K-Tipp-Leser Damiano Ilardo aus dem Bucheggberg SO kauft seit Jahren Wanderschuhe des Schweizer Herstellers Kybun. Der 68-Jährige war mit ihnen stets zufrieden. Doch vor kurzem lösten sich die Sohlen von seinen Kybun-Schuhen. Und das, obwohl er sie nur drei Mal getragen hatte. Das schrieb Ilardo auf Reklamation.ch, der Beschwerdeplattform des K-Tipp.
Mit seinem Problem ist Ilardo nicht allein: Auf der Kybun-Website und in Leserbriefen an den K-Tipp beschweren sich viele Kunden über die Qualität der Sohle. Die Schuhe kosten 330 bis 370 Franken.
Weichmacher im Kunststoff verdampft
Die Sohlen von Kybun-Schuhen sind aus Polyurethan, kurz PU, das durch eingeschlossene Luftblasen dämpfend wirkt. PU-Sohlen werden häufig bei leichten Wanderschuhen, orthopädischen Schuhen und Sportschuhen verwendet. Auch Hersteller wie Lowa, Meindl oder Scarpa verkaufen Modelle mit solchen Sohlen oder Zwischensohlen.
Der Nachteil: Das Material wird schnell brüchig. Bei einer Lagerung in feuchter Umgebung kann sich die PU-Sohle schon nach wenigen Jahren ablösen, obwohl die Schuhe nur selten getragen wurden. Das Material sorgt zwar für eine hohe Dämpfung, doch die darin verwendeten Weichmacher verflüchtigen sich mit der Zeit. Dieser Vorgang heisst Hydrolyse und macht die Sohle brüchig. Damit sie nicht kaputtgeht, ist es wichtig, Wanderschuhe richtig zu pflegen und zu lagern. Verhindern lässt sich die Hydrolyse jedoch nicht (K-Tipp 12/2022).
Laut Karsten Frick vom Institut für Kunststofftechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz sind PU-Sohlen der Standard in leichteren Wanderschuhen. Eine gute Alternative seien Schuhe mit einer Gummisohle und einer Zwischensohle aus dem Kunststoffschaum Ethylen-Vinylacetat (EVA). EVA sei robuster, die Dämpfung nehme aber mit der Zeit ab. Die Sohlen des «X Ultra 4 Mid GTX» von Salomon bestehen aus diesem Gemisch. Der Wanderschuh erhielt vor zwei Jahren in einem Test des K-Tipp die gute Note 5,1 (K-Tipp 12/2022).
Die Schuhhersteller Kybun, Lowa, Meindl und Scarpa bestätigen, «dass das Material der Sohlen speziell bei langer und feuchter Lagerung brüchig werden kann». Sie raten, die Schuhe möglichst trocken zu lagern und oft zu benutzen, damit das Material flexibel bleibt.
Wanderschuhe richtig lagern und pflegen
- Die Schuhe an einem trockenen, gut durchlüfteten und kühlen Ort ohne Sonneneinstrahlung lagern.
- Schuhe vor dem Einlagern trocknen lassen. Auf keinen Fall einen Föhn benutzen, da die starke Hitze das Material spröde macht.
- Nach längerem Lagern sollte man auf kleine Risse in der Sohle achten und die Elastizität der Zwischensohle testen, damit man auf einer Wanderung keine unangenehme Überraschung erlebt. Das geht so: Mit einem Schlüssel auf Höhe des Fersenkeils gegen die Zwischensohle stossen. Schliesst sich das eingedrückte Material wieder, ist die Zwischensohle noch elastisch.
- Fachleute empfehlen, lange gelagerte Schuhe vor einer Wanderung im Alltag eine Stunde auszuprobieren.
- Bei Anzeichen einer Zersetzung der Sohle sollte man die Schuhe im Fachmarkt neu besohlen lassen. Das geht etwa bei Wanderschuhen von Meindl, Lowa oder Hanwag. Eine neue Besohlung kostet beim Hersteller oder bei einem Schuhmacher zwischen 130 und 220 Franken.
- Kybun will seine Wanderschuhe nicht neu besohlen, da dadurch die medizinische Wirkung abnehme. Manche Schumacher bieten aber eine Neubesohlung von Kybun-Schuhen an.
- Die Garantie nach dem Kauf beträgt zwei Jahre. In dieser Zeit müssen die Sohlen gratis ersetzt werden, falls sie sich lösen.