Sambo Deng aus Aarau hat ein Handyabo der Salt-Marke Gomo. Im Januar stellte er fest, dass ihm Salt seit November Premium-SMS belastet hatte: 5 Franken pro SMS. Wofür er bezahlen sollte, wusste er nicht.
Deng versuchte darauf, das Problem mit dem Gomo-Kundendienst zu lösen – ohne Erfolg. Bis zum Juni summierten sich die Kosten für die SMS auf 270 Franken. Erst als sich der K-Tipp einschaltete, zahlte Salt Sambo Deng sein Geld zurück.
Solche Abofallen sorgen immer wieder für Unmut. Seit Anfang Jahr meldeten sich beim K-Tipp über 100 Kunden von Salt, Sunrise und Swisscom, die für Premium-SMS zahlen sollen. Die Betroffenen versichern, sie hätten nie einen solchen Dienst abonniert.
Das sei nicht möglich, behaupten die Telecomfirmen zwar auf Anfrage.Kunden müssten solche Dienste mit einem SMS aktiv bestellen. Dieser Bestellprozess verhindere ein «zufälliges Abschliessen eines Abos», schrieb etwa die Swisscom. Doch die Firmen hinter den kostenpflichtigen SMS gehen sehr raffiniert vor, um Handybenutzer in die Falle zu locken.
Abofalle mit falschem Videolink
Das zeigen auch Erfahrungen der Eltern von Kindern an einer Aargauer Schule: Sie erhielten von der Schulleitung in den Sommerferien einen Link zur Plattform Flickr.com. Dort konnten sie Fotos der Schulabschlussfeier von Anfang Juli herunterladen. Flickr.com ist eine seriöse Seite, der Download von Fotos ist unproblematisch.
Unterhalb der Fotos war ein grüner Abspielknopf mit dem Hinweis «Sehen Sie sich Ihr Video an». Das erweckte den Eindruck, es gebe von der Abschlussfeier einen Film. Doch es handelte sich um Werbung einer Firma.
Wer auf den Knopf klickte, erhielt die Meldung «Ihr Download ist fertig!» und sollte die eigene Handynummer eingeben. Perfid: Auf dem Handybildschirm verdeckte ein Infofenster zu Cookies den Hinweis auf das SMS-Abo. Die Handynummer liess sich ohne Schliessen des Fensters eingeben.
Nach der Eingabe der Handynummer folgte die Meldung «Senden Sie OK an 877, um Zugang zu erhalten». Wer das tat, erhielt aber nicht Zugang zum Video der Abschlussfeier, sondern löste ein Gymnastikabo für Fr. 9.90 pro Woche.
Die Swisscom schreibt dazu, sie sehe «Anhaltspunkte dafür, dass der Preis bewusst verdeckt» werde. Deshalb sei ein Abschluss über das Swisscom-Netz in diesem Fall nicht möglich. Das stimmt zwar. Andere Werbungen bei den Fotos führen aber zu anderen SMS-Nummern, die via Swisscom abonniert werden können.
Sunrise verspricht, man werde abklären, ob es sich hier um «einen Verstoss gegen die rechtlichen Regeln für Mehrwertdienste handelt». Salt nahm zum beschriebenen Fall nicht Stellung.
Telecomfirmen kassieren mit
Hinter den SMS stecken Unternehmen im Ausland, die das Geld von Inkassofirmen wie der Paycon AG in Feusisberg SZ und der Echovox SA in Carouge GE eintreiben lassen. Diese rechnen die SMS über Salt, Sunrise und Swisscom ab. Die Telecomfirmen verdienen an den SMS mit. Sie sind gemäss Branchenkennern mit 30 bis 40 Prozent am Umsatz beteiligt (K-Tipp 13/2020).
Das Staatssekretariat für Wirtschaft ist bei unlauterem Wettbewerb zuständig. Auf Anfrage schreibt die Behörde, zu Paycon und Echovox seien in diesem Jahr 13 Beschwerden eingegangen. Für eine Intervention benötige man «eine grössere Anzahl von Beanstandungen, die als Beweismittel für die unlauteren Geschäftspraktiken dienen». Ein Beschwerdeformular gibt es im Internet unter Ktipp.ch/unlauter.
Gegenüber dem K-Tipp verspricht das Bundesamt für Kommunikation, man werde Swisscom und Co. genauer auf die Finger schauen. Man habe bezüglich Premium-SMS schon mehrfach interveniert und werde dies «angesichts des Weiterbestehens der Problematik wieder tun».
Tipp: Wer auf der Telefonrechnung Kosten für unbestellte SMS findet, kann diese abziehen und der Telecomfirma mitteilen, dass man kein solches Abo gelöst hat. Den Musterbrief «Unzulässige SMS-Gebühren» finden Sie hier. Laut Gesetz dürfen Telecomfirmen Kunden, die eine Rechnung bestreiten, nicht kündigen.
Nummern von Mehrwertdiensten deaktivieren
SMS stoppt man mit dem Text «STOP ALL» an die betreffende Kurznummer. Jegliche kostenpflichtige Dienste bei Handyabos kann man folgendermassen abbestellen:
- Bei Salt und den Marken Gomo, Lidl Connect und Post Mobile SMS mit Text «BLOCK ALL» an die Nummer 5155.
- Bei Sunrise und den Marken Aldi Mobile, Lebara, Swype und Yallo: Deaktivierung erfolgt via Kundenkonto im Internet.
- Bei Swisscom und den Marken Wingo, M-Budget und Coop Mobile: via Kundenkonto im Internet.