Das kleine, gasbetriebene Blockheizkraftwerk im Keller des Zweifamilienhauses von Anna und Heini Glauser und ihren Nachbarn schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Es liefert genügend Wärme für Heizung und Warmwasser. Und es erzeugt Strom. Dieser wird erst im Haus verbraucht. Bleibt ein Überschuss, fliesst er ins Netz des Elektrizitätswerks (EW) der Aargauer Gemeinde Windisch.
Doch Energieingenieur Glauser und seine Frau können sich über ihre Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlage nicht uneingeschränkt freuen. Denn unter dem Strich machen sie in Sachen Strom kein besonders gutes Geschäft.
Mehr Strom geliefert als bezogen
Konkret: Letztes Jahr flossen total 7614 Kilowattstunden (kWh) Elektrizität aus Glausers Keller ins Netz des EW Windisch. Wenn keine oder nur wenig Wärme benötigt wird und die Anlage nicht läuft, kaufen Glausers für sich und ihre Nachbarn Elektrizität aus dem Netz hinzu. 2015 waren das 5067 kWh. Übers Jahr gesehen lieferten Glausers also unter dem Strich 2547 kWh ins Netz.
Finanziell jedoch resultierte ein Verlust: Für den ins Netz eingespeisten Strom erhielten Glausers eine Vergütung von total 438 Franken – für den vom Elektrizitätswerk gelieferten Strom zahlten sie total 1012 Franken. Sie gaben also mehr Strom ins Netz ab, als sie daraus bezogen – legten per Saldo aber 574 Franken drauf.
Nur der Energiepreis wird rückvergütet
Grund: Die Vergütung pro Kilowattstunde eingespeisten Strom ist massiv tiefer als der Tarif, zu dem das Elektrizitätswerk eine Kilowattstunde Strom verkauft. Denn bei Letzterem kommen zum eigentlichen Energiepreis noch Netznutzungskosten, Abgaben an Bund, Gemeinde und die nationale Netzgesellschaft Swissgrid sowie die Mehrwertsteuer dazu.
Das ist nicht nur beim EW Windisch so, sondern trifft auf viele Schweizer Elektrizitätswerke zu: Sie müssen laut Energieverordnung für eingespeisten Strom nämlich nur den Energiepreis rückvergüten. «Sie wären aber absolut frei, einen besseren Tarif zu geben», sagt Glauser. «Ein EW spart ja Kosten, wenn Strom aus dezentralen Kleinanlagen zum richtigen Zeitpunkt, den man vereinbaren könnte, eingespeist wird.»
Auch fiele eine höhere Vergütung angesichts der geringen Anzahl an Kleinanlagen finanziell für ein Stromversorgungsunternehmen kaum ins Gewicht – für die einzelnen Anlagenbetreiber indes sehr wohl. Heini Glauser sagt: «Als Betreiber einer kleinen Stromanlage komme ich mir unter den aktuellen Gegebenheiten schon ziemlich verschaukelt vor. Da sieht man, wie dezentrale Stromproduktion bestraft wird.»
Beim EW Windisch sah man sich unter anderem wegen Ferienabwesenheit des Leiters und des zuständigen Gemeinderats ausserstande, vor Ende Februar zum vorliegenden Fall Stellung zu nehmen.
Es gäbe gute Gründe, Kleinlieferanten von Strom zu belohnen:
Kleinere Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlagen lassen sich in jeden Heizkeller einbauen und können je nach Grösse ganze Häusergruppen in der Nähe mit Wärme und Strom versorgen. Das reduziert den teuren Transport über lange Distanzen, bei dem viel Energie ungenutzt verloren geht. Und es hilft, das nationale Stromübertragungsnetz und die überregionalen Verteilnetze zu entlasten.
Solche Anlagen nutzen die zugeführte Energie – meist Gas – sehr effizient: Ihr Motor treibt einen Generator an und erzeugt so Elektrizität. Gleichzeitig dient die dabei entstehende Wärme fast vollumfänglich zum Heizen und zur Wassererwärmung. Laut dem Bundesamt für Energie wird der Antriebsbrennstoff damit zu 90 bis 95 Prozent genutzt, der Energieverlust ist also gering. Zum Vergleich: Rein stromerzeugende thermische Kraftwerke kommen auf Wirkungsgrade von unter 30 bis maximal rund 60 Prozent.
Kommt hinzu: Anlagen mit Wärme-Kraft-Kopplung (WWK) produzieren dann am meisten Strom, wenn geheizt wird – im Winter. Dieser Strom könnte somit dazu beitragen, dass die Schweiz in der kalten Jahreszeit weniger Elektrizität importieren muss. Seit 2004/05 wurden im Winterhalbjahr per saldo jeweils von 1,6 bis 6,9 Milliarden kWh Strom eingeführt. Strom aus Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlagen könnte zudem im Hinblick auf den Ausstieg aus der Atomkraft die vorab im Sommer anfallende Energie aus Solaranlagen ideal ergänzen.
«Dezentraler Strom ist förderungswürdig»
Würde stattdessen Strom aus grossen Gas- oder Kohlekraftwerken importiert, wäre das auch punkto CO2-Ausstoss nachteilig. Denn diese Kraftwerke erzeugen pro Kilowattstunde Strom von 330 bis 1000 Gramm CO2, während es bei einer erdgasbetriebenen Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlage bei voller Wärmenutzung nur 220 Gramm sind.
Für Energieingenieur Heini Glauser ist daher klar: «Dezentrale Stromproduktion auch durch Wärme-Kraft-Kopplung ist aus längerfristigen Überlegungen förderungswürdig.» In Deutschland wird die WKK-Technologie bereits mit Fördergeldern unterstützt. Dort stammen heute mehr als 16 Prozent des produzierten Stroms aus WKK-Anlagen – in der Schweiz erst knapp 3 Prozent.