Swisscom & Co. schröpfen ihre Kunden
In der Schweiz zahlen Mobiltelefonierer wesentlich höhere Gesprächsgebühren als im restlichen Europa. Swisscom, Sunrise und Orange bleiben eine plausible Begründung allerdings schuldig.
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K-Tipp 1/2005
12.01.2005
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Der grosse Preissturz fand bei der Mobiltelefonie 1999 statt - ein Jahr, nachdem der Markt liberalisiert worden war. Damals sanken die Preise bei Swisscom, Sunrise (ehemals Diax) und Orange um immerhin 15 bis 30 Prozent.
Seither hat sich kaum mehr was getan. Nur in den Jahren 2000 und 2002 profitierten Kundinnen und Kunden noch von kleinen Preissenkungen.
Günstige Handys - überhöhte Gebühren
Folge: In kaum einem europäischen Land ist mobi...
Der grosse Preissturz fand bei der Mobiltelefonie 1999 statt - ein Jahr, nachdem der Markt liberalisiert worden war. Damals sanken die Preise bei Swisscom, Sunrise (ehemals Diax) und Orange um immerhin 15 bis 30 Prozent.
Seither hat sich kaum mehr was getan. Nur in den Jahren 2000 und 2002 profitierten Kundinnen und Kunden noch von kleinen Preissenkungen.
Günstige Handys - überhöhte Gebühren
Folge: In kaum einem europäischen Land ist mobil telefonieren teurer als in der Schweiz. Selbst die österreichischen Telefongesellschaften, die vor den gleichen topografischen Problemen stehen wie die schweizerischen, bieten die Gespräche halb so teuer an. Das zeigen die Statistiken des britischen Marktforschers Teligen, welche die Preise von Swisscom und Sunrise berücksichtigen. Die wichtigsten Fakten aus dieser Studie:
- Wenig-Telefonierer: Er zahlt bei der Swisscom, unter Berücksichtigung von Abo und SIM-Karte, Fr. 39.55 im Monat. Beim günstigsten österreichischen Anbieter sind es Fr. 18.30. Mehrpreis in der Schweiz: 116 Prozent.
- Durchschnitts-Telefonierer (siehe Grafik): Seine Kosten belaufen sich bei Swisscom auf Fr. 105.25. In Österreich würde er für die gleichen Gespräche nur Fr. 51.30 bezahlen. Mehrpreis in der Schweiz: 105 Prozent.
- Viel-Telefonierer: Bei der Swisscom zahlt er Fr. 184.15, in Österreich nur Fr. 92.40. Mehrpreis in der Schweiz: 99 Prozent.
Die Telefongesellschaften lassen den Vorwurf der Abzockerei nicht auf sich sitzen. Sie reagieren auf den internationalen Preisvergleich gebetsmühlenartig mit der Standardbegründung der Schweizer Wirtschaft: höheres Preis- und Lohnniveau.
Doch sie nennen auch andere Gründe. «In der Schweiz», sagt Swisscom-Sprecher Sepp Huber, «ist die Subventionierung der Endgeräte im Durchschnitt am höchsten. Wesentlich höher auch als in Österreich.» Konkret heisst das: Die Swisscom «verschenkt» oder verbilligt Handys. Im Gegenzug zahlen die Kunden überhöhte Gebühren. Und dabei geht es um hap-pige Beträge. Allein im Jahr 2003 setzte die Swisscom laut eigenen Angaben 350 Millionen Franken für Ge-rätesubventionierungen ein. Und durch überhöhte Gebühren holte sie dies wieder herein.
Kostentreibend wirkt laut Huber zudem, dass die Schweiz «zehnmal schärfere Grenzwerte für die Antennenstrahlung» kenne. «Das verteuert den Netzbau.» Einzuwenden ist hier, dass das GSM-Netz seit längerem gebaut ist. Doch die Preise bleiben mehr oder weniger konstant auf hohem Niveau.
Die «späte Öffnung des Marktes für alternative Anbieter» habe preistreibend gewirkt, sagt Kian Ramezani von Sunrise. Denn dadurch seien «grössere Marketinginvestitionen seitens der alternativen Anbieter» nötig geworden, erklärt Orange-Sprecherin Therese Wenger. Swisscom habe vorher «umsatzstarke Kundinnen und Kunden im Alleingang beworben».
Wenger sagt weiter, die Schweizer Mobiltelefon-Kunden achteten wenig auf die Preise. In Nachbarländern würden die Kunden bereits bei einem Preisunterschied von 5 Prozent den Anbieter wechseln.
«In der Schweiz muss die Preisdifferenz mindestens 30 Prozent betragen, damit ein Wechsel in Betracht gezogen wird», sagt Orange-Sprecherin Wenger. Das erkläre, warum noch immer über 60 Prozent der Mobiltelefonierer «mit dem teuersten Anbieter, das heisst mit dem Exmonopolisten telefonieren». Gemeint ist damit natürlich die Swisscom.
Der K-Tipp möchte deshalb wissen, ob die Schweizer Kundinnen und Kunden tatsächlich wenig preissensibel sind, ob die Gebühren zu hoch sind, wie es um den Service der Telefongesellschaften steht, wie der Empfang und wie die Dienstleistungen der Hotlines eingeschätzt werden.
K-Tipp-Fragebogen: Machen Sie mit!
Diese und ähnliche Fragen möchte der K-Tipp von Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, beantworten lassen. Denn immer wieder erhält der K-Tipp Leserbeschwerden über unübersichtliche, wenn nicht gar falsche Rechnungen, über endlose Wartezeiten an den Hotlines, über lausige Auskünfte.
Den entsprechenden Fragebogen finden Sie auf dieser Seite. Die Beantwortung der Fragen dauert nur ein paar Minuten.
Der K-Tipp-Fragebogen lässt sich auch aus dem Internet im PDF-Format unter www.ktipp.ch herunterladen, ausdrucken, ausfüllen und per Post verschicken. Zusätzlich können Sie ihn so an Freunde und Bekannte weitergeben, damit sich diese ebenfalls an der Umfrage beteiligen können.
Einsendeschluss für den Fragebogen ist der 26. Januar.
Mobiltelefonie: Wie beurteilen Sie die Anbieter?
Swisscom, Orange und Sunrise: Wie gut sind die Dienstleistungen der drei Mobiltelefonie-Anbieter? Was ist von den Tarifen zu halten?
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