Die Lebensmittelverordnung des Bundes sagt klar: Auf Produkten muss das Mindesthaltbarkeitsdatum an einer «gut sichtbaren Stelle deutlich, gut lesbar und dauerhaft» aufgedruckt sein. Es darf nicht «durch Bildzeichen oder sonstiges eingefügtes Material verdeckt, undeutlich gemacht oder getrennt werden».
Der K-Tipp zeigte Passanten in Zürich mehrere verpackte Produkte und fragte sie, ob sie das Haltbarkeitsdatum lesen könnten. Etwa bei schwarzen Oliven aus der Migros: Dort ist auf der Verpackung das Datum in schwarzer Schrift an einer Stelle aufgedruckt, bei der darunter die schwarzen Oliven liegen. Simon Sadolewski aus Bülach ZH musste die Packung einige Male wenden, bis er das Haltbarkeitsdatum fand und entziffern konnte. «Es ist kaum zu erkennen», sagte der 16-Jährige.
Die schwarzen Oliven sind kein Einzelfall. Viele Hersteller machen den Konsumenten bei der Angabe des Haltbarkeitsdatums das Leben schwer. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp in Läden von Aldi, Coop, Denner, Lidl und Migros. Das Haltbarkeitsdatum war häufig schlecht zu entziffern oder kaum zu finden. Produktbeispiele:
- Kania Delikatess Senf (Lidl): Das Datum ist auf dem Tubenabschluss eingeprägt und hebt sich optisch nicht von der blauen Farbe der Tube ab.
- Longobardi Pizza Sauce al Basilico (Migros): Das Datum ist schwer erkennbar auf dem Deckel angebracht – über zusätzlich aufgedruckten Text- und Bildelementen.
- Toastbrot (Aldi/Denner): Das Datum befindet sich am Clipverschluss, der nach dem Öffnen der Packung leicht verloren gehen kann.
- Fine Food Italian Dressing (Coop): Das Datum auf dem Deckel löst sich leicht ab, wenn man an der Flasche mit den Fingern hantiert.
Auch bei Getränken wird man auf der Suche nach dem Haltbarkeitsdatum oft nicht fündig. Auf gerippten Schraubverschlüssen zum Beispiel ist das Datum meist nur schwer zu entziffern (K-Tipp 2/2023).
Kontrollbehörden unternehmen nichts
Der K-Tipp legte dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit mehrere Beispiele mit schlecht oder gar nicht lesbaren Haltbarkeitsdaten vor. Dort sieht man keinen Handlungsbedarf: Das Amt verwies auf das Gesetz und auf die Kantonschemiker. Diese teilen dem K-Tipp nur mit, sie würden gegenüber Dritten «keine Etiketten beurteilen».
Aldi schreibt, der Umgang mit dem Haltbarkeitsdatum werde von mehreren Faktoren wie der Grösse des Artikels und der Verpackungsform bestimmt. Man überprüfe die Lesbarkeit laufend. Ähnlich äussern sich Lidl und Denner. Coop sagt, man wolle die Aufdrucke «optimieren», abhängig von «technischen Möglichkeiten bei der Produktion». Die Migros schreibt, sie prüfe den Sachverhalt.
Können Sie das Haltbarkeitsdatum lesen?
Sandro Fulgheri, 57, Horgen ZH
«Das Datum ist oft schlecht lesbar, etwa auf dem Deckel der Tomatensauce. Wenn ich das Datum nicht lesen kann, kaufe ich das Produkt nicht – gerade bei Fleisch.»
Bernadette Wagner, 56, Riehen BS
«Es ist teilweise ganz schlecht lesbar. Auf Tuben ist das Datum meist so aufgedruckt, dass es verschwindet, wenn die Tube aufgerollt ist. Ich schreibe sie oft mit einem Filzstift an.»
Simon Sadolewski, 16, Bülach ZH
«Es ist bei den Oliven kaum zu erkennen. Und das Datum auf dem Clipverschluss des Toastbrotes anzubringen, ist nicht sinnvoll, denn der Clip wird sicher meist weggeworfen.»