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20.11.2019
Swisscom und Post sind selbständige Aktiengesellschaften. Die Post ist noch zu 100 Prozent im Besitz des Bundes, Swisscom zum überwiegenden Teil. Beide garantieren einen Teil der Grundversorgung für die Schweizer Bevölkerung.
Swisscom und Post sind mittlerweile aber auch weltweit aktive Konzerne – finanziert mit dem Geld der Schweizer Kunden und Steuerzahler. Während in der Schweiz Poststellen geschlossen sowie die Preise erhöht werden, investieren die Bundesbetriebe im Ausland Milliarden. Häufig setzen sie dabei viel Geld in den Sand.
Swisscom ist an über 19 ausländischen Firmen beteiligt. Der Wert dieser Investitionen in der Bilanz beträgt laut Geschäftsbericht 2015 rund 7,5 Milliarden Franken. Jeden vierten Franken investiert der gesamte Swisscom-Konzern in Italien.
Vor neun Jahren hat Swisscom die italienische Firma Fastweb für rund 7 Milliarden Franken gekauft. Im Geschäftsbericht des Swisscom-Konzerns ist Fastweb noch mit einem Wert von 2,7 Milliarden aufgeführt. Fastweb fuhr Jahr für Jahr Verluste ein. Dank kräftiger Investitionen ist das heute nicht mehr so. Trotzdem: 2015 schrieb der Swisscom-Konzern bei Fastweb 635 Millionen Franken ab, ein Jahr zuvor gar 744 Millionen.
Swisscom-Sprecherin Annina Merk sagt: «Die in der Bilanz aufgeführten Werte widerspiegeln in keiner Art und Weise die getätigten Investitionen in diese Beteiligungen.» Und: «Swisscom hat in der Schweiz im letzten Jahr über 1,8 Milliarden Franken in die Infrastruktur investiert. Das Geld für die Investitionen bei Fastweb stammt nicht aus der Schweiz, sondern ausschliesslich aus Italien.»
Swisscom: Von Belgien bis Singapur
Auch in Belgien besitzt die Swisscom eine Tochtergesellschaft: die Swisscom Belgium N.V. Dieses Unternehmen ist in der Bilanz mit einem Wert von 4,7 Milliarden eingesetzt. Einziges Ziel dieses Unternehmens: Andere Firmen aufkaufen – auch hier mit dem Geld der Schweizer Konsumenten.
Mit der undurchsichtigen Tochter Ventures beteiligt sich Swisscom ausserdem an Hochrisikofirmen im In- und Ausland. Seit dem Jahr 2000 hat Swisscom gemäss eigenen Angaben so rund 100 Millionen Franken in rund 50 kleine und mittlere Firmen investiert. Dies zur Hauptsache in der Schweiz, aber auch in den USA, Frankreich, Singapur und weiteren Ländern.
Eigentlich sollte Swisscom aus der Vergangenheit gelernt haben. So versenkte der Bundesbetrieb in den 1990er-Jahren einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag in Malaysia und Indien. Und 2004 musste sie die deutsche Firma Debitel mit einem Verlust von etwa 3 Milliarden Franken verkaufen. Auch in Tschechien und Österreich versuchte sie sich – erfolglos.
Post: 44 Beteiligungen im Ausland
Ein ähnliches Bild bei der Post: Sie hält 44 Beteiligungen an Firmen im Ausland. Zum Beispiel in Singapur: Dort erledigt Swiss Post Solutions interne Postdienste für Schweizer Banken. Wie viel Umsatz und Gewinn dabei anfallen, will die Post nicht sagen.
In Frankreich besitzt die Postauto AG 19 Carfirmen mit 779 Autobussen. Die 1250 Angestellten sind rund um Lyon, im Elsass, in Languedoc-Roussillon, in der Provence und an der Côte d’Azur im Einsatz. Umsatz rund 90 Millionen Franken und 1,7 Millionen Franken Gewinn vor Steuern und Zinsen.
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Geld der andern verprassen - mehr Klartext
Der Gedanke dieses Artikels ist gut. Doch genau hier stellt sich einfach die Frage, warum wir zwar oberflächliche Fakten aber keine Lösungsvorschläge bekommen, wie bspw. mit der Arroganz von solchen Unternehmen, die eigentlich anteilsweise uns gehören, umzugehen ist. Haben wir Steuerzahler (auf diesen Reizbegriff spricht ja der Artikel an) wirklich keine Einflussmöglichkeiten? Und wenn nein: Warum diskutieren Sie solche rechtsstaatlichen Fehler nicht? Weiter ist es m. E. Aufgabe des K-Tipps, nicht bloss Skandale aufzudecken, sondern auch wirklich Lese-Anleitungen und Kommentare zu geben, wie man. z. B. Bilanzen eines solchen Konzerns und seinern Machenschaften lesen muss - es ist ein alter Trick der Unternehmen, durch Begriffsverwirrung und Geschwurbel Interessierte auszuschliessen. Das heisst: Warum muss z. B. eine Post keine Auskunft geben? Welche aktien-rechtlichen Vorteile nützt sie hier aus, die wir aber kennen sollten? Warum fehlt es an juristisch versierten JournalistInnen, die sich solcher (wenig skandalträchtigen) Themen annehmen und effiziente Informationen bereitstellen können, damit sich bspw. auch Bürger-Initiativen bilden können, die ganz klar dieses Gebahren öffentlich machen? Hier scheint mir die Legitimation des K-Tipps zu liegen, denn die Gegeninitative wurde unter Beizug eines ideologischen Schlagabtauschs geführt. Oft zu recht: Wenn nur immer \"Skandale\" formuliert werden, haben die Gegner mit der Populismuskeule Vorteile. Viel mehr könnte man aber endlich die Unternehmen zwingen, mit Informationen herauszurücken - aber als juristisch unbedachte Person traut man sich da nicht ran. Und helfen tut einem der K-Tipp auch nicht besonders.