«Spezialitäten» vom Fliessband

Wer bei der Migros und beim Coop die Premium-Produkte kauft, erwartet Spezialitäten. Doch speziell ist oft nur der Preis – speziell hoch.

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K-Tipp 20/2012

28.11.2012

Roger Doelly

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Sie sind edel verpackt und versprechen kulinarische Höhenflüge: Über 300 Fine-Food-Artikel führt Coop. Die Migros bietet rund 100 Sélection-Produkte an. Eine «Kassensturz»-Stichprobe zeigt jetzt: Mit ihren Premium-Linien gaukeln die Grossverteiler ihren Kunden mitunter bloss vor, etwas Besonderes zu bekommen. In den schönen Verpackungen stecken oft ganz normale Massenprodukte.

Zum Beispiel das von Biomilk hergestellte Caramelköpfli: Coop verkauft es in der Fine-Food-Linie als Flan au Caramel für Fr. 2.50. Die gleiche Menge dieses Produktes desselben Herstellers gibts 60 Rappen günstiger im Reformhaus Müller. Coop sagt, man wolle diesen Preis «analysieren und gegebenenfalls anpassen». Einen generellen Preiszuschlag auf Fine-Food-Produkte stellt Coop in Abrede. Die Unterschiede seien etwa durch Zölle oder höhere Beschaffungskosten verursacht.

Premium-Produkte nicht immer besser

Auch die Migros erweckt mit der Sélection-Linie den Eindruck von Exklusivität. Der Sugo alle vongole im Glas mit goldener Etikette stammt von Althea in Parma (I). Nur: Der laut eigenen Angaben grösste Saucenproduzent Italiens vertreibt selber eine Sauce mit Venusmuscheln. Italienische Supermärkte verkaufen sie für umgerechnet Fr. 3.40. In der Migros zahlt man Fr. 5.70. Bei der Migros heissts, sie bestelle für Sélection nur kleine Mengen. Deshalb seien jene Produkte teurer, die Margen aber nicht höher als beim übrigen Sortiment.

Dass sich Premium- Lebensmittel zum Teil weder geschmacklich noch qualitativ abheben, haben frühere Degustationen von K-Tipp (2/2007) und «Saldo» (20/2011) offenbart: So schmeckte der Prix-Garantie-Brie besser als der teure, aus Rohmilch hergestellte Sélection-Brie.

So findet man den Hersteller heraus

Auffällig bei den Premium-Linien: Migros und Coop liefern zu ihren Produkten zwar viel Hintergrundinfos. Angaben über den Hersteller sucht der Kunde jedoch meist vergeblich. Einziger Hinweis ist ein Code in einem ovalen Kreis (Bild). Mit dieser Kombination aus Buchstaben und Zahlen lässt sich der Hersteller aufspüren. Denn: Wer aus tierischen Erzeugnissen (Fleisch, Fisch und Milch) Lebensmittel herstellt, ist – je nach Grösse und Vertriebskanal – gesetzlich verpflichtet, auf den Verpackungen ein Kennzeichen anzubringen.

Die Buchstaben stehen fürs Herkunftsland. Zum Beispiel CH für die Schweiz, AT für Österreich, BE für Belgien. Die Zahl kennzeichnet den Betrieb innerhalb eines Landes. CH 2410 bedeutet, dass das Produkt bei Emmi in Emmen LU hergestellt wurde.

Konsumenten können den Herkunftscode im Internet selber entschlüsseln:

Das Bundesamt für Veterinärwesen führt eine Datenbank aller Schweizer Betriebe: www.bvet.admin.ch/themen/bewilligungslisten
Die Links zu EU-Ländern: http://ec.europa.eu/food/food/biosafety/establishments/list_en.htm

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