Wenn Charles Cavanaugh früher in sein Büro kam, fühlte sich sein Kopf sofort an wie in Watte gepackt. Er konnte nicht mehr klar denken, bekam Kopfschmerzen und in seiner Brust begann es zu brennen. «Es war fürchterlich», erzählt Cavanaugh, damals Computerfachmann einer Grossbank. «Sobald ich meinen Arbeitsplatz betrat, fühlte ich mich krank.» Cavanaugh entdeckte schnell, dass massiver Elektrosmog für seine Beschwerden verantwortlich war. Mehrere Messungen belegten dies. Der Grund: Eine starke Stromleitung führte unter seinem Arbeitsplatz hindurch. Das Büro war voll elektrischer Geräte. Zudem war das gesamte Gebäude aus Stahl gebaut: «Das verstärkte die elektromagnetischen Felder.» Für den elektrosmog-empfindlichen Computerfachmann fühlte es sich an, «als ob alles vibrierte. Ich hielt es kaum aus».
Der Arbeitgeber erlaubte ihm deshalb, von zu Hause aus zu arbeiten. Dort richtete er sich einen neuen elektrosmogfreien Arbeitsplatz ein. Charles Cavanaugh ging es schlagartig besser. Seine Lösung: Damit er nicht unmittelbar vor dem Bildschirm sitzen muss, projiziert ein Beamer das Bild des Laptops an eine Projektionsfläche (siehe Grafik im pdf-Artikel). Durchs Fenster kann Cavanaugh so auf den Bildschirm blicken. Er verwendet eine batteriebetriebene Infrarottastatur mit integrierter Maus. Diese Tastatur ist kabellos und frei von elektrischer Strahlung. Beamer und Infrarotempfänger stehen in einem anderen Raum.
Diese Installationen – wie auch der Arbeitsplatz – befinden sich in einem separaten, speziell angebauten Raum. Diesen hat Cavanaugh an sein bestehendes Haus anbauen lassen. Kostenpunkt: rund 7000 Franken. «Die Wände sind 45 Zentimeter dick und aus Lehm. Die Fenster sind mit Silberoxid beschichtet, um Elektrosmog abzuschirmen.» Charles Cavanaugh hat viel Zeit und Geld in seinen neuen Arbeitsplatz gesteckt. Nur wenigen Büroangestellten ist ein solcher Aufwand möglich. Doch auch sie können einfache und effektive Änderungen vornehmen, um weniger Elektrosmog ausgesetzt zu sein. Baubiologe Guido Huwiler rät, sich als Erstes um die folgenden Punkte zu kümmern:
- Den Kabelwirrwarr unter dem Tisch aufräumen: Zu lange Kabel soll man kürzen. Über die restlichen Kabel kommt ein Kabelkanal aus Metall. Dieser muss geerdet sein.
- Stuhl und Tisch sollten aus Holz sein. Möbel mit Metallteilen sollen fachgerecht geerdet werden: Ansonsten können diese wie eine Antenne wirken und elektromagnetische Felder aufnehmen. Laut Huwiler kann jeder gut ausgebildete Elektrobiologe Büromöbel oder Kabelkanäle erden.
Allein diese Massnahmen würden für klar weniger Elektrosmog sorgen. Der Baubiologe rät zudem, das Internet per Kabel statt Funk ins Büro zu holen: «Auf kabellose Übertragungen wie Bluetooth oder WLAN soll man verzichten.» All jenen, die an einem Laptop arbeiten, empfiehlt Huwiler, eine externe Tastatur zu benützen. «Finger und Körper sind ansonsten enorm hohen Belastungen ausgesetzt.» Gemäss Yvonne Gilli, Ärztin und Mitglied bei der Vereinigung Ärzte für Umweltschutz, nehmen die Beschwerden am Arbeitsplatz wegen Elektrosmog zu. «Ein Grund ist die massive Zunahme von kabellosen Telefonen und Internetanschlüssen. Viele Angestellte werden immer stärker mit Elekrosmog belastet.»
Betroffene sollten im Büro eine Messung verlangen
Die Ärztin rät Menschen, die häufig unter Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Verstimmungen leiden, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen – um danach allenfalls eine Messung durchführen zu lassen. Yvonne Gilli: «Es gilt herauszufinden, ob tatsächlich eine hohe Elektrosmog-Belastung vorhanden ist – und wenn ja, wo genau.» Gemäss Gilli treten bei Elektrosmog die Beschwerden schon weit unterhalb der bestehenden Grenzwerte auf. Sie rät deshalb, Messergebnisse auch mit Baubiologen und geschulten Medizinern zu prüfen. Neben anderen bietet das Beratungsnetz der Vereinigung Ärzte für Umweltschutz diese Möglichkeit an. Gilli: «Wir haben Erfahrung darin, die Ergebnisse und die Beschwerden zu interpretieren.» Sind die Messwerte für Elektrosmog im betreffenden Büro tatsächlich hoch, sollte es der Arbeitgeber sanieren, rät die Ärztin.
Tipps: Mit wenigen Massnahmen viel erreichen
- Kaufen Sie Computer nach TCO-Norm. Diese sind strahlenarm.
- Stellen Sie die Computer nebeneinander und nicht Rücken an Rücken. Bildschirme strahlen auch gegen hinten, diese magnetischen Felder sind noch in zwei Metern Distanz messbar.
- Schalten Sie den Computer-Bildschirm ab, wenn Sie mit etwas anderem beschäftigt sind.
- Stellen Sie Kopierapparat, Drucker, Faxgerät und Server mindestens zwei Meter weg von Ihrem Arbeitsplatz. Halten Sie diese Distanz auch für Transformer, Netz- und Ladegeräte ein.
- Verwenden Sie Kabelkanäle oder abgeschirmte Kabel und Steckdosenleisten.
- Statten Sie Ihr Büro antistatisch aus: Teppichböden aus Naturfasern oder Holz statt Kunststoff.
- Vermeiden Sie WLAN-Anlagen und DECT-Telefone.
- Verzichten Sie auf Dimmer.
- Steckdosen sollten möglichst weit weg von Ihrem Arbeitsplatz sein.
Weitere Infos finden Sie unter:
www.aefu.ch
www.suva.ch