Sparen statt versichern
Wer seine Zähne gut pflegt, kann sich eine Zahnversicherung sparen. Eltern mit Kindern hingegen sollten eine «Zahnspangen-Versicherung» abschliessen.
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K-Tipp 15/2003
17.09.2003
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Zahnversicherungen für Erwachsene sind einerseits relativ teuer und haben andererseits bei der Rechnungsübernahme so viele Beschränkungen eingebaut, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis meist nicht mehr stimmt.
Und: Zahnschäden sind - anders als viele Krankheiten - oft selbst verschuldet. Wer seine Zähne also gut pflegt, kann sich die Versicherung sparen. Und den «Schlufi», der sein Gebiss vernachlässigt, versichern die Kassen gar nicht.
Bei Kindern ist das ...
Zahnversicherungen für Erwachsene sind einerseits relativ teuer und haben andererseits bei der Rechnungsübernahme so viele Beschränkungen eingebaut, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis meist nicht mehr stimmt.
Und: Zahnschäden sind - anders als viele Krankheiten - oft selbst verschuldet. Wer seine Zähne also gut pflegt, kann sich die Versicherung sparen. Und den «Schlufi», der sein Gebiss vernachlässigt, versichern die Kassen gar nicht.
Bei Kindern ist das anders. Heute sind Zahnspangen fast selbstverständlich - und die Kosten für die Zahnfehlstellungskorrektur (über Jahre hinweg Tausende von Franken) lassen sich bei den Krankenkassen gut und günstig versichern.
Das zeigt die Tabelle auf dieser Seite. Die wichtigsten Punkte dazu:
- Viele Krankenkassen haben die Kostenübernahme für Zahnstellungskorrekturen in kleine, kostengünstige Krankenpflege-Zusätze verpackt (z. B. Diversa, Top oder Completa). Diese zahlen - je nach Kasse - auch noch für Brillen, Transporte, Fitness-center, Badekuren oder Ähnliches. Aus der obligatorischen Grundversicherung sind Zahnstellungskorrekturen nicht bezahlt.
- Bei anderen Kassen sind solche Korrekturen (im Fachjargon Kieferorthopädie und Orthodontie) nur in den eigentlichen Zahnbehandlungs-Versicherungen gedeckt.
- Eltern sollten die «Zahnspangen-Versicherung» für Kinder früh genug abschliessen. Einige Kassen setzen eine bestimmte Alterslimite, bis zu der sie Kinder ohne Arztzeugnis aufnehmen. Sollte die Kasse ein Attest verlangen, so sollte man das Kind schon mit rund vier Jahren versichern. Denn: Der Fachmann kann schon im Kindergartenalter erkennen, ob dereinst eine Stellungskorrektur nötig sein wird - und das kann dazu führen, dass die Kasse das Aufnahmegesuch ablehnt.
- Die Tabelle links zeigt, dass die getesteten Kassen nie 100 Prozent der Rechnungen übernehmen, sondern jeweils nur 50 bis 90 Prozent. Franchisen werden hier nicht abgezogen. Bei einigen wenigen Kassen gilt es eine Karenzfrist zu beachten (vor Ablauf dieser Frist sind Behandlungen nicht bezahlt).
- Einige Kassen (z. B. Helsana) bieten die Möglichkeit, für das Kind nebst den hier dargestellten Krankenpflegezusätzen noch eine eigentliche Zahnversicherung abzuschliessen. Dies kann dazu führen, dass die Kasse die Zahnstellungskorrektur im Endeffekt zu 100 Prozent übernimmt.
Fazit: Der Abschluss einer «Zahnspangen-Police» sei Eltern ans Herz gelegt. Die Tabelle links zeigt, welche Krankenkassen mit überdurchschnittlichen Leistungen glänzen.
Genau gegenteilig lautet der Rat bei den «normalen» Zahnbehandlungsversicherungen, mit denen sich Erwachsene die Dentalhygiene, das Löcherflicken oder gröbere Eingriffe wie Brücken oder Kronen zahlen lassen können.
Wer hier eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellt, wird sich einen Abschluss zweimal überlegen:
- Bei der Concordia zum Beispiel bezahlt eine 28-jährige Person Fr. 57.80 pro Monat, im Jahr also fast 700 Franken. Geht diese Person pro Jahr zweimal zur Dentalhygiene (das kostet rund 300 Franken), ist das ein Verlustgeschäft. Kommt aber noch eine grosse Rechnung von beispielsweise 3000 Franken dazu, zahlt die Concordia davon nur noch 1775 Franken, weil die maximale Kostenübernahme in der Versicherungsklasse 4 jeweils auf 75 Prozent und im Ganzen auf 2000 Franken beschränkt ist, wie aus der Tabelle oben hervorgeht. Diese Person zahlt also (zusammen mit der Prämie) 2000 Franken selber.
Mit der Leistung steigt auch die Franchise
- Zusätzliche Einschränkungen gibt es bei allen Produkten. Ist die Leistungsgrenze hoch oder gar unbegrenzt, kommen meist hohe Franchisen ins Spiel. Einige Kassen limitieren ihre Zahlungen bei der Prävention (also bei der Dentalhygiene). Kommt dazu, dass Assura, Groupe Mutuel, ÖKK und Wincare pro Taxpunkt nur Fr. 3.10 zahlen; Zahnärzte dürfen aber bis Fr. 4.95 verlangen. Und in der Regel sind nach dem Abschluss noch Karenzfristen einzuhalten. Die völlig unterschiedlich gestalteten Versicherungsprodukte sind schwer untereinander vergleichbar. Der K-Tipp verzichtet deshalb darauf, sie zu bewerten.
- Die Helsana verkauft ihr Produkt Dentaflex für «unvorhersehbare grössere Zahnbehandlungen». Das ist an sich sinnvoll, weil Versicherungen grundsätzlich dann empfehlenswert sind, wenn sie ein grosses Risiko (hier eine hohe Zahnarztrechnung) abdecken. Allerdings: Dass jemand mehrere Jahre hintereinander grössere Rechnungen hat, ist eher unwahrscheinlich - und lässt sich durch sorgfältiges Zähneputzen auch weitgehend vermeiden.
- Amalgamsanierungen sind gemäss Versicherungssumme bezahlt (siehe Tabelle oben). Das heisst: Die Kasse übernimmt Kosten bis zur vereinbarten Leistungsgrenze. Solche Sanierungen sind aber bei vielen Kassen nur bezahlt, wenn ein Arzt bestätigt, dass das Amalgam gesundheitliche Probleme verursacht.
Etliche Kassen wollen Röntgenbilder sehen
- Zahnbehandlungen nach Unfällen sind übrigens durch die Grundversicherung der Krankenkasse oder die Unfallversicherung des Betriebes gedeckt. Das gilt auch, wenn man sich einen Zahn ruiniert, weil man auf einen Fremdkörper gebissen hat, der in diesem Nahrungsmittel normalerweise nicht vorkommt, also ungewöhnlich ist. Die Grundversicherung zahlt zudem auch, wenn eine schwere Krankheit zu Zahnschäden führt.
- Wie schon erwähnt: Für den Abschluss einer Zahnversicherung muss das Gebiss in einem einwandfreien Zustand sein. Und es dürfen keine Behandlungen absehbar sein. Oft verlangen die Krankenkassen bei der Aufnahme sogar Röntgenbilder, um sich vom guten Zustand der Zähne zu überzeugen. Oder sie stellen einzelne kranke Zähne unter Vorbehalt.
- Fazit: Eine Zahnversicherung lohnt sich nur, wenn die Zahnarztkosten jedes Jahr nahe beim versicherten Maximum liegen; das zu steuern ist schier unmöglich. Schlauer als das Abschliessen einer Zahnversicherung ist es, Geld regelmässig auf die Seite zu legen und die Zahnarztrechnungen aus diesem Topf zu zahlen.