«Solche Policen sind ein Witz»

Freizügigkeitspolicen halten nicht, was sie versprechen – weder beim Zins noch beim Versicherungsschutz.

Inhalt

K-Tipp 17/2010

17.10.2010

Letzte Aktualisierung:
19.10.2010

Ernst Meierhofer

Kostenpflichtiger Artikel

Melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Print- oder Online-Abos mit kostenloser Rechtsberatung und vielen weiteren Vorteilen.

Abo ab 8 Franken

Anmelden

Wohin mit dem Pensionskassengeld? Diese Frage stellt sich für alle Angestellten, die ihren Job für längere Zeit aufgeben – etwa für eine berufliche Weiterbildung, für eine Weltreise oder weil sie arbeitslos werden. Betroffene müssen also ihrer bisherigen Pensionskasse mitteilen, wohin sie das angesparte Altersgeld überweisen soll.

Als Parkmöglichkeit für dieses sogenannte Freizügigkeitsgeld kommt ein reines Konto in Frage (siehe unten) oder eine Freizügigkeitspolice. Eine K-Tipp-Leserin aus dem Kanton Aargau entschied sich für eine Freizügigkeitspolice bei der Swiss Life – nicht aus Überzeugung, sondern aus Bequemlichkeit, weil ihr vorheriger Arbeitgeber seine Pensionskasse ebenfalls bei der Swiss Life hatte.

Wie nachteilig der Entscheid war, stellte sich erst heraus, als die Frau nach zehn Monaten wieder einen Job hatte und die Swiss Life das zwischenzeitlich parkierte Geld an die Pensionskasse ihres neuen Arbeitgebers schickte:

Intransparenz: Die Zinsabrechnung ist für Laien völlig unverständlich. Zwar schreibt Swiss Life: «Die eingebrachte Freizügigkeitsleistung verzinsen wir mit 2 Prozent.» Dieser Zinssatz sei «garantiert». Doch das Geld wurde nur mit 1,63 Prozent verzinst. Details zu diesem Unterschied fehlen.

Hohe Verwaltungskosten: Die Swiss Life sagt, vom «garantierten technischen» Zins von 2 Prozent würden noch Verwaltungskosten abgezogen. Das erklärt zum Teil die tiefere Verzinsung. Wie hoch dieser Abzug genau war, ist nicht ersichtlich.

Keine Überschüsse: In den Policenbedingungen steht verlockend, für alle Versicherten werde «jährlich der Überschussanteil berechnet», der sich aus der «Betriebsrechnung» ergebe. Die Frau erhielt jedoch keine Überschüsse.

Mickriger Todesfallschutz: Die K-Tipp-Leserin brachte 88 726 Franken zur Swiss Life mit. Laut Police hätten ihre Erben 103 295 Franken erhalten, wenn sie in dieser Zeit gestorben wäre. Dieser mickrige Erhöhung des Todesfallkapitals um nur gerade 14 569 Franken ist kein echter Versicherungsschutz und verursacht nur unnötige Kosten. Wie viel die Versicherte dafür genau bezahlt hat, geht aus den Unterlagen nicht hervor.

Keine Erwerbsunfähigkeitsrente: Gemäss Gesetz müssen Freizügigkeitspolicen «den bisherigen Vorsorgeschutz» der beruflichen Vorsorge «aufrechterhalten». Wer bei einer Pensionskasse versichert ist, erhält bei Invalidität eine Rente. Bei der Police der Leserin war aber keine versichert.

Die Swiss Life schreibt dazu: «Eine Freizügigkeitspolice ist prämienfrei, und somit ist der Vorsorgeschutz wie in der Pensionskasse nicht möglich.» Und die Kundin habe keine Beratung gewünscht. «Solche Policen sind ein Witz», ist die Betroffene heute überzeugt.

Fazit: Wer eine Stelle verlässt, sollte sich unbedingt um sein Freizügigkeitsgeld kümmern und ein Konto eröffnen. Von Policen rät der K-Tipp ab.

Bei Konten gibt es keine Abzüge

Freizügigkeitskonten bieten keinerlei Versicherungsschutz – dafür gibt es dort auch keine Abzüge. Die Banken führen Freizügigkeitskonten meist kostenlos. Die beste Verzinsung (aktuell 2 Prozent) bieten Liberty-Stiftung und WIR-Bank.

Die aktuellen Zinsen für Freizügigkeitskonten werden regelmässig in der Finanzzeitschrift «K-Geld» veröffentlicht sowie auf der K-Tipp-Homepage. Andere Banken bieten weniger Zins. Ein Wechsel des Kontos ist jederzeit möglich und in der Regel gratis.

Achtung: Wenn Sie die Stelle verlassen und der bisherigen Pensionskasse nicht mitteilen, was mit Ihrem Vorsorgegeld geschehen soll, muss die Kasse Ihr Freizügigkeitsgeld an die sogenannte Auffangeinrichtung schicken. Diese bietet wenig Zins und verlangt hohe Spesen (siehe K-Tipp 6/10).

Bitte aktivieren Sie Javascript um diese Seite optimal nutzen zu können.

Inhalt

Kostenpflichtiger Artikel

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Geld anlegen – gut und sicher

So sparen Sie Steuern

Pensionierungspaket