Tatort Briefkasten
Kriminelle fischen immer wieder Couverts mit Zahlungsaufträgen aus Briefkästen. Ein neues Formular und ein Sicherheitscouvert sollen das jetzt verunmöglichen.
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K-Tipp 2/2003
29.01.2003
Pirmin Schilliger - redaktion@ktipp.ch
Der Trick ist simpel: Die Betrüger klauben Couverts mit schriftlichen Zahlungsaufträgen von Bank- oder Postkunden aus dem Postbriefkasten. Anschliessend verändern sie die Beträge oder ersetzen beiliegende Einzahlungsscheine durch solche mit der eigenen Kontonummer. Dann stecken sie die Papiere wieder in ein Couvert, das sie beim nächsten Briefkasten einwerfen.
Ergebnis: Das Geld fliesst direkt aufs Konto der Kriminellen. Noch bevor die Manipulation entdeckt wird, haben die T...
Der Trick ist simpel: Die Betrüger klauben Couverts mit schriftlichen Zahlungsaufträgen von Bank- oder Postkunden aus dem Postbriefkasten. Anschliessend verändern sie die Beträge oder ersetzen beiliegende Einzahlungsscheine durch solche mit der eigenen Kontonummer. Dann stecken sie die Papiere wieder in ein Couvert, das sie beim nächsten Briefkasten einwerfen.
Ergebnis: Das Geld fliesst direkt aufs Konto der Kriminellen. Noch bevor die Manipulation entdeckt wird, haben die Täter das Geld abgehoben und das Weite gesucht.
Die Betrügereien im Zahlungsverkehr begannen laut Roger Buchs, Leiter Untersuchungen/Ermittlungen bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), vor vier Jahren in der ganzen Schweiz. Verschiedene Banken wie Berner Kantonalbank, CS, UBS, ZKB rüsteten daraufhin ihre eigenen Briefkästen mit Rückholsperren aus. Diese verhindern, dass Couverts herausgefischt werden können. Doch nach wie vor gibt es bei kleineren Banken unsichere Briefkästen.
Ein noch grösseres Risiko sind die 20 000 Briefkästen der Post. Postfinance-Sprecher Alex Josty räumt ein, dass die Post zurzeit evaluiert, ob zwecks höherer Sicherheit die Briefkästen mit besseren Klappen und Schlössern ausgerüstet werden sollten.
«Deliktbetrag von mehreren Millionen»
Die kriminellen Gruppen jedenfalls sind in der Schweiz weiterhin aktiv. Allein die Kantonspolizei Zürich bearbeitete letztes Jahr 70 entsprechende Fälle. Dazu Karl Steiner von der Infozentrale: «Der Deliktbetrag dürfte mehrere Millionen Franken betragen.»
Künftig sollen die «Auftragsfälscher» nicht mehr ganz so leichtes Spiel haben. Die Trüb AG in Aarau, eine Spezialfirma für Kredit-, Kunden- und Identitätskarten, entwickelte neue Formulare und Couverts für den schriftlichen Zahlungsauftrag. Diese sollen Missbräuche weitgehend verunmöglichen. Die ZKB hat sie jetzt als erste Bank in der Schweiz eingeführt.
Hertor Bauer, Marketingleiter von Trüb, sagt nur so viel zum neuen Zahlungsauftrag: ein zusammenhängendes System aus Formular und Couvert, das sich nur einmal unbeschadet öffnen lässt, sowie gewissen Personalisierungselementen. «Die Bankbeamten können jetzt Manipulationen durch Dritte schneller auf die Schliche kommen und Schaden rechtzeitig verhindern», sagt Markus Ruggiero, Leiter Produktmanager Zahlungsverkehr bei der ZKB.
Laut Bauer interessieren sich inzwischen verschiedene weitere Banken für den sichereren Zahlungsauftrag. In Abklärung ist das neue System unter anderem bei der Basler und bei der Berner Kantonalbank.
Der Schalter ist die beste Annahmestelle
Rechtlich haften die Banken zwar nicht für die Fehlüberweisungen, wenn diese ausserhalb ihres Einflussbereiches passieren. «Die ZKB behandelt die Schadenfälle aber kulant, wenn der Kunde seine Sorgfaltspflicht eingehalten hat», sagt ZKB-Untersuchungsleiter Roger Buchs.
Insgesamt wurden 2002 in der Schweiz über 70 Millionen schriftliche Zahlungsaufträge ausgeführt. Wer weiterhin auf diese Methode setzt und ganz sicher gehen will, dass sein Couvert nicht in die Hände von Unbefugten gerät, sollte dieses direkt am Bank- oder Postschalter abgeben (siehe auch Kasten links).
Kontrollieren Sie die Belastungsanzeigen der Bank genau
- Das Couvert mit den Zahlungsaufträgen nie abends oder am Wochenende in den Briefkasten werfen. Die Täter haben sonst genügend Zeit, den Brief herauszufischen.
- Couverts nie in einen überfüllten Briefkasten werfen.
- Zahlungsauftrag korrekt ausfüllen: Die für den Frankenbetrag nicht benötigten Felder streichen oder mit Nullen füllen. Sonst können die Kriminellen mit vorangefügten Zahlen den Betrag vervielfachen.
- Die Dauer vom Versand des Zahlungsauftrags bis zur Anzeige der Transaktion überwachen. Bei Unsicherheit sofort die Bank kontaktieren.
- Belastungsanzeigen und Kontoauszüge der Bank genau kontrollieren und Ungereimtheiten sofort melden.