Eiweiss unterstütze «das Wachstum und den Erhalt der Muskelmasse». Damit wirbt Ochsner Sport auf seiner Website für «Shake Whey Protein 94» von Sponser. Kostenpunkt: 32 Franken für 420 Gramm. Das Eiweisspulver mit Vanillegeschmack ist nur eines von Dutzenden Eiweisspräparaten des Händlers.
Auch die Migros im Fitnesspark Münstergasse in Zürich hat das Geschäft mit den Eiweisspräparaten entdeckt. Sie verkauft zum Beispiel für 3 Franken den Riegel «30 % Protein Plus» der bekannten US-Marke Powerbar. Er schmeckt nach Vanille und Kokosnuss und wiegt 55 Gramm. 17 Gramm davon sind Eiweiss. Der Riegel ist auch in vielen anderen Läden erhältlich.
Für gesunde Freizeitsportler, die sich abwechslungsreich ernähren, sind solch teure Präparate unnötig. Das schreiben die Fachleute der deutschen Zeitschrift «Gute Pillen – schlechte Pillen». Forscher der US-amerikanischen University of Washington belegten bereits 2003, dass Eiweissprodukte «weder Ausdauer noch Kraft» erhöhen. Ihre Aussagen basieren auf der Auswertung mehrerer Studien.
Auch Samuel Mettler, Experte für Sporternährung an der Berner Fachhochschule, sagt: «Wer einigermassen ausgewogen isst, nimmt genug Eiweiss auf.» Viel Eiweiss steckt in Fleisch, Milchprodukten, Nüssen, Eiern, Getreideprodukten und in Hülsenfrüchten wie Bohnen und Linsen. Wichtig sei es, das Eiweiss über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, sagt Mettler. Grund: Der Körper speichert es nicht lange.
Grünes Gemüse, Schoggi und Nüsse liefern genug Magnesium
Sportgeschäfte und Fitnesscenter verkaufen auch Magnesiumpräparate. Sie sollen beim Training vor Krämpfen schützen. Etwa der Riegel «Natural Energy Cereal Bar» von Powerbar für 2 Franken (40 Gramm). Doch «Gute Pillen – schlechte Pillen» kommt zum Schluss: Es gibt keine «hochwertigen Studien», die die Wirkung von Magnesium auf sportlich bedingte Muskelkrämpfe untersucht haben. Laut Mettler kann man mit dem Essen genug Magnesium zu sich nehmen. Grünes Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und dunkle Schokolade enthalten besonders viel davon.
Präparate mit L-Carnitin sollen vor Muskelkater schützen und die Fettverbrennung ankurbeln. Der Schweizer Internetshop Sportbenzin verkauft Trinkampullen von Weider mit L-Carnitin. 20 Stück kosten Fr. 64.90. Der Nutzen des Stoffs sei «unumstritten», steht auf der Website. Er habe eine «Schlüsselfunktion im Fettstoffwechsel». Das stimmt nicht. 2011 zeigten Forscher der Uni von Birmingham (GB): Es gibt keinen Nachweis, dass L-Carnitin in den Fettstoffwechsel eingreift. Die Arbeit veröffentlichten sie in der Zeitschrift «Obesity».
Auch gegen Muskelkater nütze L-Carnitin nichts, sagt Mettler. Das unabhängige Forschernetzwerk Cochrane prüfte im vergangenen Jahr 50 Studien mit L-Carnitin und ähnlichen Substanzen. Fazit: Die Muskelschmerzen besserten sich wenig.
Ochsner Sport und Sportbenzin verweisen auf die Produktbeschreibungen der Hersteller. Die Migros sagt, die Kunden wünschten solche Produkte.