Moderne Smartphones sind Datensammler. Die Handys senden nämlich ständig Daten an die Hersteller Google und Apple – sogar wenn man die Geräte gar nicht benutzt. Das zeigt eine Studie von Professor Douglas Schmidt von der Vanderbilt Universität (USA) von 2018. Ein Android-Handy etwa verbindet sich bis zu 90 Mal pro Stunde mit Google, iPhones bis zu 51 Mal mit Apple. Die Übertragungen sind verschlüsselt. Deshalb konnte Schmidt nicht herausfinden, welche Daten übermittelt werden.
Apple- wie auch Android-Geräte sind in sich geschlossene Systeme. Das bedeutet: Nur die Hersteller wissen, was die Handys genau machen. Die Benutzer haben keine Möglichkeit zu überprüfen, welche Daten wann, wo und von wem über sie gesammelt werden.
Die Handyhersteller nötigen die Kunden zur Erstellung einer Apple-ID oder eines Google-Play-Kontos. Dort muss man Name, E-Mail und Adresse angeben. Deshalb lassen sich die Geräte nicht anonym benutzen. Sehr viele Handybesitzer hinterlegen sogar die Kreditkarte zum Einkaufen von Apps, Musik oder Filmen. Damit liefert man den Herstellern unnötig viele Daten, die von diesen an interessierte Privatunternehmen und staatliche Behörden weiterverkauft werden.
Open-Source-Telefone schützen Privatsphäre
Einen Schutz der Privatsphäre versprechen spezielle Open-Source-Smartphones, wie zum Beispiel das deutsche «Volla Phone» oder das niederländische «/e/OS Fairphone 3+». Open Source heisst: Der Quellcode ist öffentlich einsehbar. Jeder kann im Detail nachvollziehen, wie die Programme und das Betriebssystem funktionieren. Im Gegensatz zu Apple und Google gibt es also keine versteckten Hintertüren, über die Daten eingesehen und kopiert werden können. Die Open-Source-Handys kann man anonym nutzen. Es braucht keine Anmeldung beim Hersteller. Man muss auch sonst keine persönlichen Daten eingeben.
Das bestätigte der Test des K-Tipp. Er schnitt den gesamten Internetverkehr der Handys in den Werkseinstellungen während mehrerer Stunden mit und analysierte ihn. Das Ergebnis: Die Handys sendeten tatsächlich keine Daten an Apple, Google, Facebook & Co.
Probleme gab es einzig bei den Apps. Basisprogramme wie zum Beispiel Rechner, Browser, E-Mail, Adressbuch, Terminkalender und Landkarten sind beim Kauf installiert und funktionieren zwar problemlos. Wer jedoch Zusatzfunktionen wie etwa den SBB-Fahrplan, den Wetterbericht von Meteo Schweiz, das Telefonbuch Local.ch und Spiele nutzen will, muss entsprechende Apps installieren. Diese findet man meist nur in einem App-Store. Das grösste Sortiment bieten hier Apple und Google. Doch diese App-Stores kann nur benutzen, wer sich dort anmeldet, also die verlangten privaten Daten preisgibt. Das macht den Sinn von Open-Source-Handys zunichte.
Aus diesem Grund gibt es auf beiden Smartphones alternative App-Läden:
Volla Phone: Hier sind F-Droid und Aurora-Store ab Werk vorinstalliert. In Ersterem gibts nur kostenlose Open-Source-Apps, die keine privaten Daten an Dritte übermitteln. Das Sortiment ist klein. F-Droid ist auch für Benutzer von Android-Handys empfehlenswert.
Beim Aurora-Store handelt es sich um einen anonymen Zugang zum Store von Google. Darum sollte man ihn nur für unbedingt nötige Apps verwenden. Hinzu kommt: Gewisse Apps basieren auf Google- Technik. Diese ist auf Volla Phone nicht vorhanden. Folge: Die Apps funktionieren teilweise nicht richtig. So zeigt zum Beispiel die Post-App die nächste Poststelle nicht an, weil die Karte von Google Maps stammt.
Tipp: Das Volla Phone wird nur übers Internet und nicht im Laden verkauft, deshalb sollte man im Vorfeld überprüfen, ob die benutzten Apps erhältlich sind. Das kann man über die Website F-droid.org/de/tun.
/e/OS Fairphone 3+: Hier ist der «/e/Store» installiert. Das Sortiment ist deutlich grösser als bei F-Droid und ebenfalls kostenlos. Und: Jede App wird vor der Publikation auf den Datenschutz hin untersucht und benotet. So sehen Benutzer auf einen Blick, ob eine App private Daten sammelt oder nicht. Viele Schweizer Apps wie SBB, Fairtiq, Local und Post sind erhältlich – einige wenige wie etwa die TCS-App jedoch nicht.
Tipp: Auch beim Fairphone sollte man vor dem Kauf auf https://e.foundation/de/e-os-available applications prüfen, ob die gewünschten Apps vorhanden sind.
Fazit: Bezüglich Leistung, Bild- und Tonqualität sind beide Handys solides Mittelmass. Sie können mit den doppelt oder dreimal so teuren Flaggschiffen von Samsung und Apple nicht mithalten, für Normalbenutzer reichen die Leistungen aber gut aus.
«Volla Phone»
Eingekauft bei:Volla.online
Preis: Rund Fr. 415.– (inkl. Zoll)
Speicherplatz: 64 Gigabyte (erweiterbar)
Bildschirm-Diagonale: 16 Zentimeter
Gewicht: 190 Gramm
Vor- und Nachteile
+ Quellcode öffentlich einsehbar (Open Source)
+ Kopfhöreranschluss
+ Platz für zwei SIM-Karten
+ Akkulaufzeit mehr als einen Tag
- Bedienung gewöhnungsbedürftig (Tipp: Um die Apps immerhin in alphabetischer Reihenfolge zu sehen, mit dem Finger von links nach rechts über den Bildschirm wischen)
- Nicht alle Apps erhältlich
- Nicht wasserdicht
- Batterie nicht auswechselbar
- Schlecht reparierbar
- Lange Lieferzeit
«/e/OS Fairphone 3+»
Eingekauft bei: Esolutions.shop
Preis: Rund Fr. 430.– (inkl. Zoll)
Speicherplatz: 64 Gigabyte (erweiterbar)
Bildschirm-Diagonale: 14,4 Zentimeter
Gewicht: 189 Gramm
Vor- und Nachteile
+ Quellcode öffentlich einsehbar (Open Source)
+ Akku auswechselbar
+ Sehr gut reparierbar
+ Kopfhöreranschluss
+ Platz für zwei SIM-Karten
+ Akkulaufzeit rund einen Tag
+ Ab Werk sehr einfach zu bedienen
- Nicht alle Apps erhältlich
- Nicht wasserdicht
- Lange Lieferzeit