungen im Vergleich zum Vorjahr hinaufgesetzt. Doch die Unterschiede sind gewaltig: Zurzeit liegen sie bei den 30 grössten Elektrizitätswerken zwischen 8 und 22 Rappen pro Kilowattstunde. Oft entscheiden wenige Kilometer und ein anderer Stromnetzbetreiber darüber, wie rentabel der eigene Solarstrom ist.
Zu den knausrigsten Abnehmern gehören ausgerechnet die bernische BKW und die Zentralschweizer CKW. Beide zahlten vor gut einem Jahr noch 30 Rappen. Nun sind es nur noch 9 bis 10 Rappen. Grund für den Preissturz: BKW und CKW gehören zu den sogenannten Direktanbietern, die den eingespeisten Solarstrom zu vierteljährlich wechselnden Marktpreisen vergüten. Und am Markt sind die Preise kürzlich stark gesunken.
Preise verändern sich schnell
Wer eigenen Solarstrom produziert, muss allfällige Überschüsse nicht zwingend dem lokalen Netzbetreiber verkaufen. Stromunternehmen wie die CKW kaufen auch ortsfremden Strom an – zu ihren regulären Tarifen. Aber: Für Private lohnt es sich langfristig kaum, den Abnehmer zu wechseln. Denn der Marktpreis kann sich schnell ändern. In der Rangliste nach Höhe der Einspeisevergütung gab es in den letzten Jahren denn auch immer wieder Veränderungen.
Am meisten zahlt es sich für private Stromproduzenten aus, wenn sie möglichst viel Strom direkt im eigenen Haushalt nutzen. Mit sehr günstigen Anlagen lässt sich Solarstrom für etwas mehr als 10 Rappen pro Kilowattstunde produzieren, wie ein Test der TV-Sendung «Kassensturz» vor einem Jahr zeigte. Strom vom Elektrizitätswerk kostet zurzeit im Mittel um 35 Rappen.
Mit jeder selbst produzierten Kilowattstunde Strom lassen sich in diesem Beispiel also 25 Rappen sparen. Hingegen lohnt sich der Weiterverkauf, also die Einspeisung ins Stromnetz, viel weniger, weil dann die Preisdifferenz kleiner ist – oder die Produzenten sogar draufzahlen, wenn der Abnehmer die Vergütung plötzlich senkt.
Wer noch keine Solaranlage hat, muss die Kosten für Kauf und Installation einrechnen. Der K-Tipp liess 2018 eine kleine Solaranlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses installieren, mass den produzierten Strom und berechnete die Amortisationszeit. Sie lag bei 6 Jahren (K-Tipp Wohnen 3/2018 und 3/2019).
Einige Energieversorger zahlen für Solarstrom mit einem Herkunftsnachweis 1 bis 5 Rappen mehr pro Kilowattstunde. Einen solchen Herkunftsnachweis erteilt die Zertifizierungsstelle des Bundes. Er kann gratis unter Pronovo.ch bestellt werden.
Kaum Überschüsse bei Minisolaranlagen
Eigenen Strom können nicht nur Hausbesitzer auf dem Dach produzieren, sondern auch Mieter auf dem Balkon. Für diesen Zweck gibt es Minisolaranlagen. Sie kosten zwischen 500 und 1500 Franken. In der Schweiz dürfen solche Anlagen maximal 600 Watt leisten.
Auch für die Minisolaranlagen gibt es eine Vergütung für überschüssigen eingespeisten Strom. Solche Balkonanlagen liefern jedoch nur etwa 400 Kilowattstunden pro Jahr – also einen Fünftel des Verbrauchs eines sparsamen Haushalts. Überschüsse fallen deshalb kaum an. Will man Solarzellen aussen am Balkongeländer anbringen, sollte man eine Bewilligung der Hausverwaltung einholen.
Tipp: Auf der Internetseite des Verbands unabhängiger Energieerzeuger kann man auf einer interaktiven Karte nachschauen, wie hoch die Einspeisevergütung am Wohnort ist (Vese.ch/pvtarif). An einigen Orten sind die Tarife dagegen noch nicht bekannt (grau gekennzeichnet). Der Rechner des Bundesamts für Energie gibt an, mit wie viel Strom man bei der Neuinstallation einer Anlage rechnen kann (Uvek-gis.admin.ch/BFE/sonnendach).