Je mehr Mineralien sich im Wasser befinden und je heisser dieses ist, desto eher bilden sich hartnäckige Ablagerungen in den Leitungen, im Warmwasserboiler oder an den Armaturen. Das kann im schlimmsten Fall die sanitären Installationen beschädigen und hohe Reparaturkosten verursachen.
Abhilfe schaffen sollen gemäss Herstellern Kalkschutz- oder Wasserenthärtungsanlagen. Sie kosten je nach Typ und Haushaltsgrösse zwischen 1500 und 5000 Franken. Hinzu kommen regelmässige Unterhaltskosten. Tatsache ist aber: Oft ist eine Kalkschutz- oder Enthärtungsanlage unnötig.
Boiler nicht höher als 60 Grad einstellen
Der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches hält zu Enthärtungs- und Wasserbehandlungsgeräten fest: «Eine Nachbehandlung von Trinkwasser ist nicht notwendig.» Kalkablagerungen können mit einfachen Massnahmen vermindert werden. Besonders wichtig: die Warmwassertemperatur am Boiler nicht höher als 60 Grad einstellen. Und regelmässig Wasser aus allen Hahnen laufen lassen, damit kein stehendes Wasser in den Leitungen vorhanden ist.
Angst, dass der Geschirrspüler und andere Haushaltsgeräte verkalken, muss man nicht haben. Die meisten Geräte sind durch einen integrierten Enthärter vor Kalk geschützt. Und die Chemie im Waschmittel bewahrt Waschmaschinen bei korrekter Dosierung vor Kalk.
Erst bei Wasser mit einer Gesamthärte von mehr als 32 französischen Härtegraden sind laut Verband kalkreduzierende Geräte sinnvoll. Vor dem Kauf eines physikalischen Kalkschutzes oder einer chemischen Enthärtungsanlage sollte man klären, wie hart das Wasser im eigenen Haus ist. Im Internet auf Trinkwasser.svgw.ch oder bei den lokalen Wasserversorgern kann jeder die Wasserhärte in seinem Gebiet herausfinden.
Seewasser gilt grundsätzlich als weich. Weiches Wasser schont Geräte und Umwelt, da man weniger Entkalkungs- und Waschmittel einsetzen muss. Und Boiler verbrauchen ohne Kalk weniger Strom. Gemäss dem Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches profitiert rund die Hälfte der Bevölkerung von weichem bis mittelhartem Wasser. Sehr hartes Wasser um 38 französische Härtegrade haben hingegen deutlich weniger als 10 Prozent der Bevölkerung. Für Haushalte mit sehr hartem und kalkhaltigem Wasser kann eine Wasserbehandlungsanlage sinnvoll sein, um den Kalkgehalt im Haushalt zu reduzieren.
Grundsätzlich gibt es zwei Typen von Anlagen, die Schutz vor dem Verkalken versprechen:
Chemische Enthärtungsanlagen
Diese Geräte arbeiten mit dem Ionenaustauschverfahren. Sie entziehen dem Wasser Kalk, indem sie Kalzium- und Magnesiumionen gegen Natrium austauschen. Das Natrium gelangt mit Regeneriersalz ins Wasser.
Vorteile: Die Technologie hat sich seit Jahren bewährt und funktioniert. Und man kann den Härtegrad des Trinkwassers einstellen.
Nachteile: Anlagen müssen regelmässig gewartet werden, sonst können sie und damit auch das Trinkwasser verkeimen. Zudem muss man regelmässig Salz nachfüllen. Alte Leitungen aus Metall können rosten.
Physikalische Kalkschutzanlagen
Sie entkalken das Wasser nicht, sondern sollen mit Magnetfeldern verhindern, dass sich der Kalk an Rohrwänden und im Boiler ablagert. In der Theorie wird der Kalk in der Struktur verändert und mit dem Wasser ausgeschwemmt.
Vorteile: Solche Anlagen brauchen weniger Wartung. Und gesunde Mineralien im Wasser bleiben erhalten.
Nachteil: Manche Technologien sind umstritten, oft fehlt es an zuverlässigen Wirksamkeitsnachweisen. Die deutsche Stiftung Warentest (Stiwa) liess letztmals im Jahr 2000 insgesamt zwölf physikalische Kalkschutzsysteme aufwendig prüfen. Nur zwei Anlagen wirkten damals zuverlässig. Daran hat sich laut der Stiftung bis heute nichts geändert.
Neben der Stiftung Warentest prüfte auch das Schweizer Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik in Rapperswil SG die Wirksamkeit von physikalischen Kalkschutzanlagen im eigenen Labor. Ergebnis: Es lässt sich kaum überprüfen, ob ein Kalkschutzgerät wirklich funktioniert oder nicht.
Zertifikate
Eine gewisse Aussagekraft hat ein Zertifikat des deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches. Hersteller können ihre Anlagen bei den deutschen Experten auf die Wirksamkeit prüfen lassen. Dabei wird vor allem getestet, ob ein Boiler vor Verkalkung geschützt wird.
Auch der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches nimmt Wasserbehandlungsgeräte unter die Lupe und zertifiziert sie. Das sagt aber nichts über die effektive Wirksamkeit aus. Ein solches Zertifikat bestätigt nur, dass eine Anlage die hygienischen und technischen Anforderungen erfüllt und das Trinkwasser nicht verschmutzt. Wer überprüfen möchte, ob eine Anlage zertifiziert ist, kann in den folgenden Datenbanken recherchieren:
Svgw.ch/de/zis: Zugang ZIS Wasser wählen und Login erstellen. Ohne Anmeldung ist die Datenbank nicht kostenlos nutzbar. Danach kann man die Datenbank nach physikalischen Wasserbehandlungsgeräten durchsuchen, die vom Schweizer Verband auf hygienische Anforderungen geprüft wurden. Die Anzahl Abfragen pro Tag sind im Gratis-Zugang begrenzt.
Mycert.dvgw-cert.com/verzeichnisse: Die Kategorie (DIN-)DVGW-Zertifizierungszeichen-Wasser anklicken. In der Volltextsuche mit dem Begriff «Kalkschutz» nach zertifizierten Kalkschutzanlagen suchen. Bei den angezeigten Anlagen handelt es sich um Produkte, die über einen Wirksamkeitsnachweis verfügen.
Alleine auf Zertifikate oder Labortests sollte man sich jedoch nicht verlassen, denn in der Realität können Wasserverbrauch, Wassertemperatur und Wasserhärte schwanken. Der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches empfiehlt, darauf zu achten, dass in Kaufverträgen und Garantiebedingungen folgende Punkte enthalten sind:
Wer einen physikalischen Kalkstopper kaufen möchte, sollte schriftlich festhalten lassen, dass die Bezahlung erst dann fällig wird, wenn die Wirksamkeit im eigenen Haushalt eindeutig festgestellt wurde. Das kann geschehen, wenn mit dem Einbau des Apparates auch Kontrollrohrstücke eingesetzt werden und der Boiler entkalkt wird. Nach einer Testzeit von mindestens 6 Monaten kann man dann überprüfen, wie stark die Verkalkung im Boiler und an den Kontrollrohrstücken ist.
Die Garantie sollte unbedingt die Rücknahme des Gerätes inklusive Rückerstattung der Einbaukosten umfassen, falls die Anlage nicht wirkt.
Das Merkblatt zu physikalischen Wasserbehandlungsgeräten gibt es nach einmaligem Login gratis: www.ktipp.ch/physikalische-wasserbehandlung.