«Swissmilk green»: Nicht alle Bauern profitieren
Seit September sind konventionell hergestellte Milchprodukte teurer. Grund ist das Label «Swissmilk green». Angeblich verdienen die Bauern damit mehr. Das stimmt nur teilweise.
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K-Tipp 19/2019
12.11.2019
Letzte Aktualisierung:
04.12.2019
Markus Fehlmann
Ob Milch, Butter oder Rahm: Vor ein paar Wochen erhöhten mehrere Detailhändler bei verschiedenen Nahrungsmitteln aus konventioneller Milch die Preise – um 5 bis 15 Rappen. Grund dafür ist das Label «Swissmilk green». Dafür sollen Bauern angeblich 3 Rappen mehr pro Liter Milch erhalten (K-Tipp 16/2019).
«Ich ...
Ob Milch, Butter oder Rahm: Vor ein paar Wochen erhöhten mehrere Detailhändler bei verschiedenen Nahrungsmitteln aus konventioneller Milch die Preise – um 5 bis 15 Rappen. Grund dafür ist das Label «Swissmilk green». Dafür sollen Bauern angeblich 3 Rappen mehr pro Liter Milch erhalten (K-Tipp 16/2019).
«Ich erhalte gleich viel wie vorher»
Doch längst nicht alle Bauern bekommen den Zuschlag. Pirmin Sager (Name geändert) aus dem Kanton Thurgau zum Beispiel stutzte, als er die neue Abrechnung seines Milchverarbeiters erhielt. Zwar weist die Thur Milch Ring AG ab Oktober den Zuschlag für «Swissmilk green» von 3 Rappen aus – allerdings senkte sie gleichzeitig den Grundpreis um 3 Rappen. Sager: «Am Ende erhalte ich also gleich viel. Das ist nicht das, was man den Konsumenten versprochen hat, die für die Produkte mehr zahlen müssen.» Die Thur Milch Ring AG schreibt dem K-Tipp dazu, der ausbezahlte Milchpreis orientiere sich «am realisierbaren Marktpreis».
Die Schaffhauser Strähl Käse AG wiederum gibt nur die Hälfte des Aufschlags an die Bauern weiter. Auf Anfrage schreibt Geschäftsführer Peter Strähl: «Wir können den Milchproduzenten nur den Mehrwert weitergeben, den der Markt und die Konsumenten zu zahlen bereit sind. Wir rechnen aktuell mit 1,5 Rappen Mehrerlös auf den Liter Milch gerechnet.»
Eingeführt hat das Label die Branchenorganisation Milch. Geschäftsführer Stefan Kohler sagt: «Die Preiserhöhung in den Läden muss vollständig an die Bauern weitergegeben werden. Eine Margenverbesserung des Detailhandels oder der Verarbeiter auf dem Rücken unseres Programms tolerieren wir nicht.»
Laut Kohler wurde der Zuschlag im ersten Monat bei 82 Prozent der Milch vollumfänglich an die Bauern weitergegeben. Das heisst aber auch: Für jeden fünften Liter erhielten die Bauern den Zuschlag nicht oder nur teilweise.