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Als Kind hätte ich viel darum gegeben, als Mäuschen still lauschend dabei zu sein, wenn die Lehrerin die Eltern zum Gespräch bat.
Heute wäre ich gerne eine klitzekleine Wanze, versteckt in der Stuckatur im Bundeshaus Ost – als Mithörer beim nächsten Gespräch zwischen Bundesrätin Doris Leuthard und Postchefin Susanne Ruoff. Die beiden Damen haben nämlich Spannendes zu besprechen. Das französischsprachige Magazin «L’Hebdo» fragte kürzlich die Postchefin, ob ihr Jahressalär von 937 000 Franken nicht zu hoch sei. Ruoffs Antwort: «Der Verwaltungsrat bestimmt meinen Lohn.» Der Journalist bohrte nach und fragte, ob sie bereit wäre, für einen Bundesratslohn von ungefähr 500 000 Franken zu arbeiten. Die Antwort: «Ja, ich arbeite nicht nur fürs Geld.»
Bundesrätin Leuthard hatte aber während der Nein-Kampagne zur Initiative Pro Service public immer wieder betont: «Der Markt bestimmt diese Spitzensaläre, sonst haben wir nicht die besten Leute.» Ja, was nun? Ist Frau Ruoff keine Spitzenfrau, weil sie bereit wäre, zu einem Bundesrätinnenlohn zu arbeiten? Oder hat Frau Leuthard im Abstimmungskampf das Stimmvolk angelogen? Mich würde interessieren, wie die beiden Frauen bei einer Tasse Tee die gegensätzlichen Aussagen gegenüber den Medien auflösen und zusammen eine neue Sprachregelung suchen.
Bei der zweiten Tasse Tee wäre dann vermutlich auch noch der weitere Abbau von Postdienstleistungen ein Thema. Die Kollegen von Radio Suisse Romande veröffentlichten letzte Woche ein internes Papier der Post. Der Abbau von Hauszustellungen «soll behutsam und schrittweise erfolgen», heisst es darin. Ziel sei «die Verhinderung einer Kumulation von politischem Widerstand, die entweder eine Gesetzes- oder Verordnungsänderung zur Folge hätte». Ein Slogan der Post lautet: «Die Post bewegt.» Für den Abbau von Dienstleistungen gilt offenbar: «Still und leise, scheibchenweise.»
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