Neben echten Spirituosen gibt es bei den Grossverteilern und in Fachläden auch Alternativen ohne Alkohol. Besonders gross ist die Auswahl an alkoholfreien Wermut-und Gin-Getränken. Die Hersteller versprechen, ihre Drinks würden «authentisch» schmecken. Der K-Tipp wollte wissen, was es damit auf sich hat, und liess eine Fachjury sechs alkoholfreie Gins und drei Wermut-Alternativen degustieren. Zum Vergleich wurden die echten Gins «Gordon’s London Dry Gin», «Tanqueray London Dry Gin» und «Martini Rosso» einbezogen.
Martini ohne Alkohol schlägt das Original
Ergebnis: Die meisten Gin- und Wermut-Alternativen fielen bei der Jury durch (siehe Tabelle im PDF). Beim Wermut schnitt einzig der «Martini Vibrante Alkoholfrei» besser ab als der «Martini Rosso» mit Alkohol. Der «Vibrante» war laut Experten zwar sehr süss, enthielt aber auch gute Aromen von Blutorange und Kräutern. Der alkoholhaltige Martini hingegen hat laut Jury «wenig Geschmack». Die beiden anderen Wermut-Alternativen waren «ungenügend» und «schlecht»: Das Getränk von Rebels beurteilte die Jury als wässrig, der Drink schmeckte nach «gewürztem Traubensaft».
Wer überhaupt keinen Alkohol trinken möchte, sollte auch den «Martini Vibrante» im Regal stehen lassen. Denn dieser enthält laut Angabe auf der Flasche bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol. So viel ist laut Gesetz in als «alkoholfrei» bezeichneten Getränken erlaubt. Auf die Angabe «0,0 % Alkohol» sollte man sich generell nicht verlassen. So fand das Zürcher Kantonslabor bei einer Kontrolle in einem 0,0 %-Gin 0,1 Volumenprozent Alkohol. In einer anderen Aperitif-Alternative steckten gar 0,6 Volumenprozent. Grund dafür sind laut Kantonslabor die eingesetzten Aromen, die Alkohol enthielten.
Gin: Alternativen fallen durch
Der beste Gin ohne Alkohol ist laut den Experten der «Gordon’s Alcohol Free». Trotzdem schnitt auch er «ungenügend» ab. Das Produkt schmeckte wie klassischer Gin nach Wacholder, war aber viel zu süss. Die anderen fünf Gin-Alternativen beurteilte die Jury als «schlecht». Bei fast allen Produkten fehlte der Wacholdergeschmack eines klassischen Gins. Zudem waren die Getränke wässrig, schmeckten zu süss, erinnerten laut Jury an «Lösungsmittel» oder wirkten «abgestanden».
Besser bewerteten die Experten die zwei Gins mit Alkohol. Für sie gab es genügende Noten. Beide zeichneten sich durch ein klares Wacholderaroma aus, ergänzt mit einem leichten Geschmack von Zitrusfrüchten oder Kräutern. Geruch und Geschmack waren in der Nase und im Gaumen deutlich wahrnehmbar. Die Jury empfand das Aroma bei beiden Produkten aber als eher einfach.
Der Hersteller Rebels sagt zum ungenügenden Abschneiden seines Getränks, die Gins und Wermuts ohne Alkohol seien als Mixgetränke gedacht: «Gemischt mit einem Tonic Water, kommen die Aromen erst richtig zur Geltung.»
Die Fachjury des K-Tipp
Die Fachjury hat die Spirituosen blind degustiert – also ohne zu wissen, um welches Produkt es sich jeweils handelte. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
- Patrick Braun, Barkeeper/Spirituosensommelier
- Nicole Harreisser, Wein-& Spirituosenjournalistin
- Peter Jauch, Gin-Experte/Buchautor
- Arthur Nägele, Spirituosensommelier/Gründer Spirituosenakademie
- Dominik Vombach, Co-Chefredaktor des Genussmagazins «Falstaff»