Seniorenfängerei: Ausser Spesen nix gewesen

Fast jede Bank hat Privat- und Sparkonten für Senioren im Angebot. Doch die Vorteile sind nicht der Rede Wert. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe.

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K-Tipp 15/2012

18.09.2012

Marco Diener

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Die Grossbank UBS verkündet: «Zurzeit zahlen wir auf dem Privatkonto 60 plus doppelt so viel Zins wie auf dem normalen Privatkonto.» Das stimmt zwar. Berücksichtigt man allerdings das Zinsniveau, relativiert sich der angepriesene Vorteil. Angenommen, der Saldo auf dem Privatkonto beträgt im Schnitt 2000 Franken: Dann erhält der Privatkonto-Inhaber Ende Jahr 1 Franken Zins. Der Inhaber eines Privatkontos 60 plus jedoch 2 Franken.

Sparkonto: Häufig keine besseren Zinsen

Wer bei der UBS weitere Unterschiede zwischen Privatkonto und Privatkonto 60 plus sucht, wird nicht fündig. Doch damit ist die Grossbank in bester Gesellschaft. Auch die Vorteile, welche die anderen Banken auf ihren Seniorenkonten gewähren, sind reine Augenwischerei:

Bank Coop: Sie bietet sowohl ein Privat- als auch ein Sparkonto speziell für Senioren an. Doch sie gewährt darauf nicht den geringsten Vorteil: gleiche Spesen, gleicher Zins, gleiche Rückzugsmöglichkeiten. «Die aktuellen Marktgegebenheiten», lässt die Bank Coop den K-Tipp wissen, hätten dazu geführt, dass die Zinsen «generell eher tief» seien.

Basler Kantonalbank: Hier ist das Senioren-Privatkonto spesenfrei. Das gewöhnliche Privatkonto aber auch, wenn der Saldo nie unter 1000 Franken liegt. Und auf dem Senioren-Sparkonto wird der Zins erst ab einem Saldo von 200 000 Franken gekürzt, beim gewöhnlichen Sparkonto schon ab 50 000 Franken. Doch damit hat es sich. Auch die Basler Kantonalbank beklagt das «anhaltend tiefe Zinsumfeld».

Migros-Bank: Sie bietet für Senioren nur ein Sparkonto an. Einziger Vorteil: Erlaubt sind Rückzüge von 20 000 Franken pro Monat statt 10 000 Franken. Wegen der tiefen Zinsen, sagt die Migros-Bank, sei es schwierig, die Konditionen «weiterhin zu differenzieren».

Raiffeisenbanken: Geradezu grotesk ist der Umgang der Raiffeisen-Gruppe mit den Senioren: Inhaber eines Mitglieder-Privatkontos erhalten Kontoauszüge gratis, die Maestro-Karte und die Kreditkarte im ersten Jahr ebenfalls. Inhaber eines Privatkontos 60 plus hingegen müssen für alles zahlen. Beim Sparkonto 60 plus sind zwar die Rückzugsbedingungen gegenüber dem Mitglieder-Sparkonto etwas besser. Aber der Zins ist auf dem Senioren-Sparkonto sogar niedriger. Einzige Voraussetzung für die Mitglieder-Konten: Der Kunde muss einen Anteilschein zeichnen. Er kostet je nach Bank 200 bis 500 Franken.

Zürcher Kantonalbank: Für Senioren führt sie nur ein Sparkonto. Es bietet gegenüber dem gewöhnlichen Sparkonto keinen Vorteil. «Aufgrund des rekordtiefen Zinsniveaus haben sich die Zinssätze angeglichen», schreibt die ZKB.

Konsequenter als die oben genannten Geldinstitute sind die Berner Kantonalbank, die Postfinance und die Credit Suisse. Sie bieten gar keine Seniorenkonten an. Die Berner Kantonalbank schreibt, die Kaufkraft der Senioren sei heute «vielfach sehr hoch. Das war vor der Einführung des Pensionskassen-Obligatoriums noch anders.»

Deshalb biete die Berner Kantonalbank den Senioren keine Sonderkonditionen. Vielmehr differenziere sie bei der Beratung. Ähnlich tönt es auch bei der Postfinance und bei der Credit Suisse.

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