Den 29. August 2023 werden Bruno und Imelda Andreotti aus Schwanden GL nicht vergessen: Am späteren Nachmittag begrub ein Erdrutsch ihr Haus unter einer meterdicken Schlammschicht. «Wir sassen am Tisch und assen etwas Kleines, als drei Polizisten an unserer Tür klingelten», erinnert sich der 72-jährige Bruno Andreotti. «Wir mussten sofort aus dem Haus, ohne etwas mitnehmen zu können.» Das Ehepaar schaffte es gerade noch, das Haus rechtzeitig verlassen. «Eine Stunde später stand es nicht mehr.»
Damit verlor das Ehepaar auf einen Schlag sein gesamtes Hab und Gut. «Fotos, Zeugnisse, Zeichnungen – alle Andenken an die Kinder und Eltern sind weg. Das tut weh», sagt Andreotti. Er und seine Frau fanden für die erste Zeit Unterschlupf im reformierten Pfarrhaus von Matt GL.
Unter der Schlammlawine liegen auch drei Geräte der Telekommunikationsfirma Sunrise: zwei TV-Boxen und ein Internetrouter. Andreottis hätten diese Geräte im November 2023 an Sunrise zurückschicken sollen, weil sie den Vertrag auf diesen Termin gekündigt hatten.
Rückgabe rechtlich nicht geschuldet
Doch nun war eine Rückgabe nicht mehr möglich – und damit rechtlich nicht geschuldet. Denn wenn ein gemieteter Gegenstand wegen Hochwasser, Erdrutsch oder wegen einer Lawine verloren geht, ist es dem Mieter nicht mehr möglich, die Ware zurückzugeben. Deshalb muss er laut Gesetz auch keinen Schadenersatz zahlen.
Bruno Andreotti teilte Sunrise Mitte September per Einschreiben mit, dass sein Haus verschüttet worden sei und er die Geräte deshalb nicht zurückschicken könne. Zusätzlich legte er ein Schreiben der Gemeinde Schwanden bei, worin diese das Unglück bestätigte.
Das Ehepaar Andreotti ging davon aus, dass die Sache damit erledigt sei. Doch im Dezember letzten Jahres reklamierte Sunrise bei ihnen, weil die Geräte nicht zurückgeschickt worden waren, und verlangte eine Gebühr von je 100 Franken. Bruno Andreotti schilderte Sunrise in einem eingeschriebenen Brief nochmals seine Situation – doch ohne Erfolg. Anfang Jahr stellte ihm Sunrise eine Rechnung über 300 Franken für «nicht retournierte Hardware» zu.
Dank K-Tipp: Sunrise krebst zurück
Erst als sich der K-Tipp einschaltete, gab Sunrise nach und strich die Gebühr. Es habe sich um ein Versehen gehandelt, hiess es auf Anfrage. Das Unternehmen entschuldigte sich bei Bruno und Imelda Andreotti «für die Umstände».