Sonntags gibts Billette nur noch am Automaten

Die SBB schliessen sonntags den Bahnhof-Schalter der Berner Grossgemeinde Münsingen und kürzen die Öffnungszeiten unter der Woche. Zum Glück betreibt die private BLS die anderen Bahnhöfe der Strecke.

Inhalt

K-Tipp 14/2012

01.09.2012

Letzte Aktualisierung:
03.09.2012

Daniel Jaggi

Kostenpflichtiger Artikel

Melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Print- oder Online-Abos mit kostenloser Rechtsberatung und vielen weiteren Vorteilen.

Abo ab 8 Franken

Anmelden

SBB-Chef Andreas Meyer schrieb diesen Frühling dem Gemeindepräsidenten Erich Feller: «Wir wollen den Standort Münsingen stärken.» Nur leere Worte: Ab 1. September bleibt in Münsingen der SBB-Schalter am Sonntag geschlossen. Bisher war er von 7.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Zudem wird die Öffnungszeit an Werktagen um jeweils eine halbe Stunde gekürzt.

Dass es kundenfreundlicher geht, beweist das regionale Bahnunternehmen Bern-Lötschberg-Simplon (BLS). Es betreibt in der Umgebung von Münsingen fast alle anderen Bahnhöfe. Auf der Strecke Bern–Thun wird einzig der Bahnhof Münsingen von den SBB betrieben. Alle BLS-Schalter sind sonntags weiterhin geöffnet.

Beispiele von BLS-Bahnhöfen

Belp: Die Gemeinde ist mit ihren 10 700 Einwohnern fast gleich gross wie Münsingen. Der Schalter ist sonntags geöffnet – abgesehen von einer 40-minütigen Mittagspause.
Spiez: 12 500 Einwohner. Der BLS-Schalter ist an Sonntagen durchgehend geöffnet.
Interlaken: 5500 Einwohner. Der Schalter des Bahnhofs West ist ebenfalls durchgehend bedient.
Schwarzenburg: Der BLS-Schalter ist sonntags durchgehend geöffnet (6700 Einwohner).

BLS-Sprecher Michael Blum sagt, dass die Schalter geöffnet sind, weil die Kunden das Angebot nutzen – auch sonntags. «Alles andere können wir uns gar nicht leisten.»

Eigenartig: Die SBB begründeten den Abbau in Münsingen gegenüber der Gemeinde mit sinkenden Frequenzen. Sprecher Reto Kormann sagt: «Wir verkaufen am Sonntag durchschnittlich 50 Billette. Deshalb haben auch wirtschaftliche Überlegungen zu diesem Entscheid geführt.» Nur: Laut Statistik des Münsinger Bauamts benützten 2011 über 6900 Personen täglich den Zug. Das sind 2900 Personen (+72 %) mehr als im Jahr 2003.

Konstant steigende Frequenzen waren denn auch der Grund, dass die Gemeinde rund 2,5 Millionen Franken in den Um- und Ausbau des Bahnhofareals investierte. Gemeindepräsident Feller: «So wollen wir die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs steigern.» Mit rund 250 000 Franken hatten sich übrigens auch die SBB am Projekt beteiligt. Bis Mitte Dezember entstehen ein neuer Bahnhofplatz, ein überdachter Busbahnhof mit direktem Zugang zu den SBB-Perrons, zwei Veloparkieranlagen sowie eine Fussgänger- und Velobrücke zum Bahnhof.

Dennoch bauen die SBB den Service ab. «Klammheimlich», sagt Feller: «Sie fällten den Entscheid, ohne uns anzuhören.» Verärgert ist er auch, weil die SBB-Verantwortlichen in früheren Gesprächen die Wichtigkeit des Bahnhofs betonten. Feller: «Gleichzeitig wird der Kundendienst massiv eingeschränkt. Das passt nicht zusammen.»

Bitte aktivieren Sie Javascript um diese Seite optimal nutzen zu können.

Inhalt

Kostenpflichtiger Artikel

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Europa abseits der Trampelpfade

Betreibung, Pfändung, Privatkonkurs

Clever einkaufen