Anfang Oktober 2015 klagte Martin Wittwer, Chef des Reiseriesen Tui Suisse, in einem Interview: «Es ist fest in den Köpfen der Schweizer Konsumenten verankert: Der Euro ist schwach, also sind Reisen im Ausland billiger.» Damals kostete ein Euro nur Fr. 1.09. Viele Schweizer buchten ihre Ferien deshalb bei deutschen Reisebüros.
Doch bis August vergangenen Jahres stieg der Kurs auf rund Fr. 1.14. Darüber freute man sich beim Internetportal
Travelnews.ch: Es gebe kaum mehr Grund für Schweizer Konsumenten, bei deutschen Reisebüros oder Portalen zu buchen.
Ins gleiche Horn stiess vor gut drei Wochen die «NZZ am Sonntag». Mit dem stärkeren Euro hätten sich die Preise angeglichen, schrieb der Autor: «Die Preisvorteile vieler Reiseangebote im Ausland sind dahingeschmolzen.»
Stichprobe bei 25 Reiseveranstaltern
Stimmt das? Der K-Tipp führte über den Monatswechsel Januar/Februar eine Stichprobe durch – mit einem Eurowechselkurs von Fr. 1.18 (Kreditkartenkurs). Die Erhebung umfasste zehn zufällig ausgewählte Badeferien-Arrangements (acht Beispiele siehe Tabelle). Bei 25 Reisebüros in der Schweiz und in Deutschland wurde abgeklärt, ob und zu welchem Preis sie diese Arrangements identisch im Sortiment haben.
Über 600 Franken Ersparnis
Resultat: Acht der zehn Pauschalpakete waren bei Veranstaltern in Deutschland am günstigsten. In einigen Fällen war der Preisunterschied zum billigsten Schweizer Angebot beträchtlich. Er betrug für eine vierköpfige Familie beim Beispiel «Meliã Madeira Mare» auf der portugiesischen Insel Madeira über 600 Franken (Reisedauer: sieben Tage) und beim Beispiel «Crystal Springs Beach Hotel» auf Zypern über 350 Franken (Reisedauer: 14 Tage). In den zwei Fällen dagegen, in denen Veranstalter in der Schweiz den besten Preis boten, war die Differenz zum günstigsten deutschen Konkurrenten nur minim.
Der Blick auf Reisepreise jenseits der Grenze kann sich also trotz stärkerem Euro noch immer lohnen. Doch Achtung: Längst nicht jedes deutsche Angebot ist gut. So kostete das 14-tägige Arrangement im Aqua Blue Hotel auf der griechischen Insel Santorini beim deutschen Veranstalter Vtours knapp 1400 Franken mehr als beim deutschen Konkurrenten Go Bucher und fast 1100 Franken mehr als beim günstigsten Schweizer Veranstalter Tui Suisse.
Statt eines Pauschalpakets kann man die einzelnen Bestandteile auch separat bei Airline, Hotel und Shuttlebusbetreiber buchen. Bei den zehn Arrangements der Stichprobe hätte sich das allerdings nicht gelohnt. Die «Direktbuchung» war nirgends billiger als das günstigste deutsche Pauschalangebot. Und sie war nur ein einziges Mal preiswerter als das beste Schweizer Veranstalterpaket: Beim Hotel Kalos auf Sizilien hätte man damit aber nur gerade 20 Franken gespart.