Vor neun Jahren hatte der damalige Post-Chef Ulrich Gygi klargemacht: «Kein Kunde soll mehr als sieben Minuten warten müssen. Und eine Wartezeit von zehn Minuten ist unzumutbar.» Inzwischen erfüllt die Post diese Vorgaben so:
- 73 Prozent der Kunden warten am Schalter angeblich zwischen null und drei Minuten.
- 22 Prozent warten drei bis sieben Minuten.
- 3,5 Prozent warten sieben bis zehn Minuten.
- 1,5 Prozent warten über zehn Minuten.
Diese Auskunft gab die Post dem K-Tipp. Gegenüber Werbefirmen tönts anders: «Durchschnittlich», so schreibt die Post, hielten sich die Kunden «sieben Minuten vor Ort auf. Sieben Minuten, die Sie spielend leicht für Ihre Anliegen nutzen können. Denn nie hat die Zielgruppe mehr Zeit, Ihre Werbung zu betrachten, als beim Poststellenbesuch.»
Was jetzt? «Maximal» oder «durchschnittlich» sieben Minuten? Die Zahlen der Post zeigen, dass 98,5 Prozent der Kunden im Schnitt drei bis vier Minuten warten müssen. Wenn die durchschnittliche Wartezeit für alle Kunden tatsächlich sieben Minuten betragen würde, müssten die restlichen 1,5 Prozent über drei Stunden warten. Das kann nicht sein. Das teilte der K-Tipp der Post mit. Doch sie reagierte nicht darauf.
Auch sonst sind die Signale der Post widersprüchlich: Einerseits scheint sie alles daranzusetzen, dass Kunden den Poststellen fernbleiben. Zum Beispiel über die Tarife. So zahlen Kunden, die im Internet einen Auftrag fürs Nachsenden der Post erteilen, 10 Franken. Am Schalter mehr als das Doppelte. Fürs Zurückbehalten der Post per Internetauftrag 8 Franken. Am Schalter wieder doppelt so viel.
Ticketautomaten zwischen Regalen
Aber wenn die Post Werbeflächen vermieten will, schreibt sie den Firmen: «Es gibt viele gute Gründe, weshalb Schweizerinnen und Schweizer regelmässig eine der über 1700 Poststellen im Land besuchen.» Die Kioskartikel dürften keiner dieser guten Gründe sein: Sie sind überteuert (K-Tipp 19/2013).
Generell werden Post-besuche immer unangenehmer. Inzwischen gibt es Filialen, in denen die Ticketautomaten nicht mehr beim Eingang stehen, sondern mitten in den Werberegalen.