Ein Elektroauto muss häufiger an die Steckdose als ein Benziner an die Tanksäule. Der Grund: Die Batterie von Elektroautos fasst wenig Energie. Beispiel: Das Elektromodell Renault Zoe fährt mit einer einzigen Ladung nur rund 120 Kilometer weit.
Grundsätzlich ist es einfach, ein Elektroauto zu betanken: An die Steckdose anschliessen, fertig. Die Realität ist jedoch um einiges komplizierter.
Problem 1: Eine Ladestation finden
Laut dem Internetverzeichnis Lemnet.org gibt es in der Schweiz bereits über 1600 öffentlich zugängliche Stationen, um ein Elektroauto zu betanken. Doch eine passende und zugängliche Station zu finden, ist alles andere als einfach. Das zeigt eine Stichprobe Mitte April in Männedorf ZH, wo es laut Lemnet.org vier Lademöglichkeiten gibt:
Für die M-Way-Ladestation an der Emil-Staub-Strasse 2 braucht es eine spezielle Tankkarte. Man kann sie im Restaurant gegenüber abholen. Bei der Stichprobe war um 9.30 Uhr niemand dort. Grund: Das Restaurant ist an Werktagen erst ab 11.30 Uhr geöffnet, am Samstag und Sonntag ab 12 Uhr.
Die Garage Illert an der Seestrasse 47 war geöffnet. Doch hier passte der Stecker nicht zum Renault-Modell (siehe Kasten im PDF).
Auf dem Ladeparkplatz der Park-and-Ride-Anlage an der Mittelwiesstrasse stand ein Benzinauto. Das Kästchen mit der Aufschrift www.park-charge.net war abgeschlossen. Unter dieser Internetadresse heisst es, man müsse eine Park-and-Charge-Mitgliedschaft abschliessen, damit man hier Strom tanken könne.
Beim Restaurant des Strandbads Sonnenfeld befindet sich eine weitere Lademöglichkeit. Doch das Strandbad war Mitte April geschlossen.
Problem 2: Tanken unnötig kompliziert
Wer eine Ladestation benutzen will, braucht eine Kundenkarte des jeweiligen Betreibers. Und es gibt weitere Hürden. Beispiel Sportzentrum Linth-Arena in Näfels GL: Wer kein Abo des Betreibers Move hat, muss ein SMS mit dem Text «Laden BA-9676-7» an die Nummer 9234 senden. Nach dem Anschluss des Elektroautos an die Ladestation braucht es ein weiteres SMS mit dem Text «Okay» an die Nummer 234. Mit anderen Worten: Ohne Handy kein Strom fürs Auto.
Ähnlich an der Ladestation in Meilen ZH: Der Kunde muss auch hier ein SMS verschicken, um Zugang zur Steckdose zu bekommen. Diese befindet sich in einer Tiefgarage. Dort hat das Handy allerdings keinen Empfang.
Problem 3: Aufladen kann sehr teuer sein
Viele Betreiber von Ladestationen rechnen nach Ladezeit ab oder pro Ladevorgang – also nicht nach der getankten Strommenge. Die Preise sind denn auch sehr unterschiedlich: Eine volle Ladung für den Renault Zoe kostet bei der Firma Evpass für Nichtmitglieder Fr. 12.50, bei der Firma Move rund 16 Franken. Und bei Swisscharge sind es im Durchschnitt 7 Franken.
Weiteres Ärgernis: Zahlen mit Debitkarte oder mit Bargeld ist in den meisten Fällen nicht möglich. Akzeptiert werden Kreditkarten – allerdings nur solche mit einem Funkchip.
Dass es anders geht, zeigt zum Beispiel die Gemeinde Glarus: Bei ihren technischen Betrieben können E-Fahrer im Stadtzentrum an zwei Ladeplätzen ihre Fahrzeuge gratis aufladen.
Infos zum Aufladen gibt die Broschüre «Anschluss finden – Elektromobilität und Infrastruktur». Download unter E-Mobile.ch ! Informationen