André Schneider (Name geändert) aus Gurbrü BE schreibt: «Meine Frau liegt im Berner Inselspital in einem Viererzimmer. Eine Patientin geht ihr Tag und Nacht auf die Nerven. Sie möchte in ein Zweier- oder Einzelzimmer wechseln. Raten Sie mal, was das kostet!»
Billig ist es nicht: Allgemeinversicherte zahlen für ein Bett im Zweierzimmer einen Zuschlag von 240 Franken pro Nacht, für ein Einzelzimmer sogar 360 Franken. Dabei handelt es sich um den reinen Hotellerieaufschlag. Medizinische Mehrleistungen gehören nicht dazu – also auch keine freie Arztwahl.
Im Vergleich zu anderen Unispitälern zählt das Berner Inselspital noch zu den günstigsten. Die Unispitäler in Zürich und Basel verlangen für ein besseres Zimmer zwei bis drei Mal so viel wie das Inselspital (siehe Tabelle im PDF).
Preise in 15 Spitälern verglichen
Der K-Tipp verglich die Preise in den 15 grössten Deutschschweizer Spitälern. Sechs von ihnen bieten kein reines Zimmer- und Hotellerie-Upgrade an. Das ist in der Tabelle jeweils mit «Nicht möglich» vermerkt. Das heisst: Wer dort im Zweier- oder Einzelzimmer liegen möchte, zahlt auch für medizinische Mehrleistungen. Das ist für die Spitäler und vor allem die Ärzte ein noch einträglicheres Geschäft.
Höchster Aufpreis im Stadtspital Zürich
Bei den reinen Zimmer- und Hotellerieaufschlägen sind die Stadtspitäler Waid und Triemli der Stadt Zürich am teuersten. Sie verlangen von Allgemeinversicherten 550 Franken Zuschlag im Zweierzimmer und 1100 Franken für ein Einzelzimmer – pro Nacht. Halbprivatversicherte zahlen fürs Einzelzimmer 550 Franken.
Die Verantwortlichen der Stadtspitäler rechtfertigen die Aufschläge mit Zusatzleistungen. Auf einige davon dürften Patienten allerdings kaum grossen Wert legen. Aufs Eintrittsgeschenk etwa. Oder aufs Geburtstagsgeschenk. Der Internetanschluss rechtfertigt einen solchen Aufpreis ebenfalls nicht – ebenso wenig der Zeitungsservice oder die Betreuung durch einen «Guest-Relations-Manager». Relevant dürfte für gewisse Patienten höchstens sein, dass im Einzelzimmer eine Begleitperson übernachten darf und dass es Essen à la carte gibt.
Die meisten Spitäler verlangen fürs Einzelzimmer einen viel höheren Aufschlag als grosse Schweizer 5-Sterne-Hotels. Im Zürcher Luxushotel Dolder etwa kostet eine Übernachtung im Superior-Doppelzimmer 400 Franken pro Person, im Superior-Ein-zelzimmer 600 Franken. Der Aufpreis beträgt also «nur» 200 Franken. Im 5-Sterne-Hotel Bellevue in Bern sind es im Standardzimmer 126 Franken. Und im Superior-Zimmer des Suvretta-House in St. Moritz sogar nur 60 Franken.
Der K-Tipp wollte von den Unispitälern Basel und Zürich wissen, wie die enormen Aufschläge zu erklären sind. Beim Unispital Zürich war die Rede von «Nebenleistungen wie verlängerten Besuchszeiten oder qualifizierterer Betreuung». Das Unispital Basel schwieg dazu.
Das Spital Thurgau und das Kantonsspital Baselland zeigen, dass es auch wesentlich günstiger geht.Sie verlangen von allen verglichenen Spitälern am wenigsten.
André Schneiders Frau kam schliesslich in ein Zweierzimmer. Und zwar gratis. «Zwischenzeitlich ging es ihr so schlecht, dass der Arzt sie von sich aus in ein Zweierzimmer verlegte», berichtet ihr Mann.