So umgehen Private die Steuerfalle «Börsenprofi»

Wer sein Vermögen allzu aktiv verwaltet, gilt als Wertschriftenhändler – mit teuren Steuerfolgen. K-Geld zeigt, was Privaten erlaubt ist und was nicht.

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K-Geld 05/2012

19.10.2012

Letzte Aktualisierung:
22.10.2012

Fredy Hämmerli

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Es braucht wenig, um als gewerbsmässiger Wertschriftenhändler eingestuft zu werden: Eine Hypothek auf dem Haus und ein Wertschriftendepot, das neben Zinsen und Dividenden dank häufiger Käufe und Verkäufe auch Kapitalgewinne abwirft. Die Folge: Kapitalgewinne, die für Private normalerweise steuerfrei sind, gelten nun als Einkommen aus selbständiger Erwerbstätigkeit.

Die Gewinne muss man dann als Einkommen versteuern und AHV darauf entrichten. So muss zum Beispiel ein Lediger in der Stadt Bern mit einem Jahreseinkommen von 100 000 Franken satte 23 800 Franken Einkommensteuern entrichten – plus die üblichen Abgaben für AHV/ IV/EO und Pensionskasse. Macht er zusätzlich einen ebenso hohen Kapitalgewinn, schnellen die Steuern auf 61 700 Franken plus zusätzliche 10 500 Franken Sozialabgaben hoch. Total fallen also Kosten von 72 200 Franken an. Immerhin: Verluste dürfen professionelle Wertschriftenhändler bei den Steuern als Aufwand geltend machen, Private nicht.

Wertschriften: Mindestens für 6 Monate halten

Nur: Wo hört die private steuerfreie Vermögensverwaltung auf? Ein Kreisschreiben der Eidgenössischen Steuerverwaltung vom 27. Juli 2012 umschreibt, was Anleger mit ihrem Geld tun und lassen dürfen, um noch als Privatpersonen durchzugehen. Es ersetzt das Schreiben aus dem Jahr 2005 und berücksichtigt vor allem die neuere Rechtsprechung des Bundesgerichts. Die Behörden gehen nun von einer privaten Vermögensverwaltung aus, sofern alle folgenden Kriterien erfüllt sind:

Die mit Gewinn verkauften Wertschriften wurden mindestens sechs Monate gehalten (frühere Regelung: 12 Monate).
Die während eines Jahres eingenommenen Zinsen und Dividenden sind höher als allfällige Schuldzinsen.
Das Transaktionsvolumen – also die Summe aller Käufe und Verkäufe – ist höchstens fünfmal so hoch wie der Wert des Wertschriftenportfolios plus Bankguthaben zu Beginn des Jahres.
Die Kapitalgewinne sind im Maximum halb so hoch wie das gesamte Reineinkommen des betreffenden Steuerjahres.
Allfällig gekaufte Derivate (Futures, Optionen, Warrants usw.) dienen nur der Absicherung eigener Wertschriftenpositionen.

Wer Pech hat, kann somit als Börsenhändler eingestuft werden, wenn er bloss ein paar Optionen oder sonstige Derivate hat. Trotz der verkürzten Haltepflicht von Wertschriften ist das neue Kreisschreiben unter dem Strich also noch schärfer als das alte.

Immerhin: In der Praxis haben die Steuerbehörden in den letzten Jahren Augenmass behalten. Dies auch im Wissen, dass ihre Leitlinien keine Gesetzeskraft besitzen und von betroffenen Steuerpflichtigen jederzeit bestritten werden können. Das Bundesgericht hat denn auch entschieden, dass ein schematisches Vorgehen nicht zulässig und jeder Fall einzeln zu beurteilen sei.

Einige Kantone haben zudem ergänzende Weisungen für ihre Staatssteuern erlassen. So gilt im Kanton Zürich meist nur als «Profi», wer mit Wertschriften handelt, die nicht allen Anlegern offen stehen. Dazu zählen nicht öffentlich zugelassene Fonds. Im Kanton Schwyz bleibt unbehelligt, wer weniger als 200 000 Franken in Wertschriften besitzt und weniger als 200 Transaktionen pro Jahr tätigt. Kommen Derivate zum Einsatz, sinkt die Freigrenze im Kanton Schwyz auf 100 Transaktionen pro Jahr.

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