Wer eine Matratze kauft, bleibt ihr meist lange treu: «Unsere Kunden wechseln Matratze und Einlegerahmen etwa alle zwölf Jahre», sagt Bea Weber. Sie ist Geschäftsführerin und Beraterin beim Bettenfachgeschäft Gutschlafen.ch in Wildegg AG. Laut Schätzungen von Branchenkennern werden in der Schweiz jährlich rund 450 000 Matratzen verkauft.
Für eine lange Lebensdauer der Matratze ist die regelmässige Pflege allerdings unabdingbar. «Hat eine Matratze einen waschbaren Bezug, wird sie gepflegt und hat sie einen guten Kern, kann man sie tatsächlich lange verwenden», sagt Roman Corbat, Matratzenentwickler und Betreiber des Beratungsportals Matratzenexperte.ch. Corbat schränkt aber ein: «Lässt sich der Hüllenbezug nicht waschen, sollte man die Matratze aus hygienischen Gründen spätestens nach acht bis zehn Jahren auswechseln.»
Hülle ist hygienisch am heikelsten
Laut Roman Corbat ist die Hülle einer Matratze punkto Hygiene am heikelsten: Dort sammelt sich nicht nur der Kot von Milben an, die sich von menschlichen Hautschuppen im Bett ernähren. Auch Bakterien, Staub, Pollen und anderes setzen sich mit der Zeit im Gewebe der Aussenhülle fest. Zudem produziert der Körper im Schlaf bis zu einem halben Liter Schweiss pro Nacht. Dieser enthält neben Salz und Eiweiss auch Flüssigkeit. All das sorgt mit der Zeit für einen muffigen Geruch, ausserdem atmet man die Partikel beim Schlafen ein. Vor allem für Milbenallergiker ist das ungünstig: Der Kot der Milben löst bei ihnen eine Allergie mit Schnupfen, Niesen und Husten aus.
Die wichtigsten Tipps zur Pflege von Matratzen:
Hülle regelmässig waschen
Die Matratzenhülle sollte man von Zeit zu Zeit waschen – laut Roman Corbat ist das die beste Massnahme für eine gute Hygiene. Voraussetzung: Die Hülle lässt sich von der Matratze trennen und ist waschbar. «Ideal ist es, den Bezug einmal jährlich im Herbst zu waschen – dann ist die Pollensaison vorbei, und die Luft ist nicht mehr warm und feucht», sagt Corbat.
Matratze mit Moltonauflage schützen
«Lässt sich die Matratzenhülle nicht abnehmen und waschen, ist eine Moltonauflage zwischen Matratze und Leintuch sinnvoll», sagt Expertin Bea Weber. Hier würden sich viel Schweiss und Hautschuppen ansammeln. Moltonauflagen bestehen meist aus dicker, atmungsaktiver Baumwolle und haben im Idealfall an allen vier Ecken ein Gummiband, das als Halterung auf der Matratze dient. Die Auflagen lassen sich gut waschen.
Matratze regelmässig wenden und drehen
Je nach Aufbau der Matratze sollte man sie einmal pro Monat wenden und drehen. Das dient der Durchlüftung, und man nutzt zeitweise andere Stellen der Matratze zum Liegen. «Das fördert die Lebensdauer, da die Matratze rundum gleichmässig abgenutzt wird», sagt Bea Weber. Achtung: Matratzen, die auf der Oberseite eine Gelschicht haben, lassen sich nicht wenden, weil die Unterseite nicht als Liegefläche konzipiert ist.
Matratze täglich auslüften
Ebenfalls wichtig ist das tägliche Lüften der Matratze – sowohl im Sommer als auch im Winter. Bea Weber rät: «15 Minuten am Tag, morgens oder abends, am besten bei offenem Fenster mit Durchzug.» So werden der Raumluft und der Matratze Feuchtigkeit entzogen. Das hilft auch gegen Milben, die eine warme und feuchte Umgebung bevorzugen.
«Je mehr jemand schwitzt, desto intensiver sollte die Matratze ausgelüftet werden», sagt Bea Weber. Fürs Auslüften braucht man die Matratze nicht aus dem Bett zu nehmen. Es reicht, wenn die Luft von allen Seiten gut an sie herankommt. Vorteilhaft fürs Lüften sind Bettgestelle, bei denen die Matratze nur wenige Zentimeter tief in den Bettrahmen einsinkt und die Oberseite möglichst weit über den Rahmen hinausragt. Der Bettrahmen sollte zudem nicht bis zum Fussboden reichen: Das ermöglicht die Durchlüftung von unten.
Flecken verhindern mit wasserdichter Barriere
Isst man regelmässig im Bett oder sind Malheurs mit Flüssigkeiten zu erwarten – etwa bei noch nicht trockenen Kleinkindern –, verhindern wasserdichte Spannbetttücher oder Moltonauflagen Probleme. Auch für Milbenallergiker eignen sich solche Barrieren.
Falls die Matratzenhülle trotzdem Flecken aufweist, bieten sich neben Fleckenentfernern übliche Hausmittel an: Bei frischen Flecken hilft Mineralwasser mit hohem Kohlensäurensäureanteil. Flüssigkeit kann man mit Haushaltspapier aufnehmen, dann die betroffene Stelle mit Salz bestreuen und absaugen.
Boxspringbetten verfügen in der Regel über einen sogenannten Topper. Dieser liegt auf der Matratze und soll sie vor Schweiss oder Schmutz schützen. Roman Corbat rät allerdings von Toppern ab: Sie seien meist zu dick und würden Milben und Schimmel ein ideales Klima bieten. Zudem erschwere ein Topper eine gute Durchlüftung der Matratze. Hinzu kommt: Viele Topper sind nicht waschbar, weil sie mit der Hülle vernäht sind. Die bessere Alternative sind Matratzenschoner, die man zwischen die Matratze und den Lattenrost platziert. Das schützt die Matratze vor Abnutzung und Schäden durch die Reibung des Lattenrostes.
Milben: Matratze absaugen hilft nicht
Übrigens: Laut dem Experten Roman Corbat bringt das regelmässige Absaugen der Matratze wenig – zumindest gegen Milben: Diese würden sich beim Absaugen in tiefere Schichten der Matratze zurückziehen und kämen danach wieder an die Oberfläche. Zudem besteht laut Corbat die Gefahr, dass man beim Absaugen zu viele Fasern aus der Matratze herausziehe.
Auch Matratzen, die über eine Milben abwehrende Beschichtung verfügen, sind gemäss Corbat für Allergiker keine Hilfe. Das Gleiche gelte für Milbensprays.