Spielkonsolen: Brutalos und Sex statt harmloser Spiele
Moderne Spielkonsolen glänzen mit perfektem Sound, Action und realitätsnaher Grafik.<br />
Um den Kinderschutz kümmern sich Microsoft, Nintendo und Sony aber kaum.
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K-Tipp 12/2007
20.06.2007
Kurt Haupt
Landauf, landab wird über die Gefahren von Computer, Internet und Chat referiert. Wer deshalb den PC aus dem Familienhaushalt verbannt und den Kindern eine Spielkonsole ins Zimmer stellt, treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus.
K-Tipp hat die Kinderschutzfunktionen bei Playstation, Xbox und Nintendo Wii verglichen. Fazit: Spielkonsolen bieten keinen besseren Jugendschutz als ein PC.
Zwar verfügen alle Konsolen über Kinderschutzfunktionen, aber die Aktivierung ist zum Teil so komp...
Landauf, landab wird über die Gefahren von Computer, Internet und Chat referiert. Wer deshalb den PC aus dem Familienhaushalt verbannt und den Kindern eine Spielkonsole ins Zimmer stellt, treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus.
K-Tipp hat die Kinderschutzfunktionen bei Playstation, Xbox und Nintendo Wii verglichen. Fazit: Spielkonsolen bieten keinen besseren Jugendschutz als ein PC.
Zwar verfügen alle Konsolen über Kinderschutzfunktionen, aber die Aktivierung ist zum Teil so kompliziert, dass viele Eltern es gar nicht schaffen, den Kinderschutz einzustellen. Die Folge: Auf der Konsole des 12-Jährigen können bluttriefende Spiele laufen, die eigentlich nur für Erwachsene zugelassen sind.
Selbst wenn es den Eltern gelingt, den Kinderschutz zu aktivieren - die Funktionen sind manchmal nutzlos oder schlichtweg ungenügend.
So stellen Eltern mit mehreren Kindern frustriert fest, dass sich die Spielkonsole nur für ein Alter einstellen lässt. Das hat Konsequenzen: Entweder kann sich der 16-Jährige nur noch mit Kinderspielen vergnügen, oder der Jüngere wird nicht vor blutigen Kriegsspielen des Grösseren bewahrt.
Technisch liesse sich dieses Problem durchaus lösen. Denn schon heute verwalten die Konsolen Spielstände für mehrere Spieler. Doch nur wenn sich jedes Kind mit einem eigenen Passwort anmelden könnte, wäre ein differenzierter Jugendschutz möglich.
Eltern können kaum Einfluss nehmen
Unerklärlich ist auch, warum kein einziger Konsolenhersteller ein Erlaubnis-System eingeführt hat. Dann könnte ein Spiel auf einer Konsole erst laufen, wenn es die Eltern durch Eingabe eines Passwortes freigeschaltet haben. Die Eltern hätten so stets die Kontrolle darüber, mit welchen Games sich der Nachwuchs vergnügt.
Ein weiteres Problem, das viele Eltern beschäftigt: Die Kinder spielen stundenlang - oft bis tief in die Nacht hinein. Wünschenswert wäre deshalb, wenn sich bei der Konsole eine Zeitlimite einstellen liesse. Zum Beispiel: Das Spielen nach 21 Uhr wäre unmöglich, oder die Konsole würde sich nach einer bestimmten Anzahl Stunden automatisch abschalten.
In diesen Bereichen des Jugendschutzes ist übrigens der viel gescholtene PC bereits einen Schritt weiter. Der Jugendschutz von Windows Vista verwendet ein Erlaubnissystem pro Spiel und Nutzer und bietet individuelle Konten für jedes Kind mit definierbarem Zeitfenster.
Roger Frei vom Verband der Konsolen- und Computerspielehersteller in der Schweiz will davon nichts wissen: «Es liegt in der erzieherischen Verantwortung der Eltern, minderjährigen Benutzern Zeitlimiten und Umgangs- regeln zu setzen, um allfällige Exzesse zu verhindern.»
Die Aufsichtspflicht liege keinesfalls bei den Herstellern von Spielkonsolen.
Die Schattenseiten der Multimedia-Welt
Kaum jemand weiss, dass Nintendo Wii und Sony Playstation 3 (PS3) problemlos den Internetzugang per Browser erlauben.
Ein Tastendruck startet Google, das Suchwort Porno listet dann Internetseiten auf, die bestimmt nicht jugendtauglich sind. Die Internetfunktionen lassen sich zwar sperren, aber nur wenige haben das im Griff. Nintendo bietet für Wii wenigstens einen Kinderschutzfilter für das Surfen im Internet an. Dabei werden die schlimmsten Seiten automatisch gesperrt. Der Filter kostet aber pro Jahr 50 Euro und muss aufwendig aktiviert werden. Lediglich Microsofts Xbox 360 hat keinen offenen Internetzugang.
Gefahren drohen dafür bei Xbox und PS3 durch Chat, Sprachkommunikation und Videotelefonie. Kein Konsolenhersteller kann diese Bereiche wirklich zuverlässig überwachen. Dass man also dank Internet-Anbindung ein Autorennen auch gegen echte Gegner aus der ganzen Welt fahren kann, ist toll. Weniger toll ist, dass der Jugendliche dabei auch gleich rassistische Vulgärausdrücke der übelsten Sorte lernt.
Microsoft und Sony haben ihre Konsolen auch zu multimedialen Alleskönnern aufgerüstet. Sie spielen Video-DVDs ab oder laden gar Videos direkt via Internet auf die Konsole. In den «virtuellen Kaufhäusern» der Konsolen lassen sich auch kostenlose Demospiele direkt via Internet beziehen.
Der K-Tipp-Vergleich zeigt: Kein Hersteller hat es geschafft, bei multimedialen Inhalten den Kinderschutz wirklich durchgängig sicherzustellen. Bei der Sony PS3 wird der Sechsjährige ab Blue-Ray-DVD mit blutigen Prügelszenen konfrontiert. Bei Microsofts Xbox 360 können Kinder die Filmsequenzen brutaler Kriegsspiele ansehen, wenn die Eltern nicht alle Fallstricke der Einstellungen beachten. Beide Konsolen spielen ferner Filme ab, die sich auf anderen PCs im Heimnetzwerk befinden. Ein Erwachsenenfilm gelangt so per Konsole ins Kinderzimmer. Nintendos Wii schneidet im Bereich «Multimedia» noch am besten ab, weil sie keine Filmscheiben abspielen kann und der Wii-Shop keine multimedialen Inhalte anbietet.
So aktivieren Sie den Kinderschutz
- Playstation: Im Hauptmenü wählen Sie «Einstellungen, Sicherheitseinstellungen». Dann ändern Sie in sechs Unterfunktionen die Einstellungen. Tipp: Je tiefer der Wert der Sicherheitsstufe, desto mehr Inhalte werden gesperrt. Infos unter http:// manuals.playstation.net/document/de/ps3/current/settings/security.html#1088
- Xbox 360: Schalten Sie die Konsole ohne Spiele-DVD ein. Wählen Sie «System, Kindersicherung, Steuerelemente des Entertainment-Systems». Dort können Sie die Altersstufe der Spiele und die Internetfunktionen definieren. Mehr Infos unter http://www.xbox.com/de-AT/support/xbox360/familysettings/consolefamilysettings.htm
- Nintendo Wii: In den Wii-Einstellungen wählen Sie auf der 2. Seite den Eintrag «Altersbeschränkungen» und klicken sich danach durch die folgenden Dialoge.
Neben der Altersbeschränkung muss der Zugriff auf das Internet explizit deaktiviert werden. Mehr Infos unter http://wiiportal.nintendo-europe.com/1095.html