Die Post gehört Ihnen, mir, allen Schweizern: Die Aktien sind zu 100 Prozent im Besitz des Bundes. Und der Bund ist nicht der Bundesrat, auch nicht das Parlament, sondern die Gesamtheit der Bürger. Nur haben wir bis jetzt nichts dazu zu sagen. Seit Bundesrat und ­Parlament die Post in eine Aktiengesellschaft umgewandelt haben, können die ­Manager machen, was sie wollen. An der Generalversammlung übt ein einziger Mit­arbeiter der Finanzverwaltung für den Bund das Stimmrecht aus. Er stimmt so, wie es die Departementsvorsteherin Doris Leuthard will. Die Parlamentarier können ebenso wenig dazu sagen wie die Kunden, die der Post die ­Milliardengewinne ermöglichen.

Kein Wunder, fühlt sich der Verwaltungsrat der Post sicher im Sattel. Er kann sich auch das Lästern ­leisten, wie ein Gastkommentar von Verwaltungsratspräsident Peter Hasler in der «NZZ» zeigte: «Die Einwohner dieses Landes, die alle Kunden der Post sind, haben den Eindruck, die Post gehöre ihnen, werde vielleicht gar vom Bund subventioniert und müsse deshalb ein Komfortpaket von Angeboten bereithalten, das möglichst wenig kosten soll.»

Herr Hasler, bitte nehmen Sie zur Kenntnis: Ja, wir sind der Meinung, dass die Post uns gehört. Und für uns eine gute Grundversorgung gewährleisten muss. Wir sind auch bereit, dies zu zahlen. Aber nicht Milliardengewinne zu finanzieren, damit die Post möglichst viel Geld in die Bundeskasse abliefern und im Ausland investieren kann. Zudem ist Ihr Gehalt für die meisten Schweizer ein Ärgernis: Auf ein Vollpensum gerechnet, erhielten Sie 2015 mehr als ein Bundesrat. 

Das stört viele Mitbesitzer der Post. Deshalb haben 120 000 von ihnen die Initiative «Pro Service public» unterschrieben. Deshalb ­dürfen die Bürger nun zwischen einer kunden­orientierten Grundversorgung und einem ­profitorientierten Managerdenken wählen. Wer am 5. Juni Ja stimmt, sagt Ja zu einem guten Service zum Wohl der Bevölkerung – statt zum Wohl einer abgehobenen Managerkaste.