Fast täglich melden sich beim K-Tipp Kreditsuchende, die auf einen Vermittler hereingefallen sind. Zum Beispiel Heinz Huwiler aus Steinach SG. Er suchte im Internet einen Kredit in der Höhe von 16 000 Franken. Damit wollte er neue Möbel kaufen. Er stiess auf Topmoney.ch, betrieben von der Top AG Ltd. mit Sitz im britischen Manchester.
Huwiler tippte die gewünschte Summe mit einer Laufzeit von 24 Monaten ein und füllte ein Formular aus. Topmoney meldete ihm kurz darauf: «Ihr Antrag ist bewilligt. Ihrer Anfrage über 16 000 Franken wurde von einem unserer Finanzpartner entsprochen.»
Kredit entpuppte sich als Schuldensanierung
Gleichzeitig forderte Topmoney 550 Franken, angeblich «die Hälfte der Provision». Huwiler zahlte und erhielt darauf die Vertragsunterlagen von einer Letramministrazione SA mit Sitz in Lugano TI. Sie verlangte «als Sicherheit» drei Monatsraten sowie eine Rate à Fr. 706.50 – insgesamt 2826 Franken. Huwiler zahlte auch dies.
Erst als ihn Letramministrazione nach seinen Schulden fragte, wurde er hellhörig. Ihm wurde klar, dass er gar keinen Kreditvertrag abgeschlossen hatte – sondern einen Auftrag zu einer Schuldensanierung. Anders als beim Kredit erhält man dabei kein Geld, sondern zahlt bestehende Schulden in Raten ab. Huwiler hatte aber gar keine Schulden. Er kündigte sofort und verlangte sein Geld zurück. Letramministrazione versprach ihm eine Rückzahlung von Fr. 1344.10. Vom eingezahlten Geld zog die Firma zwei Monatsraten sowie verschiedene Kosten ab.
Dem K-Tipp schreibt Letramministrazione: «In unserem Schriftverkehr, den Vertragsunterlagen und auf unserer Website existiert keinerlei Hinweis auf eine Kreditvergabe.» Trotzdem versprach die Firma Anfang Dezember, Huwiler das gesamte Guthaben «aus Kulanz» zu erstatten. Eingelöst hat sie dieses Versprechen bis Redaktionsschluss allerdings nicht.
Sanierungsvertrag lässt sich anfechten
Thomas Schmutz von Topmoney bestreitet, dass seine Website irreführend ist. Das Staatssekretariat für Wirtschaft habe sie für korrekt befunden. Das Seco bestätigt dies gegenüber dem K-Tipp. Es werde aber den Sachverhalt wegen weiterer Meldungen zu Topmoney erneut überprüfen.
Schmutz sagt, es finde sich auf der Website kein Hinweis, dass Kredite vermittelt würden, und es sei ersichtlich, dass man eine Anfrage zur Finanzsanierung stelle. Trotzdem stornierte Topmoney den Vertrag «aus Kulanz» und zahlte die Provision zurück.
Heinz Huwiler ist kein Einzelfall. Beim Dachverband Schuldenberatung Schweiz melden sich viele Betroffene, die einen Kredit suchten, aber einen Schuldensanierungsvertrag erhielten. Laut Geschäftsleiter Sébastien Mercier kann man solche Verträge wegen Irrtum anfechten. Doch er weiss aus Erfahrung: Vielen fehlen das Geld und die Nerven, die eingezahlten Summen auf dem Rechtsweg zurückzuholen.
Das Bundesgericht verurteilte in einem ähnlichen Fall einen Finanzvermittler wegen Betrug. Der Täter habe den Eindruck erweckt, gegen eine vorab zu zah-lende Provision einen Kredit zu vermitteln (Urteil 6B_609/2011). Sein Vorgehen war arglistig, da er sich gezielt an geschäftsunerfahrene Personen in einer finanziellen Notlage richtete. Laut Gericht erbrachte er für die Provision zudem keine gleichwertige Gegenleistung.
So erkennen Sie dubiose Finanzvermittler
Kreditvermittler dürfen laut Gesetz keine Provisionen verlangen. Verlangt jemand Vorauszahlungen, gilt: Finger weg!
Eine Liste mit unvorteilhaften Kreditangeboten und Finanzsanierungen ist zu finden unter Ktipp.ch } Service } Warnlisten.
Vorsicht vor Angeboten mit Sprüchen wie «Es gibt immer eine Lösung, auch bei Betreibungen» und «Ablehnung ausgeschlossen».
Tipp: Nehmen Sie nie einen Kredit auf, um Schulden zurückzuzahlen. Wer seine Rechnungen nicht mehr begleichen kann, sollte sich mit dem Gläubiger über eine Ratenzahlung einigen und sich bei Bedarf an eine seriöse Budgetberatungsstelle wenden. Diese sind zu finden unter www.schulden.ch } Adressen Beratungsstellen deutsche Schweiz.