Auch in Markengaragen sind Autokäufer nicht vor unseriösen Geschäftspraktiken geschützt. Laut «Kassensturz» kaufte ein Kunde bei der Amag-Garage in Zuchwil SO einen gebrauchten Toyota iQ. Im Vertrag stand: «Unfallfahrzeug: Nein». Der Käufer war ein technischer Experte des TCS. Er bemerkte kurz darauf, dass der vordere Achsträger massiv beschädigt war. Für den Autofachmann war sofort klar: Das kann nur von einem Unfall stammen. Die Amag bestritt das – nahm den Wagen aber trotzdem zurück. Kurze Zeit später bot ein anderer Händler den Wagen im Internet zum Verkauf an – unrepariert und erneut als «unfallfrei».
Im zweiten Fall leaste ein Baumaschinenführer bei der Amag Utoquai in Zürich einen 300 PS starken, «frisierten» VW Golf. Dieser hatte verdunkelte Heckleuchten und eine spezielle Auspuffanlage. Als der Fahrer mit dem Auto in Luzern unterwegs war, stoppte ihn die Polizei. Der Auspuff und die Rücklichter verstiessen laut den Beamten gegen die Vorschriften. Sie beschuldigten ihn, das Auto illegal aufgerüstet zu haben. Der Lenker bestritt das. Trotzdem musste er sich in einem Strafverfahren wegen Führens und Haltens eines nicht betriebstauglichen Fahrzeugs verantworten. Am Ende stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein, und die Amag nahm das Auto zurück.
Amag-Sprecher Dino Graf sagte dazu im «Kassensturz», man habe den Kunden mündlich mehrfach darauf hingewiesen, dass der Wagen auf Schweizer Strassen nicht zugelassen sei. Der Kunde bestreitet dies allerdings.
Das sollten Sie vor dem Kauf eines Occasionsautos beachten
Preisvergleich: Occasionsbörsen wie Autoscout24.ch, Autoricardo.ch und Fahrzeugmarkt.ch bieten eine erste Übersicht. Eine Bewertung des angebotenen Verkaufspreises nach Eurotax gibt es zum Beispiel für 11 Franken beim TCS. Eurotax ist eine europaweit anerkannte Bewertungsplattform für Neu- und Gebrauchtautos.
Problemautos vermeiden: Der deutsche Technische Überwachungsverein (TÜV) wertet jedes Jahr die Resultate der Fahrzeugkontrollen aus. Sein Bericht zeigt die Stärken und Schwächen verschiedener Occasionsmodelle. Der aktuelle Bericht: www.tuv.com/germany/de/lp/tuv-report.html.
Checkliste vor dem Kauf: Bei der Besichtigung sollte das Auto an der Sonne oder an einem hellen Ort stehen und sauber, aber nicht nass sein. Dadurch sind Schäden besser sichtbar. Achten Sie auf folgende Punkte:
Lack: Kratzer, Farbunterschiede, unsorgfältig ausgebesserte Stellen.
Innenraum: Zustand der Sitzpolster, Innenverkleidung, Dachhimmel, Armaturen.
Gummidichtungen und Schläuche: Sind sie dicht, spröde oder schimmlig?
Rost: Zeigen sich an Kotflügeln, Radkästen, Türschwellen und Blechfalzen Blasen im Lack oder Roststellen?
Bereifung: Ist noch genügend Reifenprofil vorhanden? Sind die Pneus gleichmässig abgefahren?
Dichtigkeit: Verliert der Wagen irgendwo Öl?
Lenkrad: Hat es Spiel?
Probefahrt: Sie sollte mindestens 30 Minuten dauern. Fahren Sie inner- und ausserorts. Der Motor muss in allen Gängen gleich gut «durchziehen». Achten Sie auch auf aussergewöhnliche Geräusche und eine gleichmässige Bremswirkung.
Versicherung: Klären Sie ab, ob die Probefahrt haftpflicht- und kaskoversichert ist. Halten Sie die Versicherung schriftlich in einem Vertrag fest. Ohne Versicherung kann ein Unfall ins Geld gehen (K-Geld 6/2017).
Fahrzeugpapiere: Obligatorisch ist der Fahrzeugausweis. Für Autos, die nicht mindestens den Abgasvorschriften Euro 3 (Benziner) und Euro 4 (Diesel) entsprechen, braucht es ein Dokument über die Abgaswartung. Kaufen Sie kein Auto ohne Serviceheft. Verlangen Sie Rechnungskopien von grösseren Reparaturen.
Kilometerstand: Stimmt die Anzeige mit den Einträgen im Serviceheft überein? Wurde das Auto regelmässig gewartet?
Motorfahrzeugkontrolle: Die letzte Kontrolle sollte nicht länger als acht Monate her sein.
Vertrag: Zu empfehlen ist ein schriftlicher Kaufvertrag. Halten Sie darin fest, dass das Auto unfallfrei ist und wie lange die Garantie dauert. Einen Mustervertrag finden Sie auf www.ktipp.ch/a1108855.
Sofort reklamieren: Bei Mängeln sofort mündlich und per Einschreiben beim Verkäufer reklamieren.