SMS-Flirts: Wenn die Frau ein Mann ist
Zweifelhafter Internet-Flirt-Dienst: Oft schreiben nicht partnersuchende Frauen die teuren Kurzmitteilungen, sondern Angestellte der Betreiberfirma.
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K-Tipp 18/2005
02.11.2005
Otto Hostettler - otto.hostettler@ktipp.ch
Hi, Du da vor dem Bildschirm. Ich bin auf der Suche nach einer festen Beziehung. Du solltest wissen, wie man mit einer Frau umgehen muss (...).» So präsentiert sich auf der Internetseite www.handydate. ch eine aufreizend posierende Frau. Sie nennt sich «Sabrina2» und gibt an, sie sei 25-jährig und wohne in St. Gallen.
Zusammen mit über 2000 anderen Frauen fordert sie die Homepage-Besucher auf, mit ihr per SMS zu flirten. Wer darauf eingehen will, muss von seinem Handy aus ei...
Hi, Du da vor dem Bildschirm. Ich bin auf der Suche nach einer festen Beziehung. Du solltest wissen, wie man mit einer Frau umgehen muss (...).» So präsentiert sich auf der Internetseite www.handydate. ch eine aufreizend posierende Frau. Sie nennt sich «Sabrina2» und gibt an, sie sei 25-jährig und wohne in St. Gallen.
Zusammen mit über 2000 anderen Frauen fordert sie die Homepage-Besucher auf, mit ihr per SMS zu flirten. Wer darauf eingehen will, muss von seinem Handy aus eine Kurzmitteilung auf eine bestimmte Kurznummer senden.
Schlüpfriges für 3 Franken pro SMS
Und schon beginnt der teure «Spass»: Ab sofort kostet jedes schlüpfrig geschriebene SMS, das von «Sabrina2» eintrifft, stolze 3 Franken. Trotz des Preises ist nicht sicher, ob der Kunde tatsächlich mit der über das Web ausgewählten Schönheit säuselt.
Denn «Sabrina2» lächelt auf einer anderen Homepage auch noch als 21-jährige «Nancy» aus Nidwalden vom Computerbildschirm.
Hinter www.handydate.ch steht die Firma Upoxa mit Sitz in Belgrad (Serbien). Die Upoxa betreibt in der Schweiz, in Deutschland und Grossbritannien eine ganze Reihe registrierter Internet-Kontaktseiten - und alle funktionieren nach dem gleichen System: «Clean entertainment solution» nennt Upoxa ihre «saubere Unterhaltungs-Lösung».
In den allgemeinen Geschäftsbedingungen tönt es hingegen etwas weniger sauber. Die Firma macht keinen Hehl daraus, dass die SMS-Kontakte zumindest zum Teil fiktiv sind: «Die Dialogpartner sind entweder andere Kunden oder für die Upoxa tätige Betreuer.» Und: «Der Kunde ist sich bewusst, dass Dialogpartner unter mehreren Identitäten auftreten, sich Männer als Frauen und Frauen als Männer ausgeben (...), ohne dass entsprechende Hinweise erfolgen.»
Auf Anfrage des K-Tipp heisst es aber beim Firmensitz in Belgrad: «In der Schweiz haben wir keine Mitarbeiter für Chat-Services.»
Verschiedene Flirt-Seiten - eine Firma
Vom Geschäft mit den angeblich partnersuchenden Frauen profitiert auch eine Liechtensteiner Firma. Switch - die offizielle Internet-Registrationsstelle der Schweiz - führt nämlich bei mehreren Flirt-Homepages die Firma Utibo AG als Domain-Besitzerin oder als technisch verantwortliche Stelle auf.
Michael Kramer von der Utibo betont, die besagten Internetseiten würden an Partnerfirmen weitervermietet und die Utibo liefere nur das Bezahlungssystem für den SMS-Chat. Dieses sei übrigens mit einer «Vorsichtsmassnahme» zu Gunsten der Kunden versehen, sagt Michael Kramer: Wer 30 Minuten lang - oder dreimal hintereinander - keine SMS mehr beantworte, werde automatisch vom System abgemeldet.
Noch schneller los ist man den zweifelhaften Dienst mit einer Kurzmitteilung und dem Inhalt «STOP».