Stets tiefe Prämien? Nein!
Die Assura versprach «lebenslang» günstige Prämien. Jetzt zeigt sich: Die Krankenkasse hat Mühe, dieses Versprechen zu halten.
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K-Tipp 20/2011
25.11.2011
Letzte Aktualisierung:
29.11.2011
Ernst Meierhofer
Es sind schön klingende Sätze, die man in den offiziellen Mitteilungen der Krankenkasse lesen kann: «Bei der Assura bleiben Sie ewig jung», heisst es über die Spitalzusatzversicherungen halbprivat oder privat. Und: «Die Assura garantiert Ihnen die lebenslange Aufrechterhaltung des Eintrittsalters.»
Weiter: «Die meisten Krankenversicherer erhöhen mit zunehmendem Alter der Versicherten die Prämien. Wenn Sie Ihr Vertrauen der...
Es sind schön klingende Sätze, die man in den offiziellen Mitteilungen der Krankenkasse lesen kann: «Bei der Assura bleiben Sie ewig jung», heisst es über die Spitalzusatzversicherungen halbprivat oder privat. Und: «Die Assura garantiert Ihnen die lebenslange Aufrechterhaltung des Eintrittsalters.»
Weiter: «Die meisten Krankenversicherer erhöhen mit zunehmendem Alter der Versicherten die Prämien. Wenn Sie Ihr Vertrauen der Assura schenken, vermeiden Sie solche Überraschungen. Mit den Jahren erwächst Ihnen somit kein Nachteil, sondern Sie werden für Ihre Treue belohnt.»
Monatsprämie 2012: 123 statt 88 Franken
Im krassen Gegensatz dazu steht die Prämienerhöhung, die die Assura bei ihrer Privatspitalzusatzversicherung Optima Plus vorgenommen hat. Die Prämie fürs Jahr 2012 steigt in fünf Kantonen – darunter in Zürich – um satte 40 Prozent. Beispiel: Ein Zürcher, der jahrelang 68 Franken im Monat gezahlt hatte, musste dieses Jahr 88 Franken überweisen, ab 2012 kostet ihn die gleiche Deckung fürs 1-Bett-Zimmer 123 Franken.
Das zeigt: Die Assura hat ein Problem mit der sogenannten Eintrittsalter-Prämie.
Die meisten anderen Krankenkassen berechnen die Prämien der Spitalzusatzversicherung nach dem effektiven Lebensalter der Kunden. Das führt zu regelmässigen Alterssprüngen. Alle fünf Jahre – zum Beispiel mit 65 und 70 – kommt eine markante Prämienerhöhung, und im hohen Alter können die Tarife unbezahlbar werden.
Bei den Eintrittsalter-Prämien der Assura hingegen zahlen die Jüngeren im Prinzip etwas mehr, dafür gibt es später keine Alterssprünge. Vielmehr steigen die Prämien theoretisch nur gemäss den gestiegenen Gesundheitskosten.
Das ist Theorie. Denn eine Kasse kann das System der Eintrittsalter-Prämien nur dann aufrechterhalten, wenn es ihr gelingt, immer wieder jüngere Kunden zu gewinnen.
Das ist offensichtlich nicht gelungen – und deshalb griff die Assura zu einem Trick. Sie wollte die Kategorie Optima Plus kurzerhand schliessen. In mehreren offiziellen Dokumenten der Assura tauchte im Herbst 2011 der Begriff «geschlossener Bestand» auf.
Schliessung des Bestandes bedeutet: Es kommen bei dieser Versicherungskategorie keine Neukunden mehr dazu, die jüngeren bestehenden Versicherten zügeln weg, nur die älteren Kunden bleiben. Die steigenden Kosten der älteren Leute verteilen sich auf weniger Versicherte – und die Prämien explodieren.
Jean-Bernard Pillonel, Generaldirektor der Assura, bestätigte dem K-Tipp noch Ende Oktober: «Wir verkaufen die Kategorie Optima Plus seit einigen Jahren nicht mehr.»
Optima Plus: Assura krebst zurück
Doch jetzt macht die Assura einen Schwenk. «Wir bedauern, dass der Begriff ‹geschlossenes Produkt› verwendet wurde», schreibt Pillonel nun. Optima Plus sei weiterhin ein «aktives und attraktives» Produkt. Seit dem 17. November ist Optima Plus auch wieder auf der Homepage der Assura aufgeschaltet. Vorher war das Produkt für lange Zeit verschwunden. Im internen Offertensystem der Assura-Agenten fehlte das Produkt aber bis Redaktionsschluss. Auf der schriftlich vorliegenden Prämienübersicht für die Verkäufer vom September 2011 ist Optima Plus für das Jahr 2012 nicht aufgeführt.
Der K-Tipp wollte von der Assura wissen: Was können betroffene Optima-Plus-Kunden tun? Bis zu welchem Alter und unter welchen Umständen können sie sich z. B. von privat auf halbprivat (2-Bett-Zimmer) herunterstufen lassen? Können Privatversicherte mit Optima Plus ins Einzelzimmer-Spitalprodukt Ultra wechseln, das sogar bessere Leistungen bietet, aber etwa im Kanton Zürich billiger ist als Optima Plus? Oder ist ein Transfer möglich ins Produkt Priveco Plus, bei dem das Einzelzimmer nur in öffentlichen Spitälern versichert ist? Es kam keine Antwort.
Eines steht fest: Assura-Kunden können Zusatzversicherungen bis Ende Jahr kündigen, falls diese teurer werden.
